Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf gieng er gerades Wegs zu der Königstochter, stellte sich hinter sie, und brummte ein wenig. Da schaute sie rückwärts, und erkannte den Bären, und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer, und sprach 'lieber Bär, was willst du?' Antwortete er 'mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der König ißt.' Da ließ sie den Zuckerbäcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen, da stellte sich der Bär aufrecht, nahm ihm die Schüssel ab, und brachte sie seinem Herrn. 'Sieht er, Herr Wirth,' sprach der Jäger, 'nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.' Er rief seinen Löwen herbei, und sprach 'lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.' Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte einmal, da sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer, und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen, und sprach 'lieber Löwe, was willst du?' Antwortete er 'mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.' Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf gieng er gerades Wegs zu der Königstochter, stellte sich hinter sie, und brummte ein wenig. Da schaute sie rückwärts, und erkannte den Bären, und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer, und sprach ‘lieber Bär, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der König ißt.’ Da ließ sie den Zuckerbäcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen, da stellte sich der Bär aufrecht, nahm ihm die Schüssel ab, und brachte sie seinem Herrn. ‘Sieht er, Herr Wirth,’ sprach der Jäger, ‘nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.’ Er rief seinen Löwen herbei, und sprach ‘lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte einmal, da sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer, und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen, und sprach ‘lieber Löwe, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0416" n="378"/> Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf gieng er gerades Wegs zu der Königstochter, stellte sich hinter sie, und brummte ein wenig. Da schaute sie rückwärts, und erkannte den Bären, und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer, und sprach ‘lieber Bär, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der König ißt.’ Da ließ sie den Zuckerbäcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen, da stellte sich der Bär aufrecht, nahm ihm die Schüssel ab, und brachte sie seinem Herrn. ‘Sieht er, Herr Wirth,’ sprach der Jäger, ‘nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.’ Er rief seinen Löwen herbei, und sprach ‘lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte einmal, da sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer, und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen, und sprach ‘lieber Löwe, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach </p> </div> </body> </text> </TEI> [378/0416]
Tatzen links und rechts ein paar Ohrfeigen, daß die ganze Wache zusammen fiel, und darauf gieng er gerades Wegs zu der Königstochter, stellte sich hinter sie, und brummte ein wenig. Da schaute sie rückwärts, und erkannte den Bären, und hieß ihn mit gehn in ihre Kammer, und sprach ‘lieber Bär, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Zuckerwerk, wies der König ißt.’ Da ließ sie den Zuckerbäcker kommen, der mußte Zuckerwerk backen, wies der König aß, und dem Bären vor die Thüre tragen, da stellte sich der Bär aufrecht, nahm ihm die Schüssel ab, und brachte sie seinem Herrn. ‘Sieht er, Herr Wirth,’ sprach der Jäger, ‘nun habe ich Brot, Fleisch, Zugemüs und Zuckerwerk, aber ich will auch Wein trinken, wie ihn der König trinkt.’ Er rief seinen Löwen herbei, und sprach ‘lieber Löwe, du trinkst dir doch gerne einen Rausch, geh und hol mir Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da schritt der Löwe über die Straße, und die Leute liefen vor ihm, und als er an die Wache kam, wollte sie den Weg sperren, aber er brüllte einmal, da sprang alles fort. Nun gieng der Löwe vor das königliche Zimmer, und klopfte mit seinem Schweif an die Thüre. Da kam die Königstochter heraus, und wäre fast über den Löwen erschrocken, aber sie erkannte ihn an dem goldenen Schloß von ihrem Halsbande, und hieß ihn mit in ihre Kammer gehen, und sprach ‘lieber Löwe, was willst du?’ Antwortete er ‘mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier, ich soll bitten um Wein, wie ihn der König trinkt.’ Da ließ sie den Mundschenk kommen, der sollte dem Löwen Wein geben, wie ihn der König tränke. Sprach
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |