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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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auch halten; geh nur und mach ihm auf.' Sie gieng und öffnete die Thüre, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief 'heb mich herauf zu dir.' Sie that es nicht bis es der König befahl. Als der Frosch auf den Stuhl gekommen war, sprach er 'nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen.' Das that sie nun, aber man sah wohl daß sies nicht gerne that. Der Frosch ließ sichs gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bißlein im Halse. Endlich sprach er 'nun hab ich mich satt gegessen, und bin müde, trag mich hinauf in dein Kämmerlein, und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.' Da fieng die Königstochter an zu weinen, und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren sich getraute, und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig, und sprach 'wer dir geholfen hat, als du in der Noth warst, den mußt du hernach nicht verachten, und was du versprochen hast, das mußt du auch halten.' Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf, und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen, und sprach 'ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du, heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.' Da ward sie bitterböse, faßte ihn und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand; nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.'

Als aber der Frosch herab fiel, stand da ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer

auch halten; geh nur und mach ihm auf.’ Sie gieng und öffnete die Thüre, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief ‘heb mich herauf zu dir.’ Sie that es nicht bis es der König befahl. Als der Frosch auf den Stuhl gekommen war, sprach er ‘nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen.’ Das that sie nun, aber man sah wohl daß sies nicht gerne that. Der Frosch ließ sichs gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bißlein im Halse. Endlich sprach er ‘nun hab ich mich satt gegessen, und bin müde, trag mich hinauf in dein Kämmerlein, und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.’ Da fieng die Königstochter an zu weinen, und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren sich getraute, und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig, und sprach ‘wer dir geholfen hat, als du in der Noth warst, den mußt du hernach nicht verachten, und was du versprochen hast, das mußt du auch halten.’ Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf, und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen, und sprach ‘ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du, heb mich herauf, oder ich sags deinem Vater.’ Da ward sie bitterböse, faßte ihn und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand; nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.’

Als aber der Frosch herab fiel, stand da ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/42>, abgerufen am 21.11.2024.