Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.' Gieng also zum König, und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, und warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus, und that es auf die Tafel, er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach 'im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,' und sprachs dreimal, aber die Königstochter rührte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. 'Du Blitzmädel, steh auf,' rief er, 'steh auf, oder es geht dir nicht gut.' Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen, und sprach 'du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?' 'Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte' antwortete er. 'Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von

und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.’ Gieng also zum König, und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, und warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus, und that es auf die Tafel, er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,’ und sprachs dreimal, aber die Königstochter rührte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. ‘Du Blitzmädel, steh auf,’ rief er, ‘steh auf, oder es geht dir nicht gut.’ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen, und sprach ‘du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?’ ‘Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte’ antwortete er. ‘Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0515" n="477"/>
und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.&#x2019; Gieng also zum König, und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, und warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus, und that es auf die Tafel, er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach &#x2018;im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,&#x2019; und sprachs dreimal, aber die Königstochter rührte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. &#x2018;Du Blitzmädel, steh auf,&#x2019; rief er, &#x2018;steh auf, oder es geht dir nicht gut.&#x2019; Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen, und sprach &#x2018;du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?&#x2019; &#x2018;Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte&#x2019; antwortete er. &#x2018;Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0515] und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.’ Gieng also zum König, und bot ihm an die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört daß ein abgedankter Soldat herumziehe, und die Gestorbenen wieder lebendig mache, und dachte der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räthe, die sagten aber er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, und warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fieng an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus, und that es auf die Tafel, er wußte aber nicht in welcher Ordnung es liegen mußte, und legte alles verkehrt durch einander. Dann stellte er sich davor und sprach ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Todte, steh auf,’ und sprachs dreimal, aber die Königstochter rührte sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. ‘Du Blitzmädel, steh auf,’ rief er, ‘steh auf, oder es geht dir nicht gut.’ Wie er das gesprochen, kam der heil. Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster herein gegangen, und sprach ‘du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Todte auferstehen, da du ihr Gebein so unter einander geworfen hast?’ ‘Bruderherz, ich habs gemacht so gut ich konnte’ antwortete er. ‘Diesmal will ich dir aus der Noth helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/515
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/515>, abgerufen am 24.11.2024.