Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.Stein auf, und keilte ihm die beiden Pfoten mit einem Schlag so fest daß er wie ein Gefangener da liegen bleiben mußte. 'Warte da so lange bis ich wieder komme,' sagte der Spielmann, und gieng seines Weges. Über eine Weile sprach er abermals zu sich selber 'mir wird hier im Walde Zeit und Weile lang, ich will einen andern Gesellen herbei holen,' nahm seine Geige und fidelte wieder in den Wald hinein. Nicht lange, so kam ein Fuchs durch die Bäume daher geschlichen. 'Ach, ein Fuchs kommt!' sagte der Spielmann, 'nach dem trage ich kein Verlangen.' Der Fuchs kam zu ihm heran, und sprach 'ei, du lieber Spielmann, was fidelst du so schön! das möcht ich auch lernen.' 'Das ist bald gelernt,' sprach der Spielmann, 'du mußt nur alles thun, was ich dich heiße.' 'O Spielmann,' antwortete der Fuchs, 'ich will dir gehorchen, wie ein Schüler seinem Meister.' 'Folge mir,' sagte der Spielmann, und als sie ein Stück Wegs gegangen waren, kamen sie auf einen Fußweg, zu dessen beiden Seiten hohe Sträuche standen. Da hielt der Spielmann still, bog von der einen Seite ein Haselnußbäumchen zur Erde herab und trat mit dem Fuß auf die Spitze, dann bog er von der andern Seite noch ein Bäumchen herab, und sprach 'wohlan, Füchslein, wenn du etwas lernen willst, so reich mir deine linke Vorderpfote.' Der Fuchs gehorchte, und der Spielmann band ihm die Pfote an den linken Stamm. 'Füchslein,' sprach er, 'nun reich mir die rechte' und band sie ihm an den rechten Stamm. Dann ließ er los, und die Bäumchen fuhren in die Höhe, und schnellten das Füchslein hinauf daß es in der Luft schwebte und zappelte. 'Warte da so Stein auf, und keilte ihm die beiden Pfoten mit einem Schlag so fest daß er wie ein Gefangener da liegen bleiben mußte. ‘Warte da so lange bis ich wieder komme,’ sagte der Spielmann, und gieng seines Weges. Über eine Weile sprach er abermals zu sich selber ‘mir wird hier im Walde Zeit und Weile lang, ich will einen andern Gesellen herbei holen,’ nahm seine Geige und fidelte wieder in den Wald hinein. Nicht lange, so kam ein Fuchs durch die Bäume daher geschlichen. ‘Ach, ein Fuchs kommt!’ sagte der Spielmann, ‘nach dem trage ich kein Verlangen.’ Der Fuchs kam zu ihm heran, und sprach ‘ei, du lieber Spielmann, was fidelst du so schön! das möcht ich auch lernen.’ ‘Das ist bald gelernt,’ sprach der Spielmann, ‘du mußt nur alles thun, was ich dich heiße.’ ‘O Spielmann,’ antwortete der Fuchs, ‘ich will dir gehorchen, wie ein Schüler seinem Meister.’ ‘Folge mir,’ sagte der Spielmann, und als sie ein Stück Wegs gegangen waren, kamen sie auf einen Fußweg, zu dessen beiden Seiten hohe Sträuche standen. Da hielt der Spielmann still, bog von der einen Seite ein Haselnußbäumchen zur Erde herab und trat mit dem Fuß auf die Spitze, dann bog er von der andern Seite noch ein Bäumchen herab, und sprach ‘wohlan, Füchslein, wenn du etwas lernen willst, so reich mir deine linke Vorderpfote.’ Der Fuchs gehorchte, und der Spielmann band ihm die Pfote an den linken Stamm. ‘Füchslein,’ sprach er, ‘nun reich mir die rechte’ und band sie ihm an den rechten Stamm. Dann ließ er los, und die Bäumchen fuhren in die Höhe, und schnellten das Füchslein hinauf daß es in der Luft schwebte und zappelte. ‘Warte da so <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="52"/> Stein auf, und keilte ihm die beiden Pfoten mit einem Schlag so fest daß er wie ein Gefangener da liegen bleiben mußte. ‘Warte da so lange bis ich wieder komme,’ sagte der Spielmann, und gieng seines Weges.</p><lb/> <p>Über eine Weile sprach er abermals zu sich selber ‘mir wird hier im Walde Zeit und Weile lang, ich will einen andern Gesellen herbei holen,’ nahm seine Geige und fidelte wieder in den Wald hinein. Nicht lange, so kam ein Fuchs durch die Bäume daher geschlichen. ‘Ach, ein Fuchs kommt!’ sagte der Spielmann, ‘nach dem trage ich kein Verlangen.’ Der Fuchs kam zu ihm heran, und sprach ‘ei, du lieber Spielmann, was fidelst du so schön! das möcht ich auch lernen.’ ‘Das ist bald gelernt,’ sprach der Spielmann, ‘du mußt nur alles thun, was ich dich heiße.’ ‘O Spielmann,’ antwortete der Fuchs, ‘ich will dir gehorchen, wie ein Schüler seinem Meister.’ ‘Folge mir,’ sagte der Spielmann, und als sie ein Stück Wegs gegangen waren, kamen sie auf einen Fußweg, zu dessen beiden Seiten hohe Sträuche standen. Da hielt der Spielmann still, bog von der einen Seite ein Haselnußbäumchen zur Erde herab und trat mit dem Fuß auf die Spitze, dann bog er von der andern Seite noch ein Bäumchen herab, und sprach ‘wohlan, Füchslein, wenn du etwas lernen willst, so reich mir deine linke Vorderpfote.’ Der Fuchs gehorchte, und der Spielmann band ihm die Pfote an den linken Stamm. ‘Füchslein,’ sprach er, ‘nun reich mir die rechte’ und band sie ihm an den rechten Stamm. Dann ließ er los, und die Bäumchen fuhren in die Höhe, und schnellten das Füchslein hinauf daß es in der Luft schwebte und zappelte. ‘Warte da so </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0090]
Stein auf, und keilte ihm die beiden Pfoten mit einem Schlag so fest daß er wie ein Gefangener da liegen bleiben mußte. ‘Warte da so lange bis ich wieder komme,’ sagte der Spielmann, und gieng seines Weges.
Über eine Weile sprach er abermals zu sich selber ‘mir wird hier im Walde Zeit und Weile lang, ich will einen andern Gesellen herbei holen,’ nahm seine Geige und fidelte wieder in den Wald hinein. Nicht lange, so kam ein Fuchs durch die Bäume daher geschlichen. ‘Ach, ein Fuchs kommt!’ sagte der Spielmann, ‘nach dem trage ich kein Verlangen.’ Der Fuchs kam zu ihm heran, und sprach ‘ei, du lieber Spielmann, was fidelst du so schön! das möcht ich auch lernen.’ ‘Das ist bald gelernt,’ sprach der Spielmann, ‘du mußt nur alles thun, was ich dich heiße.’ ‘O Spielmann,’ antwortete der Fuchs, ‘ich will dir gehorchen, wie ein Schüler seinem Meister.’ ‘Folge mir,’ sagte der Spielmann, und als sie ein Stück Wegs gegangen waren, kamen sie auf einen Fußweg, zu dessen beiden Seiten hohe Sträuche standen. Da hielt der Spielmann still, bog von der einen Seite ein Haselnußbäumchen zur Erde herab und trat mit dem Fuß auf die Spitze, dann bog er von der andern Seite noch ein Bäumchen herab, und sprach ‘wohlan, Füchslein, wenn du etwas lernen willst, so reich mir deine linke Vorderpfote.’ Der Fuchs gehorchte, und der Spielmann band ihm die Pfote an den linken Stamm. ‘Füchslein,’ sprach er, ‘nun reich mir die rechte’ und band sie ihm an den rechten Stamm. Dann ließ er los, und die Bäumchen fuhren in die Höhe, und schnellten das Füchslein hinauf daß es in der Luft schwebte und zappelte. ‘Warte da so
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |