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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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gieng er zu der Wittwe und freite sie, und die Hochzeit ward gehalten.

Am andern Morgen, als die beiden Mädchen sich aufmachten, da stand vor des Mannes Tochter Milch zum Waschen und Wein zum Trinken, vor der Frau Tochter aber stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken. Am zweiten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken so gut vor des Mannes Tochter als vor der Frau Tochter. Und am dritten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken vor des Mannes Tochter, und Milch zum Waschen und Wein zum Trinken vor der Frau Tochter, und dabei bliebs. Die Frau ward ihrer Stieftochter spinnefeind und wußte nicht wie sie es ihr von einem Tag zum andern schlimmer machen sollte. Auch war sie neidisch, weil ihre Stieftochter schön und lieblich war, ihre rechte Tochter aber häßlich und widerlich.

Einmal im Winter, als es steinhart gefroren hatte und Berg und Thal vollgeschneit lag, machte die Frau ein Kleid von Papier, rief das Mädchen und sprach 'da zieh das Kleid an, geh hinaus in den Wald und hol mir ein Körbchen voll Erdbeeren; ich habe Verlangen danach.' 'Du lieber Gott,' sagte das Mädchen, 'im Winter wachsen ja keine Erdbeeren, die Erde ist gefroren, und der Schnee hat auch alles zugedeckt. Und warum soll ich in dem Papierkleide gehen? es ist draußen so kalt, daß einem der Athem friert: da weht ja der Wind hindurch und die Dornen reißen mirs vom Leib.' 'Willst du mir noch widersprechen?' sagte die Stiefmutter, 'mach daß du fortkommst, und laß dich nicht eher wieder sehen als bis du das Körbchen voll Erdbeeren hast.' Dann gab sie ihm noch ein

gieng er zu der Wittwe und freite sie, und die Hochzeit ward gehalten.

Am andern Morgen, als die beiden Mädchen sich aufmachten, da stand vor des Mannes Tochter Milch zum Waschen und Wein zum Trinken, vor der Frau Tochter aber stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken. Am zweiten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken so gut vor des Mannes Tochter als vor der Frau Tochter. Und am dritten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken vor des Mannes Tochter, und Milch zum Waschen und Wein zum Trinken vor der Frau Tochter, und dabei bliebs. Die Frau ward ihrer Stieftochter spinnefeind und wußte nicht wie sie es ihr von einem Tag zum andern schlimmer machen sollte. Auch war sie neidisch, weil ihre Stieftochter schön und lieblich war, ihre rechte Tochter aber häßlich und widerlich.

Einmal im Winter, als es steinhart gefroren hatte und Berg und Thal vollgeschneit lag, machte die Frau ein Kleid von Papier, rief das Mädchen und sprach ‘da zieh das Kleid an, geh hinaus in den Wald und hol mir ein Körbchen voll Erdbeeren; ich habe Verlangen danach.’ ‘Du lieber Gott,’ sagte das Mädchen, ‘im Winter wachsen ja keine Erdbeeren, die Erde ist gefroren, und der Schnee hat auch alles zugedeckt. Und warum soll ich in dem Papierkleide gehen? es ist draußen so kalt, daß einem der Athem friert: da weht ja der Wind hindurch und die Dornen reißen mirs vom Leib.’ ‘Willst du mir noch widersprechen?’ sagte die Stiefmutter, ‘mach daß du fortkommst, und laß dich nicht eher wieder sehen als bis du das Körbchen voll Erdbeeren hast.’ Dann gab sie ihm noch ein

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[80/0162] gieng er zu der Wittwe und freite sie, und die Hochzeit ward gehalten. Am andern Morgen, als die beiden Mädchen sich aufmachten, da stand vor des Mannes Tochter Milch zum Waschen und Wein zum Trinken, vor der Frau Tochter aber stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken. Am zweiten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken so gut vor des Mannes Tochter als vor der Frau Tochter. Und am dritten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken vor des Mannes Tochter, und Milch zum Waschen und Wein zum Trinken vor der Frau Tochter, und dabei bliebs. Die Frau ward ihrer Stieftochter spinnefeind und wußte nicht wie sie es ihr von einem Tag zum andern schlimmer machen sollte. Auch war sie neidisch, weil ihre Stieftochter schön und lieblich war, ihre rechte Tochter aber häßlich und widerlich. Einmal im Winter, als es steinhart gefroren hatte und Berg und Thal vollgeschneit lag, machte die Frau ein Kleid von Papier, rief das Mädchen und sprach ‘da zieh das Kleid an, geh hinaus in den Wald und hol mir ein Körbchen voll Erdbeeren; ich habe Verlangen danach.’ ‘Du lieber Gott,’ sagte das Mädchen, ‘im Winter wachsen ja keine Erdbeeren, die Erde ist gefroren, und der Schnee hat auch alles zugedeckt. Und warum soll ich in dem Papierkleide gehen? es ist draußen so kalt, daß einem der Athem friert: da weht ja der Wind hindurch und die Dornen reißen mirs vom Leib.’ ‘Willst du mir noch widersprechen?’ sagte die Stiefmutter, ‘mach daß du fortkommst, und laß dich nicht eher wieder sehen als bis du das Körbchen voll Erdbeeren hast.’ Dann gab sie ihm noch ein

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/162>, abgerufen am 21.11.2024.