Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder gut machen wollte, erlaubte er ihm sich eine Gnade auszubitten und versprach ihm die größte Ehrenstelle, die er sich an seinem Hofe wünschte. Der Diener schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen und eine Weile darin herum zu ziehen. Als seine Bitte erfüllt war, machte er sich auf den Weg und kam eines Tags an einem Teich vorbei, wo er drei Fische bemerkte, die sich im Rohr gefangen hatten und nach Wasser schnappten. Obgleich man sagt, die Fische wären stumm, so vernahm er doch ihre Klage daß sie so elend umkommen müßten. Weil er ein mitleidiges Herz hatte, so stieg er vom Pferde ab und setzte die drei Gefangenen wieder ins Wasser. Sie zappelten vor Freude, streckten die Köpfe heraus und riefen ihm zu 'wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten daß du uns errettet hast.' Er ritt weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor als hörte er zu seinen Füßen in dem Sand eine Stimme. Er horchte und vernahm wie ein Ameisenkönig klagte, 'wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Thieren vom Leib blieben! da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!' Er lenkte auf einen Seitenweg ein und der Ameisenkönig rief ihm zu 'wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.' Der Weg führte ihn in einen Wald und da sah er einen Rabenvater und eine Rabenmutter, die standen bei ihrem Nest und warfen ihre Jungen heraus. 'Fort mit euch, ihr Galgenschwengel,' riefen sie, 'wir können euch nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug, und könnt euch selbst ernähren.' Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder gut machen wollte, erlaubte er ihm sich eine Gnade auszubitten und versprach ihm die größte Ehrenstelle, die er sich an seinem Hofe wünschte. Der Diener schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen und eine Weile darin herum zu ziehen. Als seine Bitte erfüllt war, machte er sich auf den Weg und kam eines Tags an einem Teich vorbei, wo er drei Fische bemerkte, die sich im Rohr gefangen hatten und nach Wasser schnappten. Obgleich man sagt, die Fische wären stumm, so vernahm er doch ihre Klage daß sie so elend umkommen müßten. Weil er ein mitleidiges Herz hatte, so stieg er vom Pferde ab und setzte die drei Gefangenen wieder ins Wasser. Sie zappelten vor Freude, streckten die Köpfe heraus und riefen ihm zu ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten daß du uns errettet hast.’ Er ritt weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor als hörte er zu seinen Füßen in dem Sand eine Stimme. Er horchte und vernahm wie ein Ameisenkönig klagte, ‘wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Thieren vom Leib blieben! da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!’ Er lenkte auf einen Seitenweg ein und der Ameisenkönig rief ihm zu ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.’ Der Weg führte ihn in einen Wald und da sah er einen Rabenvater und eine Rabenmutter, die standen bei ihrem Nest und warfen ihre Jungen heraus. ‘Fort mit euch, ihr Galgenschwengel,’ riefen sie, ‘wir können euch nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug, und könnt euch selbst ernähren.’ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="107"/> beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder gut machen wollte, erlaubte er ihm sich eine Gnade auszubitten und versprach ihm die größte Ehrenstelle, die er sich an seinem Hofe wünschte.</p><lb/> <p>Der Diener schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen und eine Weile darin herum zu ziehen. 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Er horchte und vernahm wie ein Ameisenkönig klagte, ‘wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Thieren vom Leib blieben! da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!’ Er lenkte auf einen Seitenweg ein und der Ameisenkönig rief ihm zu ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.’ Der Weg führte ihn in einen Wald und da sah er einen Rabenvater und eine Rabenmutter, die standen bei ihrem Nest und warfen ihre Jungen heraus. ‘Fort mit euch, ihr Galgenschwengel,’ riefen sie, ‘wir können euch nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug, und könnt euch selbst ernähren.’ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0189]
beweisen, und da dieser sein Unrecht wieder gut machen wollte, erlaubte er ihm sich eine Gnade auszubitten und versprach ihm die größte Ehrenstelle, die er sich an seinem Hofe wünschte.
Der Diener schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Reisegeld, denn er hatte Lust die Welt zu sehen und eine Weile darin herum zu ziehen. Als seine Bitte erfüllt war, machte er sich auf den Weg und kam eines Tags an einem Teich vorbei, wo er drei Fische bemerkte, die sich im Rohr gefangen hatten und nach Wasser schnappten. Obgleich man sagt, die Fische wären stumm, so vernahm er doch ihre Klage daß sie so elend umkommen müßten. Weil er ein mitleidiges Herz hatte, so stieg er vom Pferde ab und setzte die drei Gefangenen wieder ins Wasser. Sie zappelten vor Freude, streckten die Köpfe heraus und riefen ihm zu ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten daß du uns errettet hast.’ Er ritt weiter, und nach einem Weilchen kam es ihm vor als hörte er zu seinen Füßen in dem Sand eine Stimme. Er horchte und vernahm wie ein Ameisenkönig klagte, ‘wenn uns nur die Menschen mit den plumpen Thieren vom Leib blieben! da tritt mir das ungeschickte Pferd mit seinen schweren Hufen meine Leute ohne Barmherzigkeit nieder!’ Er lenkte auf einen Seitenweg ein und der Ameisenkönig rief ihm zu ‘wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten.’ Der Weg führte ihn in einen Wald und da sah er einen Rabenvater und eine Rabenmutter, die standen bei ihrem Nest und warfen ihre Jungen heraus. ‘Fort mit euch, ihr Galgenschwengel,’ riefen sie, ‘wir können euch nicht mehr satt machen, ihr seid groß genug, und könnt euch selbst ernähren.’ Die armen Jungen lagen auf der Erde, flatterten und
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