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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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die er an den Strand zu den Füßen des Jünglings hinlegte, und als dieser sie aufhob und öffnete, so lag der Goldring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Könige und erwartete daß er ihm den verheißenen Lohn gewähren würde. Die stolze Königstochter aber, als sie vernahm, daß er ihr nicht ebenbürtig war, verschmähte ihn und verlangte er sollte zuvor eine zweite Aufgabe lösen. Sie gieng hinab in den Garten und streute selbst zehn Säcke voll Hirsen ins Gras. 'Die muß er Morgen, eh die Sonne hervor kommt, aufgelesen haben,' sprach sie, 'und darf kein Körnchen fehlen.' Der Jüngling setzte sich in den Garten und dachte nach wie es möglich wäre, die Aufgabe zu lösen, aber er konnte nichts ersinnen, saß da ganz traurig und erwartete bei Anbruch des Morgens zum Tode geführt zu werden. Als aber die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fielen, so sah er die zehn Säcke alle wohl gefüllt neben einander stehen, und kein Körnchen fehlte darin. Der Ameisenkönig war mit seinen tausend und tausend Ameisen in der Nacht herangekommen, und die dankbaren Thiere hatten den Hirsen mit großer Emsigkeit gelesen, und in die Säcke gesammelt. Die Königstochter kam selbst in den Garten herab und sah mit Verwunderung daß der Jüngling vollbracht hatte was ihm aufgegeben war. Aber sie konnte ihr stolzes Herz noch nicht bezwingen und sprach 'hat er auch die beiden Aufgaben gelöst, so soll er doch nicht eher mein Gemahl werden, bis er mir einen Apfel vom Baume des Lebens gebracht hat.' Der Jüngling wußte nicht, wo der Baum des Lebens stand, er machte sich auf und wollte immer zu gehen, so lange ihn seine Beine trügen, aber er hatte keine Hoffnung ihn zu finden. Als er

die er an den Strand zu den Füßen des Jünglings hinlegte, und als dieser sie aufhob und öffnete, so lag der Goldring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Könige und erwartete daß er ihm den verheißenen Lohn gewähren würde. Die stolze Königstochter aber, als sie vernahm, daß er ihr nicht ebenbürtig war, verschmähte ihn und verlangte er sollte zuvor eine zweite Aufgabe lösen. Sie gieng hinab in den Garten und streute selbst zehn Säcke voll Hirsen ins Gras. ‘Die muß er Morgen, eh die Sonne hervor kommt, aufgelesen haben,’ sprach sie, ‘und darf kein Körnchen fehlen.’ Der Jüngling setzte sich in den Garten und dachte nach wie es möglich wäre, die Aufgabe zu lösen, aber er konnte nichts ersinnen, saß da ganz traurig und erwartete bei Anbruch des Morgens zum Tode geführt zu werden. Als aber die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fielen, so sah er die zehn Säcke alle wohl gefüllt neben einander stehen, und kein Körnchen fehlte darin. Der Ameisenkönig war mit seinen tausend und tausend Ameisen in der Nacht herangekommen, und die dankbaren Thiere hatten den Hirsen mit großer Emsigkeit gelesen, und in die Säcke gesammelt. Die Königstochter kam selbst in den Garten herab und sah mit Verwunderung daß der Jüngling vollbracht hatte was ihm aufgegeben war. Aber sie konnte ihr stolzes Herz noch nicht bezwingen und sprach ‘hat er auch die beiden Aufgaben gelöst, so soll er doch nicht eher mein Gemahl werden, bis er mir einen Apfel vom Baume des Lebens gebracht hat.’ Der Jüngling wußte nicht, wo der Baum des Lebens stand, er machte sich auf und wollte immer zu gehen, so lange ihn seine Beine trügen, aber er hatte keine Hoffnung ihn zu finden. Als er

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[109/0191] die er an den Strand zu den Füßen des Jünglings hinlegte, und als dieser sie aufhob und öffnete, so lag der Goldring darin. Voll Freude brachte er ihn dem Könige und erwartete daß er ihm den verheißenen Lohn gewähren würde. Die stolze Königstochter aber, als sie vernahm, daß er ihr nicht ebenbürtig war, verschmähte ihn und verlangte er sollte zuvor eine zweite Aufgabe lösen. Sie gieng hinab in den Garten und streute selbst zehn Säcke voll Hirsen ins Gras. ‘Die muß er Morgen, eh die Sonne hervor kommt, aufgelesen haben,’ sprach sie, ‘und darf kein Körnchen fehlen.’ Der Jüngling setzte sich in den Garten und dachte nach wie es möglich wäre, die Aufgabe zu lösen, aber er konnte nichts ersinnen, saß da ganz traurig und erwartete bei Anbruch des Morgens zum Tode geführt zu werden. Als aber die ersten Sonnenstrahlen in den Garten fielen, so sah er die zehn Säcke alle wohl gefüllt neben einander stehen, und kein Körnchen fehlte darin. Der Ameisenkönig war mit seinen tausend und tausend Ameisen in der Nacht herangekommen, und die dankbaren Thiere hatten den Hirsen mit großer Emsigkeit gelesen, und in die Säcke gesammelt. Die Königstochter kam selbst in den Garten herab und sah mit Verwunderung daß der Jüngling vollbracht hatte was ihm aufgegeben war. Aber sie konnte ihr stolzes Herz noch nicht bezwingen und sprach ‘hat er auch die beiden Aufgaben gelöst, so soll er doch nicht eher mein Gemahl werden, bis er mir einen Apfel vom Baume des Lebens gebracht hat.’ Der Jüngling wußte nicht, wo der Baum des Lebens stand, er machte sich auf und wollte immer zu gehen, so lange ihn seine Beine trügen, aber er hatte keine Hoffnung ihn zu finden. Als er

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/191>, abgerufen am 21.11.2024.