Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte 'es liegt ein Knüppel darin.' 'Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? der macht ihn nur schwer.' 'Das will ich dir sagen,' antwortete der Meister, 'hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur 'Knüppel, aus dem Sack,' so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst 'Knüppel, in den Sack.' Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er 'Knüppel, aus dem Sack,' alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. 'Ja,' sagte er, 'man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.' Der Wirth spitzte die Ohren: 'was in aller Welt mag das sein?' dachte er 'der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.' Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte ‘es liegt ein Knüppel darin.’ ‘Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? der macht ihn nur schwer.’ ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Meister, ‘hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur ‘Knüppel, aus dem Sack,’ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst ‘Knüppel, in den Sack.’ Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er ‘Knüppel, aus dem Sack,’ alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.’ Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das sein?’ dachte er ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.’ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0302" n="220"/> ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte ‘es liegt ein Knüppel darin.’ ‘Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? der macht ihn nur schwer.’ ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Meister, ‘hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur ‘Knüppel, aus dem Sack,’ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst ‘Knüppel, in den Sack.’ Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er ‘Knüppel, aus dem Sack,’ alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.’ Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das sein?’ dachte er ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.’ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf </p> </div> </body> </text> </TEI> [220/0302]
ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten, einen Sack, und sagte ‘es liegt ein Knüppel darin.’ ‘Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten, aber was soll der Knüppel darin? der macht ihn nur schwer.’ ‘Das will ich dir sagen,’ antwortete der Meister, ‘hat dir jemand etwas zu leid gethan, so sprich nur ‘Knüppel, aus dem Sack,’ so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, daß sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher läßt er nicht ab als bis du sagst ‘Knüppel, in den Sack.’ Der Gesell dankte ihm, hieng den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er ‘Knüppel, aus dem Sack,’ alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte; und das gieng so geschwind, daß eh sichs einer versah die Reihe schon an ihm war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.’ Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das sein?’ dachte er ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.’ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf
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