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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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wenn wir ihn in einer großen Stadt vor Geld sehen ließen: wir wollen ihn kaufen.' Sie giengen zu dem Bauer und sprachen 'verkauft uns den kleinen Mann, er solls gut bei uns haben.' 'Nein,' antwortete der Vater, 'es ist mein Herzblatt, und ist mir für alles Gold in der Welt nicht feil.' Daumesdick aber, als er von dem Handel gehört, war an den Rockfalten seines Vaters hinaufgekrochen, stellte sich ihm auf die Schulter, und wisperte ihm ins Ohr 'Vater, gib mich nur hin, ich will schon wieder zurück kommen.' Da gab ihn der Vater für ein schönes Stück Geld den beiden Männern hin. 'Wo willst du sitzen?' sprachen sie zu ihm. 'Ach, setzt mich nur auf den Rand von eurem Hut, da kann ich auf und ab spazieren und die Gegend betrachten, und falle doch nicht herunter.' Sie thaten ihm den Willen, und als Daumesdick Abschied von seinem Vater genommen hatte, machten sie sich mit ihm fort. So giengen sie bis es dämmerig ward, da sprach der Kleine 'hebt mich einmal herunter, es ist nöthig.' 'Bleib nur droben,' sprach der Mann, auf dessen Kopf er saß, 'ich will mir nichts draus machen, die Vögel lassen mir auch manchmal was drauf fallen.' 'Nein,' sprach Daumesdick, 'ich weiß auch, was sich schickt: hebt mich nur geschwind herab.' Der Mann nahm den Hut ab, und setzte den Kleinen auf einen Acker am Weg, da sprang und kroch er ein wenig zwischen den Schollen hin und her, dann schlüpfte er plötzlich in ein Mausloch, das er sich ausgesucht hatte.' 'Guten Abend, ihr Herren, geht nur ohne mich heim,' rief er ihnen zu, und lachte sie aus. Sie liefen herbei und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick

wenn wir ihn in einer großen Stadt vor Geld sehen ließen: wir wollen ihn kaufen.’ Sie giengen zu dem Bauer und sprachen ‘verkauft uns den kleinen Mann, er solls gut bei uns haben.’ ‘Nein,’ antwortete der Vater, ‘es ist mein Herzblatt, und ist mir für alles Gold in der Welt nicht feil.’ Daumesdick aber, als er von dem Handel gehört, war an den Rockfalten seines Vaters hinaufgekrochen, stellte sich ihm auf die Schulter, und wisperte ihm ins Ohr ‘Vater, gib mich nur hin, ich will schon wieder zurück kommen.’ Da gab ihn der Vater für ein schönes Stück Geld den beiden Männern hin. ‘Wo willst du sitzen?’ sprachen sie zu ihm. ‘Ach, setzt mich nur auf den Rand von eurem Hut, da kann ich auf und ab spazieren und die Gegend betrachten, und falle doch nicht herunter.’ Sie thaten ihm den Willen, und als Daumesdick Abschied von seinem Vater genommen hatte, machten sie sich mit ihm fort. So giengen sie bis es dämmerig ward, da sprach der Kleine ‘hebt mich einmal herunter, es ist nöthig.’ ‘Bleib nur droben,’ sprach der Mann, auf dessen Kopf er saß, ‘ich will mir nichts draus machen, die Vögel lassen mir auch manchmal was drauf fallen.’ ‘Nein,’ sprach Daumesdick, ‘ich weiß auch, was sich schickt: hebt mich nur geschwind herab.’ Der Mann nahm den Hut ab, und setzte den Kleinen auf einen Acker am Weg, da sprang und kroch er ein wenig zwischen den Schollen hin und her, dann schlüpfte er plötzlich in ein Mausloch, das er sich ausgesucht hatte.’ ‘Guten Abend, ihr Herren, geht nur ohne mich heim,’ rief er ihnen zu, und lachte sie aus. Sie liefen herbei und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick

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[226/0308] wenn wir ihn in einer großen Stadt vor Geld sehen ließen: wir wollen ihn kaufen.’ Sie giengen zu dem Bauer und sprachen ‘verkauft uns den kleinen Mann, er solls gut bei uns haben.’ ‘Nein,’ antwortete der Vater, ‘es ist mein Herzblatt, und ist mir für alles Gold in der Welt nicht feil.’ Daumesdick aber, als er von dem Handel gehört, war an den Rockfalten seines Vaters hinaufgekrochen, stellte sich ihm auf die Schulter, und wisperte ihm ins Ohr ‘Vater, gib mich nur hin, ich will schon wieder zurück kommen.’ Da gab ihn der Vater für ein schönes Stück Geld den beiden Männern hin. ‘Wo willst du sitzen?’ sprachen sie zu ihm. ‘Ach, setzt mich nur auf den Rand von eurem Hut, da kann ich auf und ab spazieren und die Gegend betrachten, und falle doch nicht herunter.’ Sie thaten ihm den Willen, und als Daumesdick Abschied von seinem Vater genommen hatte, machten sie sich mit ihm fort. So giengen sie bis es dämmerig ward, da sprach der Kleine ‘hebt mich einmal herunter, es ist nöthig.’ ‘Bleib nur droben,’ sprach der Mann, auf dessen Kopf er saß, ‘ich will mir nichts draus machen, die Vögel lassen mir auch manchmal was drauf fallen.’ ‘Nein,’ sprach Daumesdick, ‘ich weiß auch, was sich schickt: hebt mich nur geschwind herab.’ Der Mann nahm den Hut ab, und setzte den Kleinen auf einen Acker am Weg, da sprang und kroch er ein wenig zwischen den Schollen hin und her, dann schlüpfte er plötzlich in ein Mausloch, das er sich ausgesucht hatte.’ ‘Guten Abend, ihr Herren, geht nur ohne mich heim,’ rief er ihnen zu, und lachte sie aus. Sie liefen herbei und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/308>, abgerufen am 31.10.2024.