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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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aufwachte als bis er in dem Maul der Kuh war, die ihn mit dem Heu aufgerafft hatte. 'Ach Gott,' rief er, 'wie bin ich in die Walkmühle gerathen!' merkte aber bald wo er war. Da hieß es aufpassen, daß er nicht zwischen die Zähne kam und zermalmt ward, und hernach mußte er doch mit in den Magen hinab rutschen. 'Jn dem Stübchen sind die Fenster vergessen,' sprach er, 'und scheint keine Sonne hinein: ein Licht wird auch nicht gebracht.' Überhaupt gefiel ihm das Quartier schlecht, und was das schlimmste war, es kam immer mehr neues Heu zur Thüre hinein, und der Platz ward immer enger. Da rief er endlich in der Angst, so laut er konnte, 'bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.' Die Magd melkte gerade die Kuh, und als sie sprechen hörte ohne jemand zu sehen, und es dieselbe Stimme war, die sie auch in der Nacht gehört hatte, erschrack sie so, daß sie von ihrem Stühlchen herabglitschte und die Milch verschüttete. Sie lief in der größten Hast zu ihrem Herrn, und rief 'ach Gott, Herr Pfarrer, die Kuh hat geredet.' 'Du bist verrückt,' antwortete der Pfarrer, gieng aber doch selbst in den Stall und wollte nachsehen was es da gäbe. Kaum aber hatte er den Fuß hineingesetzt, so rief Daumesdick aufs neue 'bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.' Da erschrack der Pfarrer selbst, meinte es wäre ein böser Geist in die Kuh gefahren und hieß sie tödten. Sie ward geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, auf den Mist geworfen. Daumesdick hatte große Mühe sich heraus zu arbeiten, und wollte eben sein Haupt herausstrecken, als ein neues Unglück kam. Ein hungriger Wolf lief heran und verschlang den

aufwachte als bis er in dem Maul der Kuh war, die ihn mit dem Heu aufgerafft hatte. ‘Ach Gott,’ rief er, ‘wie bin ich in die Walkmühle gerathen!’ merkte aber bald wo er war. Da hieß es aufpassen, daß er nicht zwischen die Zähne kam und zermalmt ward, und hernach mußte er doch mit in den Magen hinab rutschen. ‘Jn dem Stübchen sind die Fenster vergessen,’ sprach er, ‘und scheint keine Sonne hinein: ein Licht wird auch nicht gebracht.’ Überhaupt gefiel ihm das Quartier schlecht, und was das schlimmste war, es kam immer mehr neues Heu zur Thüre hinein, und der Platz ward immer enger. Da rief er endlich in der Angst, so laut er konnte, ‘bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.’ Die Magd melkte gerade die Kuh, und als sie sprechen hörte ohne jemand zu sehen, und es dieselbe Stimme war, die sie auch in der Nacht gehört hatte, erschrack sie so, daß sie von ihrem Stühlchen herabglitschte und die Milch verschüttete. Sie lief in der größten Hast zu ihrem Herrn, und rief ‘ach Gott, Herr Pfarrer, die Kuh hat geredet.’ ‘Du bist verrückt,’ antwortete der Pfarrer, gieng aber doch selbst in den Stall und wollte nachsehen was es da gäbe. Kaum aber hatte er den Fuß hineingesetzt, so rief Daumesdick aufs neue ‘bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.’ Da erschrack der Pfarrer selbst, meinte es wäre ein böser Geist in die Kuh gefahren und hieß sie tödten. Sie ward geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, auf den Mist geworfen. Daumesdick hatte große Mühe sich heraus zu arbeiten, und wollte eben sein Haupt herausstrecken, als ein neues Unglück kam. Ein hungriger Wolf lief heran und verschlang den

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[229/0311] aufwachte als bis er in dem Maul der Kuh war, die ihn mit dem Heu aufgerafft hatte. ‘Ach Gott,’ rief er, ‘wie bin ich in die Walkmühle gerathen!’ merkte aber bald wo er war. Da hieß es aufpassen, daß er nicht zwischen die Zähne kam und zermalmt ward, und hernach mußte er doch mit in den Magen hinab rutschen. ‘Jn dem Stübchen sind die Fenster vergessen,’ sprach er, ‘und scheint keine Sonne hinein: ein Licht wird auch nicht gebracht.’ Überhaupt gefiel ihm das Quartier schlecht, und was das schlimmste war, es kam immer mehr neues Heu zur Thüre hinein, und der Platz ward immer enger. Da rief er endlich in der Angst, so laut er konnte, ‘bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.’ Die Magd melkte gerade die Kuh, und als sie sprechen hörte ohne jemand zu sehen, und es dieselbe Stimme war, die sie auch in der Nacht gehört hatte, erschrack sie so, daß sie von ihrem Stühlchen herabglitschte und die Milch verschüttete. Sie lief in der größten Hast zu ihrem Herrn, und rief ‘ach Gott, Herr Pfarrer, die Kuh hat geredet.’ ‘Du bist verrückt,’ antwortete der Pfarrer, gieng aber doch selbst in den Stall und wollte nachsehen was es da gäbe. Kaum aber hatte er den Fuß hineingesetzt, so rief Daumesdick aufs neue ‘bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir kein frisch Futter mehr.’ Da erschrack der Pfarrer selbst, meinte es wäre ein böser Geist in die Kuh gefahren und hieß sie tödten. Sie ward geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, auf den Mist geworfen. Daumesdick hatte große Mühe sich heraus zu arbeiten, und wollte eben sein Haupt herausstrecken, als ein neues Unglück kam. Ein hungriger Wolf lief heran und verschlang den

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/311>, abgerufen am 22.11.2024.