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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850.

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Jndem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfieng ihn wohl und sprach 'mein Mann ist aus, da wollen wir uns tractieren.' Bürle horchte auf und wies von tractieren hörte, ärgerte es sich daß es mit Käsebrot hätte vorlieb nehmen müssen. Da trug die Frau herbei, und trug viererlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein.

Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau 'ach Gott, das ist mein Mann!' Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett, und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem Mann auf und sprach 'gottlob, daß du wieder hier bist! Das ist ein Wetter, als wenn die Welt untergehen sollte!' Der Müller sahs Bürle auf dem Streu liegen und fragte 'was will der Kerl da?' 'Ach,' sagte die Frau, 'der arme Schelm kam in dem Sturm und Regen, und bat um ein Obdach, da hab ich ihm ein Käsebrot gegeben, und ihm die Streu angewiesen.' Sprach der Mann 'ich habe nichts dagegen, aber schaff mir bald etwas zu essen.' Die Frau sagte 'ich habe aber nichts als Käsebrot.' 'Jch bin mit allem zufrieden,' antwortete der Mann, 'meinetwegen mit Käsebrot, sah das Bürle an und rief 'komm und iß noch einmal mit.' Bürle ließ sich das nicht zweimal sagen, stand auf und aß mit. Danach sah der Müller das Fell auf der Erde liegen, in dem der Rabe steckte, und fragte 'was hast du da?' Antwortete das Bürle 'da hab ich einen Wahrsager drin.' 'Kann der mir auch wahrsagen?' sprach der Müller. 'Warum nicht?' antwortete das Bürle, 'er sagt aber nur vier Dinge, und das fünfte behält

Jndem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfieng ihn wohl und sprach ‘mein Mann ist aus, da wollen wir uns tractieren.’ Bürle horchte auf und wies von tractieren hörte, ärgerte es sich daß es mit Käsebrot hätte vorlieb nehmen müssen. Da trug die Frau herbei, und trug viererlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein.

Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau ‘ach Gott, das ist mein Mann!’ Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett, und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem Mann auf und sprach ‘gottlob, daß du wieder hier bist! Das ist ein Wetter, als wenn die Welt untergehen sollte!’ Der Müller sahs Bürle auf dem Streu liegen und fragte ‘was will der Kerl da?’ ‘Ach,’ sagte die Frau, ‘der arme Schelm kam in dem Sturm und Regen, und bat um ein Obdach, da hab ich ihm ein Käsebrot gegeben, und ihm die Streu angewiesen.’ Sprach der Mann ‘ich habe nichts dagegen, aber schaff mir bald etwas zu essen.’ Die Frau sagte ‘ich habe aber nichts als Käsebrot.’ ‘Jch bin mit allem zufrieden,’ antwortete der Mann, ‘meinetwegen mit Käsebrot, sah das Bürle an und rief ‘komm und iß noch einmal mit.’ Bürle ließ sich das nicht zweimal sagen, stand auf und aß mit. Danach sah der Müller das Fell auf der Erde liegen, in dem der Rabe steckte, und fragte ‘was hast du da?’ Antwortete das Bürle ‘da hab ich einen Wahrsager drin.’ ‘Kann der mir auch wahrsagen?’ sprach der Müller. ‘Warum nicht?’ antwortete das Bürle, ‘er sagt aber nur vier Dinge, und das fünfte behält

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[390/0472] Jndem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfieng ihn wohl und sprach ‘mein Mann ist aus, da wollen wir uns tractieren.’ Bürle horchte auf und wies von tractieren hörte, ärgerte es sich daß es mit Käsebrot hätte vorlieb nehmen müssen. Da trug die Frau herbei, und trug viererlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein. Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau ‘ach Gott, das ist mein Mann!’ Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett, und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem Mann auf und sprach ‘gottlob, daß du wieder hier bist! Das ist ein Wetter, als wenn die Welt untergehen sollte!’ Der Müller sahs Bürle auf dem Streu liegen und fragte ‘was will der Kerl da?’ ‘Ach,’ sagte die Frau, ‘der arme Schelm kam in dem Sturm und Regen, und bat um ein Obdach, da hab ich ihm ein Käsebrot gegeben, und ihm die Streu angewiesen.’ Sprach der Mann ‘ich habe nichts dagegen, aber schaff mir bald etwas zu essen.’ Die Frau sagte ‘ich habe aber nichts als Käsebrot.’ ‘Jch bin mit allem zufrieden,’ antwortete der Mann, ‘meinetwegen mit Käsebrot, sah das Bürle an und rief ‘komm und iß noch einmal mit.’ Bürle ließ sich das nicht zweimal sagen, stand auf und aß mit. Danach sah der Müller das Fell auf der Erde liegen, in dem der Rabe steckte, und fragte ‘was hast du da?’ Antwortete das Bürle ‘da hab ich einen Wahrsager drin.’ ‘Kann der mir auch wahrsagen?’ sprach der Müller. ‘Warum nicht?’ antwortete das Bürle, ‘er sagt aber nur vier Dinge, und das fünfte behält

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 6. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1850, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1850/472>, abgerufen am 22.11.2024.