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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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13.
Die drei Männlein im Walde.

Es war ein Mann, dem starb seine Frau, und eine Frau, der starb ihr Mann; und der Mann hatte eine Tochter, und die Frau hatte auch eine Tochter. Die Mädchen waren mit einander bekannt und giengen zusammen spazieren und kamen hernach zu der Frau ins Haus. Da sprach sie zu des Mannes Tochter 'hör, sage deinem Vater, ich wollt ihn heirathen, dann sollst du jeden Morgen dich in Milch waschen und Wein trinken, meine Tochter aber soll sich in Wasser waschen und Wasser trinken.' Das Mädchen gieng nach Haus und erzählte seinem Vater was die Frau gesagt hatte. Der Mann sprach 'was soll ich thun? das Heirathen ist eine Freude und ist auch eine Qual.' Endlich, weil er keinen Entschluß fassen konnte, zog er seinen Stiefel aus und sagte 'nimm diesen Stiefel, der hat in der Sohle ein Loch, geh damit auf den Boden, häng ihn an den großen Nagel und gieß dann Wasser hinein. Hält er das Wasser, so will ich wieder eine Frau nehmen, läufts aber durch, so will ich nicht.' Das Mädchen that wie ihm geheißen war: aber das Wasser zog das Loch zusammen, und der Stiefel ward voll bis obenhin. Es verkündigte seinem Vater wies ausgefallen war. Da stieg er selbst hinauf, und als er sah daß es seine Richtigkeit hatte, gieng er zu der Wittwe und freite sie, und die Hochzeit ward gehalten.

Am andern Morgen, als die beiden Mädchen sich aufmachten, da stand vor des Mannes Tochter Milch zum Waschen und Wein zum Trinken, vor der Frau Tochter aber stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken. Am zweiten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken so gut vor des Mannes Tochter

13.
Die drei Männlein im Walde.

Es war ein Mann, dem starb seine Frau, und eine Frau, der starb ihr Mann; und der Mann hatte eine Tochter, und die Frau hatte auch eine Tochter. Die Mädchen waren mit einander bekannt und giengen zusammen spazieren und kamen hernach zu der Frau ins Haus. Da sprach sie zu des Mannes Tochter ‘hör, sage deinem Vater, ich wollt ihn heirathen, dann sollst du jeden Morgen dich in Milch waschen und Wein trinken, meine Tochter aber soll sich in Wasser waschen und Wasser trinken.’ Das Mädchen gieng nach Haus und erzählte seinem Vater was die Frau gesagt hatte. Der Mann sprach ‘was soll ich thun? das Heirathen ist eine Freude und ist auch eine Qual.’ Endlich, weil er keinen Entschluß fassen konnte, zog er seinen Stiefel aus und sagte ‘nimm diesen Stiefel, der hat in der Sohle ein Loch, geh damit auf den Boden, häng ihn an den großen Nagel und gieß dann Wasser hinein. Hält er das Wasser, so will ich wieder eine Frau nehmen, läufts aber durch, so will ich nicht.’ Das Mädchen that wie ihm geheißen war: aber das Wasser zog das Loch zusammen, und der Stiefel ward voll bis obenhin. Es verkündigte seinem Vater wies ausgefallen war. Da stieg er selbst hinauf, und als er sah daß es seine Richtigkeit hatte, gieng er zu der Wittwe und freite sie, und die Hochzeit ward gehalten.

Am andern Morgen, als die beiden Mädchen sich aufmachten, da stand vor des Mannes Tochter Milch zum Waschen und Wein zum Trinken, vor der Frau Tochter aber stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken. Am zweiten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken so gut vor des Mannes Tochter

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[70/0103] 13. Die drei Männlein im Walde. Es war ein Mann, dem starb seine Frau, und eine Frau, der starb ihr Mann; und der Mann hatte eine Tochter, und die Frau hatte auch eine Tochter. Die Mädchen waren mit einander bekannt und giengen zusammen spazieren und kamen hernach zu der Frau ins Haus. Da sprach sie zu des Mannes Tochter ‘hör, sage deinem Vater, ich wollt ihn heirathen, dann sollst du jeden Morgen dich in Milch waschen und Wein trinken, meine Tochter aber soll sich in Wasser waschen und Wasser trinken.’ Das Mädchen gieng nach Haus und erzählte seinem Vater was die Frau gesagt hatte. Der Mann sprach ‘was soll ich thun? das Heirathen ist eine Freude und ist auch eine Qual.’ Endlich, weil er keinen Entschluß fassen konnte, zog er seinen Stiefel aus und sagte ‘nimm diesen Stiefel, der hat in der Sohle ein Loch, geh damit auf den Boden, häng ihn an den großen Nagel und gieß dann Wasser hinein. Hält er das Wasser, so will ich wieder eine Frau nehmen, läufts aber durch, so will ich nicht.’ Das Mädchen that wie ihm geheißen war: aber das Wasser zog das Loch zusammen, und der Stiefel ward voll bis obenhin. Es verkündigte seinem Vater wies ausgefallen war. Da stieg er selbst hinauf, und als er sah daß es seine Richtigkeit hatte, gieng er zu der Wittwe und freite sie, und die Hochzeit ward gehalten. Am andern Morgen, als die beiden Mädchen sich aufmachten, da stand vor des Mannes Tochter Milch zum Waschen und Wein zum Trinken, vor der Frau Tochter aber stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken. Am zweiten Morgen stand Wasser zum Waschen und Wasser zum Trinken so gut vor des Mannes Tochter

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/103>, abgerufen am 27.11.2024.