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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Riese las 'siebene auf einen Streich,' meinte das wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte, und kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Doch wollte er ihn erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand, und drückte ihn zusammen daß das Wasser heraus tropfte. 'Das mach mir nach,' sprach der Riese, 'wenn du Stärke hast.' 'Jsts weiter nichts?' sagte das Schneiderlein, 'das ist bei unser einem Spielwerk,' griff in die Tasche, holte den weichen Käs und drückte ihn daß der Saft heraus lief. 'Gelt,' sprach er, 'das war ein wenig besser?' Der Riese wußte nicht was er sagen sollte, und konnte es von dem Männlein nicht glauben. Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, daß man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte: 'nun, du Erpelmännchen, das thu mir nach.' 'Gut geworfen,' sagte der Schneider, 'aber der Stein hat doch wieder zur Erde herabfallen müssen, ich will dir einen werfen, der soll gar nicht wieder kommen;' griff in die Tasche, nahm den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel, froh über seine Freiheit, stieg auf, flog fort und kam nicht wieder. 'Wie gefällt dir das Stückchen, Kamerad?' fragte der Schneider. 'Werfen kannst du wohl,' sagte der Riese, 'aber nun wollen wir sehen ob du im Stande bist etwas ordentliches zu tragen.' Er führte das Schneiderlein zu einem mächtigen Eichbaum, der da gefällt auf dem Boden lag, und sagte 'wenn du stark genug bist, so hilf mir den Baum aus dem Walde heraus tragen.' 'Gerne,' antwortete der kleine Mann, 'nimm du nur den Stamm auf deine Schulter, ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen, das ist doch das schwerste.' Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider aber setzte sich auf einen Ast, und der Riese, der sich nicht umsehen konnte, mußte den ganzen Baum und das Schneiderlein noch obendrein forttragen. Es war da hinten ganz lustig und guter Dinge, pfiff das Liedchen 'es ritten drei Schneider zum Thore hinaus,'

Riese las ‘siebene auf einen Streich,’ meinte das wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte, und kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Doch wollte er ihn erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand, und drückte ihn zusammen daß das Wasser heraus tropfte. ‘Das mach mir nach,’ sprach der Riese, ‘wenn du Stärke hast.’ ‘Jsts weiter nichts?’ sagte das Schneiderlein, ‘das ist bei unser einem Spielwerk,’ griff in die Tasche, holte den weichen Käs und drückte ihn daß der Saft heraus lief. ‘Gelt,’ sprach er, ‘das war ein wenig besser?’ Der Riese wußte nicht was er sagen sollte, und konnte es von dem Männlein nicht glauben. Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, daß man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte: ‘nun, du Erpelmännchen, das thu mir nach.’ ‘Gut geworfen,’ sagte der Schneider, ‘aber der Stein hat doch wieder zur Erde herabfallen müssen, ich will dir einen werfen, der soll gar nicht wieder kommen;’ griff in die Tasche, nahm den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel, froh über seine Freiheit, stieg auf, flog fort und kam nicht wieder. ‘Wie gefällt dir das Stückchen, Kamerad?’ fragte der Schneider. ‘Werfen kannst du wohl,’ sagte der Riese, ‘aber nun wollen wir sehen ob du im Stande bist etwas ordentliches zu tragen.’ Er führte das Schneiderlein zu einem mächtigen Eichbaum, der da gefällt auf dem Boden lag, und sagte ‘wenn du stark genug bist, so hilf mir den Baum aus dem Walde heraus tragen.’ ‘Gerne,’ antwortete der kleine Mann, ‘nimm du nur den Stamm auf deine Schulter, ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen, das ist doch das schwerste.’ Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider aber setzte sich auf einen Ast, und der Riese, der sich nicht umsehen konnte, mußte den ganzen Baum und das Schneiderlein noch obendrein forttragen. Es war da hinten ganz lustig und guter Dinge, pfiff das Liedchen ‘es ritten drei Schneider zum Thore hinaus,’

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[111/0144] Riese las ‘siebene auf einen Streich,’ meinte das wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte, und kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Doch wollte er ihn erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand, und drückte ihn zusammen daß das Wasser heraus tropfte. ‘Das mach mir nach,’ sprach der Riese, ‘wenn du Stärke hast.’ ‘Jsts weiter nichts?’ sagte das Schneiderlein, ‘das ist bei unser einem Spielwerk,’ griff in die Tasche, holte den weichen Käs und drückte ihn daß der Saft heraus lief. ‘Gelt,’ sprach er, ‘das war ein wenig besser?’ Der Riese wußte nicht was er sagen sollte, und konnte es von dem Männlein nicht glauben. Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, daß man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte: ‘nun, du Erpelmännchen, das thu mir nach.’ ‘Gut geworfen,’ sagte der Schneider, ‘aber der Stein hat doch wieder zur Erde herabfallen müssen, ich will dir einen werfen, der soll gar nicht wieder kommen;’ griff in die Tasche, nahm den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel, froh über seine Freiheit, stieg auf, flog fort und kam nicht wieder. ‘Wie gefällt dir das Stückchen, Kamerad?’ fragte der Schneider. ‘Werfen kannst du wohl,’ sagte der Riese, ‘aber nun wollen wir sehen ob du im Stande bist etwas ordentliches zu tragen.’ Er führte das Schneiderlein zu einem mächtigen Eichbaum, der da gefällt auf dem Boden lag, und sagte ‘wenn du stark genug bist, so hilf mir den Baum aus dem Walde heraus tragen.’ ‘Gerne,’ antwortete der kleine Mann, ‘nimm du nur den Stamm auf deine Schulter, ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen, das ist doch das schwerste.’ Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider aber setzte sich auf einen Ast, und der Riese, der sich nicht umsehen konnte, mußte den ganzen Baum und das Schneiderlein noch obendrein forttragen. Es war da hinten ganz lustig und guter Dinge, pfiff das Liedchen ‘es ritten drei Schneider zum Thore hinaus,’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/144>, abgerufen am 23.11.2024.