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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Als der Tag kam wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut 'nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.' Sie antwortete 'so will ich einen Traum erzählen. Jch gieng allein durch einen Wald und kam endlich zu einem Haus, da war keine Menschenseele darin, aber an der Wand war ein Vogel in einem Bauer, der rief

'kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.'

Und rief es noch einmal. Mein Schatz, das träumte mir nur. Da gieng ich durch alle Stuben, und alle waren leer, und es war so unheimlich darin; ich stieg endlich hinab in den Keller, da saß eine steinalte Frau darin, die wackelte mit dem Kopfe. Jch fragte sie 'wohnt mein Bräutigam in diesem Haus?' Sie antwortete 'ach, du armes Kind, du bist in eine Mördergrube gerathen, dein Bräutigam wohnt hier, aber er will dich zerhacken und tödten, und will dich dann kochen und essen.' Mein Schatz, das träumte mir nur. Aber die alte Frau versteckte mich hinter ein großes Faß, und kaum war ich da verborgen, so kamen die Räuber heim und schleppten eine Jungfrau mit sich, der gaben sie dreierlei Wein zu trinken, weißen, rothen und gelben, davon zersprang ihr das Herz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Darauf zogen sie ihr die feinen Kleider ab, zerhackten ihren schönen Leib auf einem Tisch in Stücke und bestreuten ihn mit Salz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Und einer von den Räubern sah daß an dem Goldfinger noch ein Ring steckte, und weil er schwer abzuziehen war, so nahm er ein Beil und hieb ihn ab, aber der Finger sprang in die Höhe und sprang hinter das große Faß und fiel

Als der Tag kam wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut ‘nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.’ Sie antwortete ‘so will ich einen Traum erzählen. Jch gieng allein durch einen Wald und kam endlich zu einem Haus, da war keine Menschenseele darin, aber an der Wand war ein Vogel in einem Bauer, der rief

‘kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.’

Und rief es noch einmal. Mein Schatz, das träumte mir nur. Da gieng ich durch alle Stuben, und alle waren leer, und es war so unheimlich darin; ich stieg endlich hinab in den Keller, da saß eine steinalte Frau darin, die wackelte mit dem Kopfe. Jch fragte sie ‘wohnt mein Bräutigam in diesem Haus?’ Sie antwortete ‘ach, du armes Kind, du bist in eine Mördergrube gerathen, dein Bräutigam wohnt hier, aber er will dich zerhacken und tödten, und will dich dann kochen und essen.’ Mein Schatz, das träumte mir nur. Aber die alte Frau versteckte mich hinter ein großes Faß, und kaum war ich da verborgen, so kamen die Räuber heim und schleppten eine Jungfrau mit sich, der gaben sie dreierlei Wein zu trinken, weißen, rothen und gelben, davon zersprang ihr das Herz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Darauf zogen sie ihr die feinen Kleider ab, zerhackten ihren schönen Leib auf einem Tisch in Stücke und bestreuten ihn mit Salz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Und einer von den Räubern sah daß an dem Goldfinger noch ein Ring steckte, und weil er schwer abzuziehen war, so nahm er ein Beil und hieb ihn ab, aber der Finger sprang in die Höhe und sprang hinter das große Faß und fiel

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[212/0245] Als der Tag kam wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut ‘nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.’ Sie antwortete ‘so will ich einen Traum erzählen. Jch gieng allein durch einen Wald und kam endlich zu einem Haus, da war keine Menschenseele darin, aber an der Wand war ein Vogel in einem Bauer, der rief ‘kehr um, kehr um, du junge Braut, du bist in einem Mörderhaus.’ Und rief es noch einmal. Mein Schatz, das träumte mir nur. Da gieng ich durch alle Stuben, und alle waren leer, und es war so unheimlich darin; ich stieg endlich hinab in den Keller, da saß eine steinalte Frau darin, die wackelte mit dem Kopfe. Jch fragte sie ‘wohnt mein Bräutigam in diesem Haus?’ Sie antwortete ‘ach, du armes Kind, du bist in eine Mördergrube gerathen, dein Bräutigam wohnt hier, aber er will dich zerhacken und tödten, und will dich dann kochen und essen.’ Mein Schatz, das träumte mir nur. Aber die alte Frau versteckte mich hinter ein großes Faß, und kaum war ich da verborgen, so kamen die Räuber heim und schleppten eine Jungfrau mit sich, der gaben sie dreierlei Wein zu trinken, weißen, rothen und gelben, davon zersprang ihr das Herz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Darauf zogen sie ihr die feinen Kleider ab, zerhackten ihren schönen Leib auf einem Tisch in Stücke und bestreuten ihn mit Salz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Und einer von den Räubern sah daß an dem Goldfinger noch ein Ring steckte, und weil er schwer abzuziehen war, so nahm er ein Beil und hieb ihn ab, aber der Finger sprang in die Höhe und sprang hinter das große Faß und fiel

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/245>, abgerufen am 26.11.2024.