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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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Tage eine größere Schaar gegen ihn aus, aber sie konnte noch weniger ausrichten. Er stellte noch mehr Volk entgegen, und um noch schneller fertig zu werden, drehte er ein paarmal sein Hütlein auf dem Kopfe herum: da fieng das schwere Geschütz an zu spielen, und des Königs Leute wurden geschlagen und in die Flucht gejagt. 'Jetzt mache ich nicht eher Frieden,' sprach er, 'als bis mir der König seine Tochter zur Frau gibt, und ich in seinem Namen das ganze Reich beherrsche.' Das ließ er dem König verkündigen, und dieser sprach zu seiner Tochter 'Muß ist eine harte Nuß: was bleibt mir anders übrig, als daß ich thue was er verlangt? will ich Frieden haben und die Krone auf meinem Haupte behalten, so muß ich dich hingeben.'

Die Hochzeit ward also gefeiert, aber die Königstochter war verdrießlich daß ihr Gemahl ein gemeiner Mann war, der einen schäbigen Hut trug und einen alten Ranzen umhängen hatte. Sie wäre ihn gerne wieder los gewesen und sann Tag und Nacht wie sie das bewerkstelligen könnte. Da dachte sie 'sollten seine Wunderkräfte wohl in dem Ranzen stecken?' verstellte sich und liebkoste ihm, und als sein Herz weich geworden war, sprach sie 'wenn du nur den schlechten Ranzen ablegen wolltest, er verunziert dich so sehr, daß ich mich deiner schämen muß.' 'Liebes Kind,' antwortete er, 'dieser Ranzen ist mein größter Schatz, so lange ich den habe, fürchte ich keine Macht der Welt;' und verrieth ihr mit welchen Wunderkräften er begabt war. Da fiel sie ihm um den Hals, als wenn sie ihn küssen wollte, nahm ihm aber mit Behendigkeit den Ranzen von der Schulter und lief damit fort. Sobald sie allein war, klopfte sie darauf und befahl den Kriegsleuten sie sollten ihren vorigen Herrn festnehmen und aus dem königlichen Palast fortführen. Sie gehorchten, und die falsche Frau ließ noch mehr Leute hinter ihm her ziehen, die ihn ganz zum Lande hinaus jagen sollten. Da wäre er verloren gewesen, wenn er nicht

Tage eine größere Schaar gegen ihn aus, aber sie konnte noch weniger ausrichten. Er stellte noch mehr Volk entgegen, und um noch schneller fertig zu werden, drehte er ein paarmal sein Hütlein auf dem Kopfe herum: da fieng das schwere Geschütz an zu spielen, und des Königs Leute wurden geschlagen und in die Flucht gejagt. ‘Jetzt mache ich nicht eher Frieden,’ sprach er, ‘als bis mir der König seine Tochter zur Frau gibt, und ich in seinem Namen das ganze Reich beherrsche.’ Das ließ er dem König verkündigen, und dieser sprach zu seiner Tochter ‘Muß ist eine harte Nuß: was bleibt mir anders übrig, als daß ich thue was er verlangt? will ich Frieden haben und die Krone auf meinem Haupte behalten, so muß ich dich hingeben.’

Die Hochzeit ward also gefeiert, aber die Königstochter war verdrießlich daß ihr Gemahl ein gemeiner Mann war, der einen schäbigen Hut trug und einen alten Ranzen umhängen hatte. Sie wäre ihn gerne wieder los gewesen und sann Tag und Nacht wie sie das bewerkstelligen könnte. Da dachte sie ‘sollten seine Wunderkräfte wohl in dem Ranzen stecken?’ verstellte sich und liebkoste ihm, und als sein Herz weich geworden war, sprach sie ‘wenn du nur den schlechten Ranzen ablegen wolltest, er verunziert dich so sehr, daß ich mich deiner schämen muß.’ ‘Liebes Kind,’ antwortete er, ‘dieser Ranzen ist mein größter Schatz, so lange ich den habe, fürchte ich keine Macht der Welt;’ und verrieth ihr mit welchen Wunderkräften er begabt war. Da fiel sie ihm um den Hals, als wenn sie ihn küssen wollte, nahm ihm aber mit Behendigkeit den Ranzen von der Schulter und lief damit fort. Sobald sie allein war, klopfte sie darauf und befahl den Kriegsleuten sie sollten ihren vorigen Herrn festnehmen und aus dem königlichen Palast fortführen. Sie gehorchten, und die falsche Frau ließ noch mehr Leute hinter ihm her ziehen, die ihn ganz zum Lande hinaus jagen sollten. Da wäre er verloren gewesen, wenn er nicht

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[279/0312] Tage eine größere Schaar gegen ihn aus, aber sie konnte noch weniger ausrichten. Er stellte noch mehr Volk entgegen, und um noch schneller fertig zu werden, drehte er ein paarmal sein Hütlein auf dem Kopfe herum: da fieng das schwere Geschütz an zu spielen, und des Königs Leute wurden geschlagen und in die Flucht gejagt. ‘Jetzt mache ich nicht eher Frieden,’ sprach er, ‘als bis mir der König seine Tochter zur Frau gibt, und ich in seinem Namen das ganze Reich beherrsche.’ Das ließ er dem König verkündigen, und dieser sprach zu seiner Tochter ‘Muß ist eine harte Nuß: was bleibt mir anders übrig, als daß ich thue was er verlangt? will ich Frieden haben und die Krone auf meinem Haupte behalten, so muß ich dich hingeben.’ Die Hochzeit ward also gefeiert, aber die Königstochter war verdrießlich daß ihr Gemahl ein gemeiner Mann war, der einen schäbigen Hut trug und einen alten Ranzen umhängen hatte. Sie wäre ihn gerne wieder los gewesen und sann Tag und Nacht wie sie das bewerkstelligen könnte. Da dachte sie ‘sollten seine Wunderkräfte wohl in dem Ranzen stecken?’ verstellte sich und liebkoste ihm, und als sein Herz weich geworden war, sprach sie ‘wenn du nur den schlechten Ranzen ablegen wolltest, er verunziert dich so sehr, daß ich mich deiner schämen muß.’ ‘Liebes Kind,’ antwortete er, ‘dieser Ranzen ist mein größter Schatz, so lange ich den habe, fürchte ich keine Macht der Welt;’ und verrieth ihr mit welchen Wunderkräften er begabt war. Da fiel sie ihm um den Hals, als wenn sie ihn küssen wollte, nahm ihm aber mit Behendigkeit den Ranzen von der Schulter und lief damit fort. Sobald sie allein war, klopfte sie darauf und befahl den Kriegsleuten sie sollten ihren vorigen Herrn festnehmen und aus dem königlichen Palast fortführen. Sie gehorchten, und die falsche Frau ließ noch mehr Leute hinter ihm her ziehen, die ihn ganz zum Lande hinaus jagen sollten. Da wäre er verloren gewesen, wenn er nicht

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/312>, abgerufen am 24.11.2024.