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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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unverrichteter Sache wieder umkehren. Darauf nahm das Mädchen mit seinem Liebsten Roland wieder die natürliche Gestalt an, und sie giengen die ganze Nacht weiter bis zu Tagesanbruch. Da verwandelte sich das Mädchen in eine schöne Blume, die mitten in einer Dornhecke stand, seinen Liebsten Roland aber in einen Geigenspieler. Nicht lange, so kam die Hexe herangeschritten und sprach zu dem Spielmann 'lieber Spielmann, darf ich mir wohl die schöne Blume abbrechen?' 'O ja,' antwortete er, 'ich will dazu aufspielen.' Als sie nun mit Hast in die Hecke kroch und die Blume brechen wollte, denn sie wußte wohl wer die Blume war, so fieng er an aufzuspielen, und, sie mochte wollen oder nicht, sie mußte tanzen, denn es war ein Zaubertanz. Je schneller er spielte, desto gewaltigere Sprünge mußte sie machen, und die Dornen rissen ihr die Kleider vom Leibe, stachen sie blutig und wund, und da er nicht aufhörte, mußte sie so lange tanzen bis sie todt liegen blieb.

Als sie nun erlöst waren, sprach Roland 'nun will ich zu meinem Vater gehen und die Hochzeit bestellen.' 'So will ich derweil hier bleiben,' sagte das Mädchen, 'und auf dich warten, und damit mich niemand erkennt, will ich mich in einen rothen Feldstein verwandeln.' Da gieng Roland fort, und das Mädchen stand als ein rother Stein auf dem Felde und wartete auf seinen Liebsten. Als aber Roland heim kam, gerieth er in die Fallstricke einer andern, die es dahin brachte, daß er das Mädchen vergaß. Das arme Mädchen stand lange Zeit, als er aber endlich gar nicht wieder kam, so ward es traurig und verwandelte sich in eine Blume und dachte 'es wird ja wohl einer daher gehen und mich umtreten.'

Es trug sich aber zu, daß ein Schäfer auf dem Felde seine Schafe hütete und die Blume sah, und weil sie so schön war, so brach er sie ab, nahm sie mit sich, und legte sie in seinen Kasten.

unverrichteter Sache wieder umkehren. Darauf nahm das Mädchen mit seinem Liebsten Roland wieder die natürliche Gestalt an, und sie giengen die ganze Nacht weiter bis zu Tagesanbruch. Da verwandelte sich das Mädchen in eine schöne Blume, die mitten in einer Dornhecke stand, seinen Liebsten Roland aber in einen Geigenspieler. Nicht lange, so kam die Hexe herangeschritten und sprach zu dem Spielmann ‘lieber Spielmann, darf ich mir wohl die schöne Blume abbrechen?’ ‘O ja,’ antwortete er, ‘ich will dazu aufspielen.’ Als sie nun mit Hast in die Hecke kroch und die Blume brechen wollte, denn sie wußte wohl wer die Blume war, so fieng er an aufzuspielen, und, sie mochte wollen oder nicht, sie mußte tanzen, denn es war ein Zaubertanz. Je schneller er spielte, desto gewaltigere Sprünge mußte sie machen, und die Dornen rissen ihr die Kleider vom Leibe, stachen sie blutig und wund, und da er nicht aufhörte, mußte sie so lange tanzen bis sie todt liegen blieb.

Als sie nun erlöst waren, sprach Roland ‘nun will ich zu meinem Vater gehen und die Hochzeit bestellen.’ ‘So will ich derweil hier bleiben,’ sagte das Mädchen, ‘und auf dich warten, und damit mich niemand erkennt, will ich mich in einen rothen Feldstein verwandeln.’ Da gieng Roland fort, und das Mädchen stand als ein rother Stein auf dem Felde und wartete auf seinen Liebsten. Als aber Roland heim kam, gerieth er in die Fallstricke einer andern, die es dahin brachte, daß er das Mädchen vergaß. Das arme Mädchen stand lange Zeit, als er aber endlich gar nicht wieder kam, so ward es traurig und verwandelte sich in eine Blume und dachte ‘es wird ja wohl einer daher gehen und mich umtreten.’

Es trug sich aber zu, daß ein Schäfer auf dem Felde seine Schafe hütete und die Blume sah, und weil sie so schön war, so brach er sie ab, nahm sie mit sich, und legte sie in seinen Kasten.

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unverrichteter Sache wieder umkehren. Darauf nahm das Mädchen mit seinem Liebsten Roland wieder die natürliche Gestalt an, und sie giengen die ganze Nacht weiter bis zu Tagesanbruch. Da verwandelte sich das Mädchen in eine schöne Blume, die mitten in einer Dornhecke stand, seinen Liebsten Roland aber in einen Geigenspieler. Nicht lange, so kam die Hexe herangeschritten und sprach zu dem Spielmann &#x2018;lieber Spielmann, darf ich mir wohl die schöne Blume abbrechen?&#x2019; &#x2018;O ja,&#x2019; antwortete er, &#x2018;ich will dazu aufspielen.&#x2019; Als sie nun mit Hast in die Hecke kroch und die Blume brechen wollte, denn sie wußte wohl wer die Blume war, so fieng er an aufzuspielen, und, sie mochte wollen oder nicht, sie mußte tanzen, denn es war ein Zaubertanz. Je schneller er spielte, desto gewaltigere Sprünge mußte sie machen, und die Dornen rissen ihr die Kleider vom Leibe, stachen sie blutig und wund, und da er nicht aufhörte, mußte sie so lange tanzen bis sie todt liegen blieb.</p><lb/>
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[287/0320] unverrichteter Sache wieder umkehren. Darauf nahm das Mädchen mit seinem Liebsten Roland wieder die natürliche Gestalt an, und sie giengen die ganze Nacht weiter bis zu Tagesanbruch. Da verwandelte sich das Mädchen in eine schöne Blume, die mitten in einer Dornhecke stand, seinen Liebsten Roland aber in einen Geigenspieler. Nicht lange, so kam die Hexe herangeschritten und sprach zu dem Spielmann ‘lieber Spielmann, darf ich mir wohl die schöne Blume abbrechen?’ ‘O ja,’ antwortete er, ‘ich will dazu aufspielen.’ Als sie nun mit Hast in die Hecke kroch und die Blume brechen wollte, denn sie wußte wohl wer die Blume war, so fieng er an aufzuspielen, und, sie mochte wollen oder nicht, sie mußte tanzen, denn es war ein Zaubertanz. Je schneller er spielte, desto gewaltigere Sprünge mußte sie machen, und die Dornen rissen ihr die Kleider vom Leibe, stachen sie blutig und wund, und da er nicht aufhörte, mußte sie so lange tanzen bis sie todt liegen blieb. Als sie nun erlöst waren, sprach Roland ‘nun will ich zu meinem Vater gehen und die Hochzeit bestellen.’ ‘So will ich derweil hier bleiben,’ sagte das Mädchen, ‘und auf dich warten, und damit mich niemand erkennt, will ich mich in einen rothen Feldstein verwandeln.’ Da gieng Roland fort, und das Mädchen stand als ein rother Stein auf dem Felde und wartete auf seinen Liebsten. Als aber Roland heim kam, gerieth er in die Fallstricke einer andern, die es dahin brachte, daß er das Mädchen vergaß. Das arme Mädchen stand lange Zeit, als er aber endlich gar nicht wieder kam, so ward es traurig und verwandelte sich in eine Blume und dachte ‘es wird ja wohl einer daher gehen und mich umtreten.’ Es trug sich aber zu, daß ein Schäfer auf dem Felde seine Schafe hütete und die Blume sah, und weil sie so schön war, so brach er sie ab, nahm sie mit sich, und legte sie in seinen Kasten.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/320>, abgerufen am 24.11.2024.