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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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59.
Der Frieder und das Catherlieschen.

Es war ein Mann, der hieß Frieder, und eine Frau, die hieß Catherlieschen, die hatten einander geheirathet und lebten zusammen als junge Eheleute. Eines Tages sprach der Frieder 'ich will jetzt zu Acker, Catherlieschen, wann ich wiederkomme, muß etwas Gebratenes auf dem Tisch stehen für den Hunger, und ein frischer Trunk dabei für den Durst.' 'Geh nur, Friederchen,' antwortete die Catherlies, 'geh nur, will dirs schon recht machen.' Als nun die Essenszeit herbeirückte, holte sie eine Wurst aus dem Schornstein, that sie in eine Bratpfanne, legte Butter dazu und stellte sie übers Feuer. Die Wurst fieng an zu braten und zu brutzeln, Catherlieschen stand dabei, hielt den Pfannenstiel und hatte so seine Gedanken: da fiel ihm ein 'bis die Wurst fertig wird, derweil könntest du ja im Keller den Trunk zapfen.' Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, gieng hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne, und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein 'holla, der Hund oben ist nicht beigethan, der könnte die Wurst aus der Pfanne holen, du kämst mir recht!' und im Hui war es die Kellertreppe hinauf; aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stück ins Feld; aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Äcker hin hüpfen. 'Hin ist hin!' sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch

59.
Der Frieder und das Catherlieschen.

Es war ein Mann, der hieß Frieder, und eine Frau, die hieß Catherlieschen, die hatten einander geheirathet und lebten zusammen als junge Eheleute. Eines Tages sprach der Frieder ‘ich will jetzt zu Acker, Catherlieschen, wann ich wiederkomme, muß etwas Gebratenes auf dem Tisch stehen für den Hunger, und ein frischer Trunk dabei für den Durst.’ ‘Geh nur, Friederchen,’ antwortete die Catherlies, ‘geh nur, will dirs schon recht machen.’ Als nun die Essenszeit herbeirückte, holte sie eine Wurst aus dem Schornstein, that sie in eine Bratpfanne, legte Butter dazu und stellte sie übers Feuer. Die Wurst fieng an zu braten und zu brutzeln, Catherlieschen stand dabei, hielt den Pfannenstiel und hatte so seine Gedanken: da fiel ihm ein ‘bis die Wurst fertig wird, derweil könntest du ja im Keller den Trunk zapfen.’ Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, gieng hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne, und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein ‘holla, der Hund oben ist nicht beigethan, der könnte die Wurst aus der Pfanne holen, du kämst mir recht!’ und im Hui war es die Kellertreppe hinauf; aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stück ins Feld; aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Äcker hin hüpfen. ‘Hin ist hin!’ sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch

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[303/0336] 59. Der Frieder und das Catherlieschen. Es war ein Mann, der hieß Frieder, und eine Frau, die hieß Catherlieschen, die hatten einander geheirathet und lebten zusammen als junge Eheleute. Eines Tages sprach der Frieder ‘ich will jetzt zu Acker, Catherlieschen, wann ich wiederkomme, muß etwas Gebratenes auf dem Tisch stehen für den Hunger, und ein frischer Trunk dabei für den Durst.’ ‘Geh nur, Friederchen,’ antwortete die Catherlies, ‘geh nur, will dirs schon recht machen.’ Als nun die Essenszeit herbeirückte, holte sie eine Wurst aus dem Schornstein, that sie in eine Bratpfanne, legte Butter dazu und stellte sie übers Feuer. Die Wurst fieng an zu braten und zu brutzeln, Catherlieschen stand dabei, hielt den Pfannenstiel und hatte so seine Gedanken: da fiel ihm ein ‘bis die Wurst fertig wird, derweil könntest du ja im Keller den Trunk zapfen.’ Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, gieng hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne, und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein ‘holla, der Hund oben ist nicht beigethan, der könnte die Wurst aus der Pfanne holen, du kämst mir recht!’ und im Hui war es die Kellertreppe hinauf; aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stück ins Feld; aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Äcker hin hüpfen. ‘Hin ist hin!’ sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/336>, abgerufen am 24.11.2024.