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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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steht noch immer draußen und frißt: es wollte nicht aufhören und nicht mitgehen.' Bürle aber sprach 'ei was, ich muß mein Vieh wieder haben.' Da giengen sie zusammen nach der Wiese zurück, aber einer hatte das Kalb gestohlen, und es war fort. Sprach der Hirt 'es wird sich wohl verlaufen haben.' Das Bürle aber sagte 'mir nicht so!' und führte den Hirten vor den Schultheiß, der verdammte ihn für seine Nachlässigkeit daß er dem Bürle für das entkommene Kalb mußte eine Kuh geben.

Nun hatte das Bürle und seine Frau die lang gewünschte Kuh; sie freuten sich von Herzen, hatten aber kein Futter, und konnten ihr nichts zu fressen geben, also mußte sie bald geschlachtet werden. Das Fleisch salzten sie ein, und das Bürle gieng in die Stadt und wollte das Fell dort verkaufen, um für den Erlös ein neues Kälbchen zu bestellen. Unterwegs kam er an eine Mühle, da saß ein Rabe mit gebrochenen Flügeln, den nahm er aus Erbarmen auf und wickelte ihn in das Fell. Weil aber das Wetter so schlecht ward, und Wind und Regen stürmte, konnte er nicht weiter, kehrte in die Mühle ein und bat um Herberge. Die Müllerin war allein zu Haus und sprach zu dem Bürle 'da leg dich auf die Streu,' und gab ihm ein Käsebrot. Das Bürle aß und legte sich nieder, sein Fell neben sich, und die Frau dachte 'der ist müde und schläft.' Jndem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfieng ihn wohl und sprach 'mein Mann ist aus, da wollen wir uns tractieren.' Bürle horchte auf und wies von tractieren hörte, ärgerte es sich daß es mit Käsebrot hatte vorlieb nehmen müssen. Da trug die Frau herbei, und trug viererlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein.

Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau 'ach Gott, das ist mein Mann!' Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett, und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem

steht noch immer draußen und frißt: es wollte nicht aufhören und nicht mitgehen.’ Bürle aber sprach ‘ei was, ich muß mein Vieh wieder haben.’ Da giengen sie zusammen nach der Wiese zurück, aber einer hatte das Kalb gestohlen, und es war fort. Sprach der Hirt ‘es wird sich wohl verlaufen haben.’ Das Bürle aber sagte ‘mir nicht so!’ und führte den Hirten vor den Schultheiß, der verdammte ihn für seine Nachlässigkeit daß er dem Bürle für das entkommene Kalb mußte eine Kuh geben.

Nun hatte das Bürle und seine Frau die lang gewünschte Kuh; sie freuten sich von Herzen, hatten aber kein Futter, und konnten ihr nichts zu fressen geben, also mußte sie bald geschlachtet werden. Das Fleisch salzten sie ein, und das Bürle gieng in die Stadt und wollte das Fell dort verkaufen, um für den Erlös ein neues Kälbchen zu bestellen. Unterwegs kam er an eine Mühle, da saß ein Rabe mit gebrochenen Flügeln, den nahm er aus Erbarmen auf und wickelte ihn in das Fell. Weil aber das Wetter so schlecht ward, und Wind und Regen stürmte, konnte er nicht weiter, kehrte in die Mühle ein und bat um Herberge. Die Müllerin war allein zu Haus und sprach zu dem Bürle ‘da leg dich auf die Streu,’ und gab ihm ein Käsebrot. Das Bürle aß und legte sich nieder, sein Fell neben sich, und die Frau dachte ‘der ist müde und schläft.’ Jndem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfieng ihn wohl und sprach ‘mein Mann ist aus, da wollen wir uns tractieren.’ Bürle horchte auf und wies von tractieren hörte, ärgerte es sich daß es mit Käsebrot hatte vorlieb nehmen müssen. Da trug die Frau herbei, und trug viererlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein.

Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau ‘ach Gott, das ist mein Mann!’ Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett, und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem

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[336/0369] steht noch immer draußen und frißt: es wollte nicht aufhören und nicht mitgehen.’ Bürle aber sprach ‘ei was, ich muß mein Vieh wieder haben.’ Da giengen sie zusammen nach der Wiese zurück, aber einer hatte das Kalb gestohlen, und es war fort. Sprach der Hirt ‘es wird sich wohl verlaufen haben.’ Das Bürle aber sagte ‘mir nicht so!’ und führte den Hirten vor den Schultheiß, der verdammte ihn für seine Nachlässigkeit daß er dem Bürle für das entkommene Kalb mußte eine Kuh geben. Nun hatte das Bürle und seine Frau die lang gewünschte Kuh; sie freuten sich von Herzen, hatten aber kein Futter, und konnten ihr nichts zu fressen geben, also mußte sie bald geschlachtet werden. Das Fleisch salzten sie ein, und das Bürle gieng in die Stadt und wollte das Fell dort verkaufen, um für den Erlös ein neues Kälbchen zu bestellen. Unterwegs kam er an eine Mühle, da saß ein Rabe mit gebrochenen Flügeln, den nahm er aus Erbarmen auf und wickelte ihn in das Fell. Weil aber das Wetter so schlecht ward, und Wind und Regen stürmte, konnte er nicht weiter, kehrte in die Mühle ein und bat um Herberge. Die Müllerin war allein zu Haus und sprach zu dem Bürle ‘da leg dich auf die Streu,’ und gab ihm ein Käsebrot. Das Bürle aß und legte sich nieder, sein Fell neben sich, und die Frau dachte ‘der ist müde und schläft.’ Jndem kam der Pfaff, die Frau Müllerin empfieng ihn wohl und sprach ‘mein Mann ist aus, da wollen wir uns tractieren.’ Bürle horchte auf und wies von tractieren hörte, ärgerte es sich daß es mit Käsebrot hatte vorlieb nehmen müssen. Da trug die Frau herbei, und trug viererlei auf, Braten, Salat, Kuchen und Wein. Wie sie sich nun setzten und essen wollten, klopfte es draußen. Sprach die Frau ‘ach Gott, das ist mein Mann!’ Geschwind versteckte sie den Braten in die Ofenkachel, den Wein unters Kopfkissen, den Salat aufs Bett, den Kuchen unters Bett, und den Pfaff in den Schrank auf dem Hausehrn. Danach machte sie dem

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/369>, abgerufen am 22.11.2024.