Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.die Windmühlen treibt, es regt sich ja kein Lüftchen,' und gieng mit seinen Dienern weiter, und als sie zwei Meilen fortgegangen waren, sahen sie einen auf einem Baum sitzen, der hielt das eine Nasenloch zu und blies aus dem andern. 'Mein, was treibst du da oben?' fragte der Mann. Er antwortete 'zwei Meilen von hier stehen sieben Windmühlen, seht, die blase ich an, daß sie laufen.' 'O, geh mit mir,' sprach der Mann, 'wenn wir vier zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.' Da stieg der Bläser herab und gieng mit, und über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Bein, und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach der Herr 'du hast dirs ja bequem gemacht zum Ausruhen.' 'Jch bin ein Laufer,' antwortete er, 'und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; wenn ich mit zwei Beinen laufe, so gehts geschwinder als ein Vogel fliegt.' 'O, geh mit mir, wenn wir fünf zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.' Da gieng er mit, und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohr sitzen. Da sprach der Herr zu ihm 'manierlich! manierlich! häng deinen Hut doch nicht auf ein Ohr, du siehst ja aus wie ein Hans Narr.' 'Jch darfs nicht thun,' sprach der andere, 'denn setz ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger Frost, und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen todt zur Erde.' 'O, geh mit mir,' sprach der Herr, 'wenn wir sechs zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.' Nun gingen die sechse in eine Stadt, wo der König hatte bekannt machen lassen wer mit seiner Tochter in die Wette laufen wollte, und den Sieg davon trüge, der sollte ihr Gemahl werden; wer aber verlöre, müßte auch seinen Kopf hergeben. Da meldete sich der Mann, und sprach 'ich will aber meinen Diener für mich laufen lassen.' Der König antwortete 'dann mußt du auch noch die Windmühlen treibt, es regt sich ja kein Lüftchen,’ und gieng mit seinen Dienern weiter, und als sie zwei Meilen fortgegangen waren, sahen sie einen auf einem Baum sitzen, der hielt das eine Nasenloch zu und blies aus dem andern. ‘Mein, was treibst du da oben?’ fragte der Mann. Er antwortete ‘zwei Meilen von hier stehen sieben Windmühlen, seht, die blase ich an, daß sie laufen.’ ‘O, geh mit mir,’ sprach der Mann, ‘wenn wir vier zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Da stieg der Bläser herab und gieng mit, und über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Bein, und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach der Herr ‘du hast dirs ja bequem gemacht zum Ausruhen.’ ‘Jch bin ein Laufer,’ antwortete er, ‘und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; wenn ich mit zwei Beinen laufe, so gehts geschwinder als ein Vogel fliegt.’ ‘O, geh mit mir, wenn wir fünf zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Da gieng er mit, und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohr sitzen. Da sprach der Herr zu ihm ‘manierlich! manierlich! häng deinen Hut doch nicht auf ein Ohr, du siehst ja aus wie ein Hans Narr.’ ‘Jch darfs nicht thun,’ sprach der andere, ‘denn setz ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger Frost, und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen todt zur Erde.’ ‘O, geh mit mir,’ sprach der Herr, ‘wenn wir sechs zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Nun gingen die sechse in eine Stadt, wo der König hatte bekannt machen lassen wer mit seiner Tochter in die Wette laufen wollte, und den Sieg davon trüge, der sollte ihr Gemahl werden; wer aber verlöre, müßte auch seinen Kopf hergeben. Da meldete sich der Mann, und sprach ‘ich will aber meinen Diener für mich laufen lassen.’ Der König antwortete ‘dann mußt du auch noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0409" n="376"/> die Windmühlen treibt, es regt sich ja kein Lüftchen,’ und gieng mit seinen Dienern weiter, und als sie zwei Meilen fortgegangen waren, sahen sie einen auf einem Baum sitzen, der hielt das eine Nasenloch zu und blies aus dem andern. ‘Mein, was treibst du da oben?’ fragte der Mann. Er antwortete ‘zwei Meilen von hier stehen sieben Windmühlen, seht, die blase ich an, daß sie laufen.’ ‘O, geh mit mir,’ sprach der Mann, ‘wenn wir vier zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Da stieg der Bläser herab und gieng mit, und über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Bein, und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach der Herr ‘du hast dirs ja bequem gemacht zum Ausruhen.’ ‘Jch bin ein Laufer,’ antwortete er, ‘und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; wenn ich mit zwei Beinen laufe, so gehts geschwinder als ein Vogel fliegt.’ ‘O, geh mit mir, wenn wir fünf zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Da gieng er mit, und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohr sitzen. Da sprach der Herr zu ihm ‘manierlich! manierlich! häng deinen Hut doch nicht auf ein Ohr, du siehst ja aus wie ein Hans Narr.’ ‘Jch darfs nicht thun,’ sprach der andere, ‘denn setz ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger Frost, und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen todt zur Erde.’ ‘O, geh mit mir,’ sprach der Herr, ‘wenn wir sechs zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’</p><lb/> <p>Nun gingen die sechse in eine Stadt, wo der König hatte bekannt machen lassen wer mit seiner Tochter in die Wette laufen wollte, und den Sieg davon trüge, der sollte ihr Gemahl werden; wer aber verlöre, müßte auch seinen Kopf hergeben. Da meldete sich der Mann, und sprach ‘ich will aber meinen Diener für mich laufen lassen.’ Der König antwortete ‘dann mußt du auch noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [376/0409]
die Windmühlen treibt, es regt sich ja kein Lüftchen,’ und gieng mit seinen Dienern weiter, und als sie zwei Meilen fortgegangen waren, sahen sie einen auf einem Baum sitzen, der hielt das eine Nasenloch zu und blies aus dem andern. ‘Mein, was treibst du da oben?’ fragte der Mann. Er antwortete ‘zwei Meilen von hier stehen sieben Windmühlen, seht, die blase ich an, daß sie laufen.’ ‘O, geh mit mir,’ sprach der Mann, ‘wenn wir vier zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Da stieg der Bläser herab und gieng mit, und über eine Zeit sahen sie einen, der stand da auf einem Bein, und hatte das andere abgeschnallt und neben sich gelegt. Da sprach der Herr ‘du hast dirs ja bequem gemacht zum Ausruhen.’ ‘Jch bin ein Laufer,’ antwortete er, ‘und damit ich nicht gar zu schnell springe, habe ich mir das eine Bein abgeschnallt; wenn ich mit zwei Beinen laufe, so gehts geschwinder als ein Vogel fliegt.’ ‘O, geh mit mir, wenn wir fünf zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’ Da gieng er mit, und gar nicht lang, so begegneten sie einem, der hatte ein Hütchen auf, hatte es aber ganz auf dem einen Ohr sitzen. Da sprach der Herr zu ihm ‘manierlich! manierlich! häng deinen Hut doch nicht auf ein Ohr, du siehst ja aus wie ein Hans Narr.’ ‘Jch darfs nicht thun,’ sprach der andere, ‘denn setz ich meinen Hut gerad, so kommt ein gewaltiger Frost, und die Vögel unter dem Himmel erfrieren und fallen todt zur Erde.’ ‘O, geh mit mir,’ sprach der Herr, ‘wenn wir sechs zusammen sind, sollten wir wohl durch die ganze Welt kommen.’
Nun gingen die sechse in eine Stadt, wo der König hatte bekannt machen lassen wer mit seiner Tochter in die Wette laufen wollte, und den Sieg davon trüge, der sollte ihr Gemahl werden; wer aber verlöre, müßte auch seinen Kopf hergeben. Da meldete sich der Mann, und sprach ‘ich will aber meinen Diener für mich laufen lassen.’ Der König antwortete ‘dann mußt du auch noch
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