Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.Als der alte König zu Grabe getragen war, da erzählte der treue Johannes dem jungen König was er seinem Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte 'das will ich gewißlich halten, und will dir treu sein, wie ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.' Die Trauer gieng vorüber, da sprach der treue Johannes zu ihm 'es ist nun Zeit, daß du dein Erbe siehst: ich will dir dein väterliches Schloß zeigen.' Da führte er ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle die Reichthümer und prächtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand. Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng und sprach 'warum schließest du mir diese niemals auf?' 'Es ist etwas darin,' antwortete er, 'vor dem du erschrickst.' Aber der König antwortete 'ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,' gieng und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück und sagte 'ich habe es deinem Vater vor seinem Tode versprochen, daß du nicht sehen sollst was in der Kammer steht: es könnte dir und mir zu großem Unglück ausschlagen.' 'Ach nein,' antwortete der junge König, 'wenn ich nicht hineinkomme, so ists es mein sicheres Verderben: ich würde Tag und Nacht keine Ruhe haben, bis ichs mit meinen Augen gesehen hätte. Nun gehe ich nicht von der Stelle, bis du aufgeschlossen hast.' Da sah der getreue Johannes daß es nicht mehr zu ändern war, und suchte mit schwerem Herzen und vielem Seufzen aus dem großen Bund den Schlüssel heraus. Als er die Thüre geöffnet hatte, trat er zuerst hinein und dachte er wolle das Bildnis bedecken daß es der König vor ihm nicht sähe: aber was half das? Als der alte König zu Grabe getragen war, da erzählte der treue Johannes dem jungen König was er seinem Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte ‘das will ich gewißlich halten, und will dir treu sein, wie ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.’ Die Trauer gieng vorüber, da sprach der treue Johannes zu ihm ‘es ist nun Zeit, daß du dein Erbe siehst: ich will dir dein väterliches Schloß zeigen.’ Da führte er ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle die Reichthümer und prächtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand. Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng und sprach ‘warum schließest du mir diese niemals auf?’ ‘Es ist etwas darin,’ antwortete er, ‘vor dem du erschrickst.’ Aber der König antwortete ‘ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,’ gieng und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück und sagte ‘ich habe es deinem Vater vor seinem Tode versprochen, daß du nicht sehen sollst was in der Kammer steht: es könnte dir und mir zu großem Unglück ausschlagen.’ ‘Ach nein,’ antwortete der junge König, ‘wenn ich nicht hineinkomme, so ists es mein sicheres Verderben: ich würde Tag und Nacht keine Ruhe haben, bis ichs mit meinen Augen gesehen hätte. Nun gehe ich nicht von der Stelle, bis du aufgeschlossen hast.’ Da sah der getreue Johannes daß es nicht mehr zu ändern war, und suchte mit schwerem Herzen und vielem Seufzen aus dem großen Bund den Schlüssel heraus. 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Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng und sprach ‘warum schließest du mir diese niemals auf?’ ‘Es ist etwas darin,’ antwortete er, ‘vor dem du erschrickst.’ Aber der König antwortete ‘ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,’ gieng und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück und sagte ‘ich habe es deinem Vater vor seinem Tode versprochen, daß du nicht sehen sollst was in der Kammer steht: es könnte dir und mir zu großem Unglück ausschlagen.’ ‘Ach nein,’ antwortete der junge König, ‘wenn ich nicht hineinkomme, so ists es mein sicheres Verderben: ich würde Tag und Nacht keine Ruhe haben, bis ichs mit meinen Augen gesehen hätte. 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Als der alte König zu Grabe getragen war, da erzählte der treue Johannes dem jungen König was er seinem Vater auf dem Sterbelager versprochen hatte, und sagte ‘das will ich gewißlich halten, und will dir treu sein, wie ich ihm gewesen bin, und sollte es mein Leben kosten.’ Die Trauer gieng vorüber, da sprach der treue Johannes zu ihm ‘es ist nun Zeit, daß du dein Erbe siehst: ich will dir dein väterliches Schloß zeigen.’ Da führte er ihn überall herum, auf und ab, und ließ ihn alle die Reichthümer und prächtigen Kammern sehen: nur die eine Kammer öffnete er nicht, worin das gefährliche Bild stand. Das Bild war aber so gestellt, daß, wenn die Thüre aufgieng, man gerade darauf sah, und war so herrlich gemacht, daß man meinte es leibte und lebte, und es gäbe nichts lieblicheres und schöneres auf der ganzen Welt. Der junge König aber merkte wohl daß der getreue Johannes immer an einer Thür vorübergieng und sprach ‘warum schließest du mir diese niemals auf?’ ‘Es ist etwas darin,’ antwortete er, ‘vor dem du erschrickst.’ Aber der König antwortete ‘ich habe das ganze Schloß gesehen, so will ich auch wissen was darin ist,’ gieng und wollte die Thüre mit Gewalt öffnen. Da hielt ihn der getreue Johannes zurück und sagte ‘ich habe es deinem Vater vor seinem Tode versprochen, daß du nicht sehen sollst was in der Kammer steht: es könnte dir und mir zu großem Unglück ausschlagen.’ ‘Ach nein,’ antwortete der junge König, ‘wenn ich nicht hineinkomme, so ists es mein sicheres Verderben: ich würde Tag und Nacht keine Ruhe haben, bis ichs mit meinen Augen gesehen hätte. Nun gehe ich nicht von der Stelle, bis du aufgeschlossen hast.’
Da sah der getreue Johannes daß es nicht mehr zu ändern war, und suchte mit schwerem Herzen und vielem Seufzen aus dem großen Bund den Schlüssel heraus. Als er die Thüre geöffnet hatte, trat er zuerst hinein und dachte er wolle das Bildnis bedecken daß es der König vor ihm nicht sähe: aber was half das?
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