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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857.

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als große Wäsche war, sah es darunter zwölf Mannshemden und fragte seine Mutter 'wem gehören diese zwölf Hemden, für den Vater sind sie doch viel zu klein?' Da antwortete sie mit schwerem Herzen 'liebes Kind, die gehören deinen zwölf Brüdern.' Sprach das Mädchen 'wo sind meine zwölf Brüder, ich habe noch niemals von ihnen gehört.' Sie antwortete 'das weiß Gott, wo sie sind: sie irren in der Welt herum.' Da nahm sie das Mädchen und schloß ihm das Zimmer auf, und zeigte ihm die zwölf Särge mit den Hobelspänen und den Todtenkißchen. 'Diese Särge,' sprach sie, 'waren für deine Brüder bestimmt, aber sie sind heimlich fortgegangen, eh du geboren warst,' und erzählte ihm wie sich alles zugetragen hatte. Da sagte das Mädchen 'liebe Mutter, weine nicht, ich will gehen und meine Brüder suchen.'

Nun nahm es die zwölf Hemden und gieng fort und geradezu in den großen Wald hinein. Es gieng den ganzen Tag und am Abend kam es zu dem verwünschten Häuschen. Da trat es hinein und fand einen jungen Knaben, der fragte 'wo kommst du her und wo willst du hin?' und erstaunte daß sie so schön war, königliche Kleider trug und einen Stern auf der Stirne hatte. Da antwortete sie 'ich bin eine Königstochter und suche meine zwölf Brüder und will gehen so weit der Himmel blau ist, bis ich sie finde.' Sie zeigte ihm auch die zwölf Hemden, die ihnen gehörten. Da sah Benjamin daß es seine Schwester war und sprach 'ich bin Benjamin, dein jüngster Bruder.' Und sie fieng an zu weinen vor Freude, und Benjamin auch, und sie küßten und herzten einander vor großer Liebe. Hernach sprach er 'liebe Schwester, es ist noch ein Vorbehalt da, wir hatten verabredet, daß ein jedes Mädchen, das uns begegnete, sterben sollte, weil wir um ein Mädchen unser Königreich verlassen mußten.' Da sagte sie 'ich will gerne sterben, wenn ich damit meine zwölf Brüder erlösen kann.' 'Nein,' antwortete er, 'du sollst nicht sterben, setze dich unter diese Bütte bis

als große Wäsche war, sah es darunter zwölf Mannshemden und fragte seine Mutter ‘wem gehören diese zwölf Hemden, für den Vater sind sie doch viel zu klein?’ Da antwortete sie mit schwerem Herzen ‘liebes Kind, die gehören deinen zwölf Brüdern.’ Sprach das Mädchen ‘wo sind meine zwölf Brüder, ich habe noch niemals von ihnen gehört.’ Sie antwortete ‘das weiß Gott, wo sie sind: sie irren in der Welt herum.’ Da nahm sie das Mädchen und schloß ihm das Zimmer auf, und zeigte ihm die zwölf Särge mit den Hobelspänen und den Todtenkißchen. ‘Diese Särge,’ sprach sie, ‘waren für deine Brüder bestimmt, aber sie sind heimlich fortgegangen, eh du geboren warst,’ und erzählte ihm wie sich alles zugetragen hatte. Da sagte das Mädchen ‘liebe Mutter, weine nicht, ich will gehen und meine Brüder suchen.’

Nun nahm es die zwölf Hemden und gieng fort und geradezu in den großen Wald hinein. Es gieng den ganzen Tag und am Abend kam es zu dem verwünschten Häuschen. Da trat es hinein und fand einen jungen Knaben, der fragte ‘wo kommst du her und wo willst du hin?’ und erstaunte daß sie so schön war, königliche Kleider trug und einen Stern auf der Stirne hatte. Da antwortete sie ‘ich bin eine Königstochter und suche meine zwölf Brüder und will gehen so weit der Himmel blau ist, bis ich sie finde.’ Sie zeigte ihm auch die zwölf Hemden, die ihnen gehörten. Da sah Benjamin daß es seine Schwester war und sprach ‘ich bin Benjamin, dein jüngster Bruder.’ Und sie fieng an zu weinen vor Freude, und Benjamin auch, und sie küßten und herzten einander vor großer Liebe. Hernach sprach er ‘liebe Schwester, es ist noch ein Vorbehalt da, wir hatten verabredet, daß ein jedes Mädchen, das uns begegnete, sterben sollte, weil wir um ein Mädchen unser Königreich verlassen mußten.’ Da sagte sie ‘ich will gerne sterben, wenn ich damit meine zwölf Brüder erlösen kann.’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘du sollst nicht sterben, setze dich unter diese Bütte bis

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 7. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1857, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1857/83>, abgerufen am 24.11.2024.