ihnen der Mann auch Geld, damit sie den Affen losließen. Darnach kam der Mann in ein drit- tes Dorf, da hatten die Jungen einen Bären und ließen ihn tanzen, und wenn er dazu brummte, war's ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann auch los, und der Bär war froh, daß er wieder auf seine vier Beine kam und trabte fort.
Der Mann aber hatte nun sein Bischen übri- ges Geld ausgegeben und keinen rothen Heller mehr in der Tasche. Da sprach er zu sich selber: "der König hat soviel in seiner Schatzkammer, was er nicht braucht, Hungers kannst du nicht sterben, du willst da etwas nehmen, und wenn du wieder zu Geld kommst, kannst du's ja wieder hineinlegen." Also machte er sich über die Schatz- kammer, und nahm sich ein wenig davon, allein beim Herausschleichen ward er von den Leuten des Königs erwischt. Sie sagten, er wäre ein Dieb und führten ihn vor Gericht, da ward er verur- theilt, daß er in einem Kasten sollte auf's Wasser gesetzt werden. Der Kasten-Deckel war voll Lö- cher, damit Luft hinein konnte, auch ward ihm ein Krug Wasser und ein Laib Brot mit hinein gegeben. Wie er nun so auf dem Wasser schwamm und recht in Angst war, hört er was krabbeln am Schloß, nagen und schnauben, auf einmal springt das Schloß selber auf und der Deckel in die Höh', und stehen da Maus, Affe und Bär, die hatten's gethan; weil er ihnen geholfen, wollten sie ihm
ihnen der Mann auch Geld, damit ſie den Affen losließen. Darnach kam der Mann in ein drit- tes Dorf, da hatten die Jungen einen Baͤren und ließen ihn tanzen, und wenn er dazu brummte, war’s ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann auch los, und der Baͤr war froh, daß er wieder auf ſeine vier Beine kam und trabte fort.
Der Mann aber hatte nun ſein Bischen uͤbri- ges Geld ausgegeben und keinen rothen Heller mehr in der Taſche. Da ſprach er zu ſich ſelber: „der Koͤnig hat ſoviel in ſeiner Schatzkammer, was er nicht braucht, Hungers kannſt du nicht ſterben, du willſt da etwas nehmen, und wenn du wieder zu Geld kommſt, kannſt du’s ja wieder hineinlegen.“ Alſo machte er ſich uͤber die Schatz- kammer, und nahm ſich ein wenig davon, allein beim Herausſchleichen ward er von den Leuten des Koͤnigs erwiſcht. Sie ſagten, er waͤre ein Dieb und fuͤhrten ihn vor Gericht, da ward er verur- theilt, daß er in einem Kaſten ſollte auf’s Waſſer geſetzt werden. Der Kaſten-Deckel war voll Loͤ- cher, damit Luft hinein konnte, auch ward ihm ein Krug Waſſer und ein Laib Brot mit hinein gegeben. Wie er nun ſo auf dem Waſſer ſchwamm und recht in Angſt war, hoͤrt er was krabbeln am Schloß, nagen und ſchnauben, auf einmal ſpringt das Schloß ſelber auf und der Deckel in die Hoͤh’, und ſtehen da Maus, Affe und Baͤr, die hatten’s gethan; weil er ihnen geholfen, wollten ſie ihm
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0130"n="109"/>
ihnen der Mann auch Geld, damit ſie den Affen<lb/>
losließen. Darnach kam der Mann in ein drit-<lb/>
tes Dorf, da hatten die Jungen einen Baͤren und<lb/>
ließen ihn tanzen, und wenn er dazu brummte,<lb/>
war’s ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann<lb/>
auch los, und der Baͤr war froh, daß er wieder<lb/>
auf ſeine vier Beine kam und trabte fort.</p><lb/><p>Der Mann aber hatte nun ſein Bischen uͤbri-<lb/>
ges Geld ausgegeben und keinen rothen Heller<lb/>
mehr in der Taſche. Da ſprach er zu ſich ſelber:<lb/>„der Koͤnig hat ſoviel in ſeiner Schatzkammer,<lb/>
was er nicht braucht, Hungers kannſt du nicht<lb/>ſterben, du willſt da etwas nehmen, und wenn du<lb/>
wieder zu Geld kommſt, kannſt du’s ja wieder<lb/>
hineinlegen.“ Alſo machte er ſich uͤber die Schatz-<lb/>
kammer, und nahm ſich ein wenig davon, allein<lb/>
beim Herausſchleichen ward er von den Leuten des<lb/>
Koͤnigs erwiſcht. Sie ſagten, er waͤre ein Dieb<lb/>
und fuͤhrten ihn vor Gericht, da ward er verur-<lb/>
theilt, daß er in einem Kaſten ſollte auf’s Waſſer<lb/>
geſetzt werden. Der Kaſten-Deckel war voll Loͤ-<lb/>
cher, damit Luft hinein konnte, auch ward ihm<lb/>
ein Krug Waſſer und ein Laib Brot mit hinein<lb/>
gegeben. Wie er nun ſo auf dem Waſſer ſchwamm<lb/>
und recht in Angſt war, hoͤrt er was krabbeln am<lb/>
Schloß, nagen und ſchnauben, auf einmal ſpringt<lb/>
das Schloß ſelber auf und der Deckel in die Hoͤh’,<lb/>
und ſtehen da Maus, Affe und Baͤr, die hatten’s<lb/>
gethan; weil er ihnen geholfen, wollten ſie ihm<lb/></p></div></body></text></TEI>
[109/0130]
ihnen der Mann auch Geld, damit ſie den Affen
losließen. Darnach kam der Mann in ein drit-
tes Dorf, da hatten die Jungen einen Baͤren und
ließen ihn tanzen, und wenn er dazu brummte,
war’s ihnen eben recht. Da kaufte ihn der Mann
auch los, und der Baͤr war froh, daß er wieder
auf ſeine vier Beine kam und trabte fort.
Der Mann aber hatte nun ſein Bischen uͤbri-
ges Geld ausgegeben und keinen rothen Heller
mehr in der Taſche. Da ſprach er zu ſich ſelber:
„der Koͤnig hat ſoviel in ſeiner Schatzkammer,
was er nicht braucht, Hungers kannſt du nicht
ſterben, du willſt da etwas nehmen, und wenn du
wieder zu Geld kommſt, kannſt du’s ja wieder
hineinlegen.“ Alſo machte er ſich uͤber die Schatz-
kammer, und nahm ſich ein wenig davon, allein
beim Herausſchleichen ward er von den Leuten des
Koͤnigs erwiſcht. Sie ſagten, er waͤre ein Dieb
und fuͤhrten ihn vor Gericht, da ward er verur-
theilt, daß er in einem Kaſten ſollte auf’s Waſſer
geſetzt werden. Der Kaſten-Deckel war voll Loͤ-
cher, damit Luft hinein konnte, auch ward ihm
ein Krug Waſſer und ein Laib Brot mit hinein
gegeben. Wie er nun ſo auf dem Waſſer ſchwamm
und recht in Angſt war, hoͤrt er was krabbeln am
Schloß, nagen und ſchnauben, auf einmal ſpringt
das Schloß ſelber auf und der Deckel in die Hoͤh’,
und ſtehen da Maus, Affe und Baͤr, die hatten’s
gethan; weil er ihnen geholfen, wollten ſie ihm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/130>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.