men, weil der Wald so groß war. Da hörte er gleichfalls die schöne Musik von weitem und sprach zu seinem Laufer, was das wohl wäre, er sollt' einmal zusehen, woher es kömmt. Da ging der Laufer hin unter den Baum und sah den Göckel- hahn sitzen und Hans mein Igel oben drauf. Der Laufer fragte ihn, was er da oben vorhätte. "Ich hüte meine Esel und Schweine: was ist euer Be- gehren?" Der Laufer sagte, sie hätten sich ver- irrt und könnten nicht wieder in's Königreich, ob er ihnen den Weg nicht zeigen wollte. Da stieg Hans mein Igel mit dem Hahn vom Baum herunter und sagte zu dem alten König, er wollt' ihm den Weg zeigen, wenn er ihm zu eigen geben wollte, was ihm zu Haus vor seinem königlichen Schlosse das erste begegnen würde. Der König sagte ja und unterschrieb sich dem Hans mein Igel, er sollt' es haben. Als das geschehen war, ritt er auf dem Göckelhahn voraus und zeigte ihm den Weg und gelangte er glücklich wieder in sein Kö- nigreich. Wie er auf den Hof kam, war große Freude darüber; nun hatte er eine einzige Toch- ter, die war sehr schön, die kam ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn und freute sich, daß ihr alter Vater wieder kam. Sie fragte ihn auch, wo er so lang in der Welt gewesen wäre, da erzählte er ihr, er hätte sich verirrt und wär' beinahe gar nicht wieder gekommen, aber als er durch einen großen Wald gefahren, hätte einer
halb
men, weil der Wald ſo groß war. Da hoͤrte er gleichfalls die ſchoͤne Muſik von weitem und ſprach zu ſeinem Laufer, was das wohl waͤre, er ſollt’ einmal zuſehen, woher es koͤmmt. Da ging der Laufer hin unter den Baum und ſah den Goͤckel- hahn ſitzen und Hans mein Igel oben drauf. Der Laufer fragte ihn, was er da oben vorhaͤtte. „Ich huͤte meine Eſel und Schweine: was iſt euer Be- gehren?“ Der Laufer ſagte, ſie haͤtten ſich ver- irrt und koͤnnten nicht wieder in’s Koͤnigreich, ob er ihnen den Weg nicht zeigen wollte. Da ſtieg Hans mein Igel mit dem Hahn vom Baum herunter und ſagte zu dem alten Koͤnig, er wollt’ ihm den Weg zeigen, wenn er ihm zu eigen geben wollte, was ihm zu Haus vor ſeinem koͤniglichen Schloſſe das erſte begegnen wuͤrde. Der Koͤnig ſagte ja und unterſchrieb ſich dem Hans mein Igel, er ſollt’ es haben. Als das geſchehen war, ritt er auf dem Goͤckelhahn voraus und zeigte ihm den Weg und gelangte er gluͤcklich wieder in ſein Koͤ- nigreich. Wie er auf den Hof kam, war große Freude daruͤber; nun hatte er eine einzige Toch- ter, die war ſehr ſchoͤn, die kam ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und kuͤßte ihn und freute ſich, daß ihr alter Vater wieder kam. Sie fragte ihn auch, wo er ſo lang in der Welt geweſen waͤre, da erzaͤhlte er ihr, er haͤtte ſich verirrt und waͤr’ beinahe gar nicht wieder gekommen, aber als er durch einen großen Wald gefahren, haͤtte einer
halb
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0149"n="128"/>
men, weil der Wald ſo groß war. Da hoͤrte er<lb/>
gleichfalls die ſchoͤne Muſik von weitem und ſprach<lb/>
zu ſeinem Laufer, was das wohl waͤre, er ſollt’<lb/>
einmal zuſehen, woher es koͤmmt. Da ging der<lb/>
Laufer hin unter den Baum und ſah den Goͤckel-<lb/>
hahn ſitzen und Hans mein Igel oben drauf. Der<lb/>
Laufer fragte ihn, was er da oben vorhaͤtte. „Ich<lb/>
huͤte meine Eſel und Schweine: was iſt euer Be-<lb/>
gehren?“ Der Laufer ſagte, ſie haͤtten ſich ver-<lb/>
irrt und koͤnnten nicht wieder in’s Koͤnigreich, ob<lb/>
er ihnen den Weg nicht zeigen wollte. Da ſtieg<lb/>
Hans mein Igel mit dem Hahn vom Baum<lb/>
herunter und ſagte zu dem alten Koͤnig, er wollt’ ihm<lb/>
den Weg zeigen, wenn er ihm zu eigen geben wollte,<lb/>
was ihm zu Haus vor ſeinem koͤniglichen Schloſſe<lb/>
das erſte begegnen wuͤrde. Der Koͤnig ſagte ja<lb/>
und unterſchrieb ſich dem Hans mein Igel, er<lb/>ſollt’ es haben. Als das geſchehen war, ritt er<lb/>
auf dem Goͤckelhahn voraus und zeigte ihm den<lb/>
Weg und gelangte er gluͤcklich wieder in ſein Koͤ-<lb/>
nigreich. Wie er auf den Hof kam, war große<lb/>
Freude daruͤber; nun hatte er eine einzige Toch-<lb/>
ter, die war ſehr ſchoͤn, die kam ihm entgegen,<lb/>
fiel ihm um den Hals und kuͤßte ihn und freute<lb/>ſich, daß ihr alter Vater wieder kam. Sie fragte<lb/>
ihn auch, wo er ſo lang in der Welt geweſen waͤre,<lb/>
da erzaͤhlte er ihr, er haͤtte ſich verirrt und waͤr’<lb/>
beinahe gar nicht wieder gekommen, aber als er<lb/>
durch einen großen Wald gefahren, haͤtte einer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">halb</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[128/0149]
men, weil der Wald ſo groß war. Da hoͤrte er
gleichfalls die ſchoͤne Muſik von weitem und ſprach
zu ſeinem Laufer, was das wohl waͤre, er ſollt’
einmal zuſehen, woher es koͤmmt. Da ging der
Laufer hin unter den Baum und ſah den Goͤckel-
hahn ſitzen und Hans mein Igel oben drauf. Der
Laufer fragte ihn, was er da oben vorhaͤtte. „Ich
huͤte meine Eſel und Schweine: was iſt euer Be-
gehren?“ Der Laufer ſagte, ſie haͤtten ſich ver-
irrt und koͤnnten nicht wieder in’s Koͤnigreich, ob
er ihnen den Weg nicht zeigen wollte. Da ſtieg
Hans mein Igel mit dem Hahn vom Baum
herunter und ſagte zu dem alten Koͤnig, er wollt’ ihm
den Weg zeigen, wenn er ihm zu eigen geben wollte,
was ihm zu Haus vor ſeinem koͤniglichen Schloſſe
das erſte begegnen wuͤrde. Der Koͤnig ſagte ja
und unterſchrieb ſich dem Hans mein Igel, er
ſollt’ es haben. Als das geſchehen war, ritt er
auf dem Goͤckelhahn voraus und zeigte ihm den
Weg und gelangte er gluͤcklich wieder in ſein Koͤ-
nigreich. Wie er auf den Hof kam, war große
Freude daruͤber; nun hatte er eine einzige Toch-
ter, die war ſehr ſchoͤn, die kam ihm entgegen,
fiel ihm um den Hals und kuͤßte ihn und freute
ſich, daß ihr alter Vater wieder kam. Sie fragte
ihn auch, wo er ſo lang in der Welt geweſen waͤre,
da erzaͤhlte er ihr, er haͤtte ſich verirrt und waͤr’
beinahe gar nicht wieder gekommen, aber als er
durch einen großen Wald gefahren, haͤtte einer
halb
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/149>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.