er dem Juden zu: "Spitzbub' gesteh' wo du das Geld her hast, sonst hör' ich dir nicht auf zu spie- len." "Ich hab's gestohlen, ich hab's gestohlen und du hattest es ehrlich verdient" schrie der Jude, daß es alle hörten. Da ließ mein Knecht die Geige ruhen und der Schuft wurde für ihn am Galgen gehängt.
25. Der gelernte Jäger.
Es war einmal ein junger Bursch, der hatte die Schlosserhandthierung gelernt und sprach zu seinem Vater, er müßte in die Welt gehen und sich versuchen. Ja, sagte der Vater, das bin ich zufrieden und gab ihm etwas Geld auf die Reise. Also zog er herum; auf eine Zeit, da wollt' ihm das Schlosserwerk nicht mehr folgen und stand ihm auch nicht mehr an, aber er kriegte Lust zur Jägerei. Da begegnete ihm auf der Wander- schaft ein Jäger in grünem Kleide, der fragte, wo er her käm' und hin wollte? Er wär' ein Schlossergesell, sagte der Bursch, aber das Hand- werk gefiele ihm nicht mehr, hätte Lust zur Jäge- rei, ob er sie ihn lehren wollte. -- "O ja, wenn du mit mir gehen willst." Da ging der junge Bursch mit und vermiethete sich etliche Jahre bei ihm und lernte die Jägerei. Darnach wollt' er
er dem Juden zu: „Spitzbub’ geſteh’ wo du das Geld her haſt, ſonſt hoͤr’ ich dir nicht auf zu ſpie- len.“ „Ich hab’s geſtohlen, ich hab’s geſtohlen und du hatteſt es ehrlich verdient“ ſchrie der Jude, daß es alle hoͤrten. Da ließ mein Knecht die Geige ruhen und der Schuft wurde fuͤr ihn am Galgen gehaͤngt.
25. Der gelernte Jaͤger.
Es war einmal ein junger Burſch, der hatte die Schloſſerhandthierung gelernt und ſprach zu ſeinem Vater, er muͤßte in die Welt gehen und ſich verſuchen. Ja, ſagte der Vater, das bin ich zufrieden und gab ihm etwas Geld auf die Reiſe. Alſo zog er herum; auf eine Zeit, da wollt’ ihm das Schloſſerwerk nicht mehr folgen und ſtand ihm auch nicht mehr an, aber er kriegte Luſt zur Jaͤgerei. Da begegnete ihm auf der Wander- ſchaft ein Jaͤger in gruͤnem Kleide, der fragte, wo er her kaͤm’ und hin wollte? Er waͤr’ ein Schloſſergeſell, ſagte der Burſch, aber das Hand- werk gefiele ihm nicht mehr, haͤtte Luſt zur Jaͤge- rei, ob er ſie ihn lehren wollte. — „O ja, wenn du mit mir gehen willſt.“ Da ging der junge Burſch mit und vermiethete ſich etliche Jahre bei ihm und lernte die Jaͤgerei. Darnach wollt’ er
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0159"n="138"/>
er dem Juden zu: „Spitzbub’ geſteh’ wo du das<lb/>
Geld her haſt, ſonſt hoͤr’ ich dir nicht auf zu ſpie-<lb/>
len.“„Ich hab’s geſtohlen, ich hab’s geſtohlen<lb/>
und du hatteſt es ehrlich verdient“ſchrie der Jude,<lb/>
daß es alle hoͤrten. Da ließ mein Knecht die<lb/>
Geige ruhen und der Schuft wurde fuͤr ihn am<lb/>
Galgen gehaͤngt.</p></div><lb/><divn="1"><head>25.<lb/><hirendition="#g">Der gelernte Jaͤger</hi>.</head><lb/><p>Es war einmal ein junger Burſch, der hatte<lb/>
die Schloſſerhandthierung gelernt und ſprach zu<lb/>ſeinem Vater, er muͤßte in die Welt gehen und<lb/>ſich verſuchen. Ja, ſagte der Vater, das bin ich<lb/>
zufrieden und gab ihm etwas Geld auf die Reiſe.<lb/>
Alſo zog er herum; auf eine Zeit, da wollt’ ihm<lb/>
das Schloſſerwerk nicht mehr folgen und ſtand<lb/>
ihm auch nicht mehr an, aber er kriegte Luſt zur<lb/>
Jaͤgerei. Da begegnete ihm auf der Wander-<lb/>ſchaft ein Jaͤger in gruͤnem Kleide, der fragte,<lb/>
wo er her kaͤm’ und hin wollte? Er waͤr’ ein<lb/>
Schloſſergeſell, ſagte der Burſch, aber das Hand-<lb/>
werk gefiele ihm nicht mehr, haͤtte Luſt zur Jaͤge-<lb/>
rei, ob er ſie ihn lehren wollte. —„O ja, wenn<lb/>
du mit mir gehen willſt.“ Da ging der junge<lb/>
Burſch mit und vermiethete ſich etliche Jahre bei<lb/>
ihm und lernte die Jaͤgerei. Darnach wollt’ er<lb/></p></div></body></text></TEI>
[138/0159]
er dem Juden zu: „Spitzbub’ geſteh’ wo du das
Geld her haſt, ſonſt hoͤr’ ich dir nicht auf zu ſpie-
len.“ „Ich hab’s geſtohlen, ich hab’s geſtohlen
und du hatteſt es ehrlich verdient“ ſchrie der Jude,
daß es alle hoͤrten. Da ließ mein Knecht die
Geige ruhen und der Schuft wurde fuͤr ihn am
Galgen gehaͤngt.
25.
Der gelernte Jaͤger.
Es war einmal ein junger Burſch, der hatte
die Schloſſerhandthierung gelernt und ſprach zu
ſeinem Vater, er muͤßte in die Welt gehen und
ſich verſuchen. Ja, ſagte der Vater, das bin ich
zufrieden und gab ihm etwas Geld auf die Reiſe.
Alſo zog er herum; auf eine Zeit, da wollt’ ihm
das Schloſſerwerk nicht mehr folgen und ſtand
ihm auch nicht mehr an, aber er kriegte Luſt zur
Jaͤgerei. Da begegnete ihm auf der Wander-
ſchaft ein Jaͤger in gruͤnem Kleide, der fragte,
wo er her kaͤm’ und hin wollte? Er waͤr’ ein
Schloſſergeſell, ſagte der Burſch, aber das Hand-
werk gefiele ihm nicht mehr, haͤtte Luſt zur Jaͤge-
rei, ob er ſie ihn lehren wollte. — „O ja, wenn
du mit mir gehen willſt.“ Da ging der junge
Burſch mit und vermiethete ſich etliche Jahre bei
ihm und lernte die Jaͤgerei. Darnach wollt’ er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/159>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.