die Prinzessin das hörte, fing sie an zu weinen, es war aber nun nicht anders, sie mußte ihr Versprechen halten. Da nahm sie Abschied von ihrem Vater, steckte ein Messer ein und ging zu dem Eisen-Ofen hinaus. Wie sie nun angekom- men war, hub sie an zu schrappen und das Eisen gab ihr nach und wie zwei Stunden vorbei waren, hatte sie schon ein kleines Loch geschabt. Da guckte sie hinein und sah einen so schönen Königssohn, ach! der glimmerte, daß er ihr recht in der Seele gefiel. Nun da schrappte sie noch weiter fort und machte das Loch so groß, daß er heraus konnte. Da sprach er: "du bist mein und ich bin dein, du bist meine Braut und hast mich er- löst." Sie bat sich aus, daß sie noch einmal dürfte zu ihrem Vater gehen und der Königssohn erlaubte es ihr, sie sollte aber nicht mehr mit ihrem Vater sprechen, als drei Worte und dann sollte sie wiederkommen. Also ging sie heim, sie sprach aber mehr als drei Worte, da verschwand alsbald der Eisen-Ofen und war weit weg über gläserne Berge und schneidende Schwerter; doch war der Prinz erlöst und nicht mehr darin einge- schlossen. Darnach nahm sie Abschied von ihrem Vater und etwas Geld mit, aber nicht viel, ging wieder in den großen Wald und suchte den Eisen- Ofen, allein der war nicht wieder zu finden. Neun Tage suchte sie, da ward ihr Hunger so groß, daß sie sich nicht zu helfen wußte, denn sie hatte nichts
die Prinzeſſin das hoͤrte, fing ſie an zu weinen, es war aber nun nicht anders, ſie mußte ihr Verſprechen halten. Da nahm ſie Abſchied von ihrem Vater, ſteckte ein Meſſer ein und ging zu dem Eiſen-Ofen hinaus. Wie ſie nun angekom- men war, hub ſie an zu ſchrappen und das Eiſen gab ihr nach und wie zwei Stunden vorbei waren, hatte ſie ſchon ein kleines Loch geſchabt. Da guckte ſie hinein und ſah einen ſo ſchoͤnen Koͤnigsſohn, ach! der glimmerte, daß er ihr recht in der Seele gefiel. Nun da ſchrappte ſie noch weiter fort und machte das Loch ſo groß, daß er heraus konnte. Da ſprach er: „du biſt mein und ich bin dein, du biſt meine Braut und haſt mich er- loͤſt.“ Sie bat ſich aus, daß ſie noch einmal duͤrfte zu ihrem Vater gehen und der Koͤnigsſohn erlaubte es ihr, ſie ſollte aber nicht mehr mit ihrem Vater ſprechen, als drei Worte und dann ſollte ſie wiederkommen. Alſo ging ſie heim, ſie ſprach aber mehr als drei Worte, da verſchwand alsbald der Eiſen-Ofen und war weit weg uͤber glaͤſerne Berge und ſchneidende Schwerter; doch war der Prinz erloͤſt und nicht mehr darin einge- ſchloſſen. Darnach nahm ſie Abſchied von ihrem Vater und etwas Geld mit, aber nicht viel, ging wieder in den großen Wald und ſuchte den Eiſen- Ofen, allein der war nicht wieder zu finden. Neun Tage ſuchte ſie, da ward ihr Hunger ſo groß, daß ſie ſich nicht zu helfen wußte, denn ſie hatte nichts
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die Prinzeſſin das hoͤrte, fing ſie an zu weinen,
es war aber nun nicht anders, ſie mußte ihr
Verſprechen halten. Da nahm ſie Abſchied von
ihrem Vater, ſteckte ein Meſſer ein und ging zu
dem Eiſen-Ofen hinaus. Wie ſie nun angekom-
men war, hub ſie an zu ſchrappen und das Eiſen
gab ihr nach und wie zwei Stunden vorbei waren,
hatte ſie ſchon ein kleines Loch geſchabt. Da guckte
ſie hinein und ſah einen ſo ſchoͤnen Koͤnigsſohn,
ach! der glimmerte, daß er ihr recht in der
Seele gefiel. Nun da ſchrappte ſie noch weiter
fort und machte das Loch ſo groß, daß er heraus
konnte. Da ſprach er: „du biſt mein und ich
bin dein, du biſt meine Braut und haſt mich er-
loͤſt.“ Sie bat ſich aus, daß ſie noch einmal
duͤrfte zu ihrem Vater gehen und der Koͤnigsſohn
erlaubte es ihr, ſie ſollte aber nicht mehr mit
ihrem Vater ſprechen, als drei Worte und dann
ſollte ſie wiederkommen. Alſo ging ſie heim, ſie
ſprach aber mehr als drei Worte, da verſchwand
alsbald der Eiſen-Ofen und war weit weg uͤber
glaͤſerne Berge und ſchneidende Schwerter; doch
war der Prinz erloͤſt und nicht mehr darin einge-
ſchloſſen. Darnach nahm ſie Abſchied von ihrem
Vater und etwas Geld mit, aber nicht viel, ging
wieder in den großen Wald und ſuchte den Eiſen-
Ofen, allein der war nicht wieder zu finden. Neun
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/235>, abgerufen am 22.12.2024.
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