ich nicht mit euch gehen." Als sie zu der alten Frau kamen, hatte sie sich auch aufgerichtet: "Mütterchen, sprachen sie, wollt ihr mit uns hinaufgehen?" -- "Ist die graue Katze noch oben in der Küche?" -- "Ja, sie sitzt auf dem Heerd bei einem Topf und kocht." -- "Das ist traurig, eh ihr nicht den rothen Schwan, den schwarzen Hund und die graue Katze tödtet, kön- nen wir nicht aus dem Keller heraus."
Als die zwei Gesellen wieder oben in die Küche kamen, wollten sie die Katze streicheln, sie machte aber feurige Augen und sah ganz wild aus. Nun war noch eine kleine Kammer übrig, in der sie nicht gewesen waren, wie sie die aufmachten, war sie ganz leer, nur an der Wand ein Bogen und Pfeil, ein Schwert und eine Eisen-Zange. Ueber Bogen und Pfeil standen die Worte: "das tödtet den rothen Schwan," über dem Schwert: "das haut dem schwarzen Hund den Kopf herun- ter," und über der Zange: "das kneift der grauen Katze den Kopf ab." "Ach, sagte der Furchtsame, wir wollen fort von hier," der Soldat aber: "nein, wir wollen die Thiere aufsuchen." Sie nahmen die Waffen von der Wand und gingen in die Küche, da standen die drei Thiere, der Schwan, der Hund und die Katze beisammen, als hätten sie was Böses vor. Wie der Furchtsame das sah, lief er wieder fort; der Soldat sprach ihm ein Herz ein, er hingegen wollte erst etwas essen; wie er
ich nicht mit euch gehen.“ Als ſie zu der alten Frau kamen, hatte ſie ſich auch aufgerichtet: „Muͤtterchen, ſprachen ſie, wollt ihr mit uns hinaufgehen?“ — „Iſt die graue Katze noch oben in der Kuͤche?“ — „Ja, ſie ſitzt auf dem Heerd bei einem Topf und kocht.“ — „Das iſt traurig, eh ihr nicht den rothen Schwan, den ſchwarzen Hund und die graue Katze toͤdtet, koͤn- nen wir nicht aus dem Keller heraus.“
Als die zwei Geſellen wieder oben in die Kuͤche kamen, wollten ſie die Katze ſtreicheln, ſie machte aber feurige Augen und ſah ganz wild aus. Nun war noch eine kleine Kammer uͤbrig, in der ſie nicht geweſen waren, wie ſie die aufmachten, war ſie ganz leer, nur an der Wand ein Bogen und Pfeil, ein Schwert und eine Eiſen-Zange. Ueber Bogen und Pfeil ſtanden die Worte: „das toͤdtet den rothen Schwan,“ uͤber dem Schwert: „das haut dem ſchwarzen Hund den Kopf herun- ter,“ und uͤber der Zange: „das kneift der grauen Katze den Kopf ab.“ „Ach, ſagte der Furchtſame, wir wollen fort von hier,“ der Soldat aber: „nein, wir wollen die Thiere aufſuchen.“ Sie nahmen die Waffen von der Wand und gingen in die Kuͤche, da ſtanden die drei Thiere, der Schwan, der Hund und die Katze beiſammen, als haͤtten ſie was Boͤſes vor. Wie der Furchtſame das ſah, lief er wieder fort; der Soldat ſprach ihm ein Herz ein, er hingegen wollte erſt etwas eſſen; wie er
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ich nicht mit euch gehen.“ Als ſie zu der alten
Frau kamen, hatte ſie ſich auch aufgerichtet:
„Muͤtterchen, ſprachen ſie, wollt ihr mit uns
hinaufgehen?“ — „Iſt die graue Katze noch
oben in der Kuͤche?“ — „Ja, ſie ſitzt auf dem
Heerd bei einem Topf und kocht.“ — „Das iſt
traurig, eh ihr nicht den rothen Schwan, den
ſchwarzen Hund und die graue Katze toͤdtet, koͤn-
nen wir nicht aus dem Keller heraus.“
Als die zwei Geſellen wieder oben in die
Kuͤche kamen, wollten ſie die Katze ſtreicheln, ſie
machte aber feurige Augen und ſah ganz wild aus.
Nun war noch eine kleine Kammer uͤbrig, in der
ſie nicht geweſen waren, wie ſie die aufmachten,
war ſie ganz leer, nur an der Wand ein Bogen
und Pfeil, ein Schwert und eine Eiſen-Zange.
Ueber Bogen und Pfeil ſtanden die Worte: „das
toͤdtet den rothen Schwan,“ uͤber dem Schwert:
„das haut dem ſchwarzen Hund den Kopf herun-
ter,“ und uͤber der Zange: „das kneift der grauen
Katze den Kopf ab.“ „Ach, ſagte der Furchtſame,
wir wollen fort von hier,“ der Soldat aber:
„nein, wir wollen die Thiere aufſuchen.“ Sie
nahmen die Waffen von der Wand und gingen in
die Kuͤche, da ſtanden die drei Thiere, der Schwan,
der Hund und die Katze beiſammen, als haͤtten ſie
was Boͤſes vor. Wie der Furchtſame das ſah, lief
er wieder fort; der Soldat ſprach ihm ein Herz
ein, er hingegen wollte erſt etwas eſſen; wie er
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/252>, abgerufen am 23.12.2024.
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