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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

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ihm trüb vor den Augen war und er doch die
Goldkleider schimmern sah. Der König, wie er
die grundlose Häßlichkeit an seiner vermeinten
Braut erblickte, ward sehr bös und befahl den
Kutscher in eine Grube zu werfen, die voll
Ottern und Schlangen-Gezücht war. Die alte
Hexe aber wußte den König doch so zu bestricken
und ihm die Augen zu verblenden, daß er sie und
ihre Tochter behielt und zu sich nahm, bis daß sie
ihm ganz leidlich vorkam und er sich wirklich mit
ihr verheirathete.

Einmal Abends saß die schwarze Braut dem
König auf dem Schoos, da kam eine weiße Ente
zum Gossenstein in die Küche geschwommen und
sagte zum Küchenjungen:

"Jüngelchen mach Feuer an,
Daß ich meine Federn wärmen kann!"

Das that der Küchenjunge und machte ihr ein
Feuer auf dem Heerd, da kam die Ente, schüt-
telte sich und setzte sich daneben und strich sich die
Federn mit dem Schnabel zurecht. Während sie
so saß und sich wohlthat, fragte sie:

"Was macht mein Bruder Reginer?"

Der Küchenjunge antwortete:

"Liegt tief bei Ottern und Schlangen."

Fragte sie:

"Was macht die schwarze Hex im Haus?"
Kindermärchen II. R

ihm truͤb vor den Augen war und er doch die
Goldkleider ſchimmern ſah. Der Koͤnig, wie er
die grundloſe Haͤßlichkeit an ſeiner vermeinten
Braut erblickte, ward ſehr boͤs und befahl den
Kutſcher in eine Grube zu werfen, die voll
Ottern und Schlangen-Gezuͤcht war. Die alte
Hexe aber wußte den Koͤnig doch ſo zu beſtricken
und ihm die Augen zu verblenden, daß er ſie und
ihre Tochter behielt und zu ſich nahm, bis daß ſie
ihm ganz leidlich vorkam und er ſich wirklich mit
ihr verheirathete.

Einmal Abends ſaß die ſchwarze Braut dem
Koͤnig auf dem Schoos, da kam eine weiße Ente
zum Goſſenſtein in die Kuͤche geſchwommen und
ſagte zum Kuͤchenjungen:

„Juͤngelchen mach Feuer an,
Daß ich meine Federn waͤrmen kann!“

Das that der Kuͤchenjunge und machte ihr ein
Feuer auf dem Heerd, da kam die Ente, ſchuͤt-
telte ſich und ſetzte ſich daneben und ſtrich ſich die
Federn mit dem Schnabel zurecht. Waͤhrend ſie
ſo ſaß und ſich wohlthat, fragte ſie:

„Was macht mein Bruder Reginer?“

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Fragte ſie:

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[257/0278] ihm truͤb vor den Augen war und er doch die Goldkleider ſchimmern ſah. Der Koͤnig, wie er die grundloſe Haͤßlichkeit an ſeiner vermeinten Braut erblickte, ward ſehr boͤs und befahl den Kutſcher in eine Grube zu werfen, die voll Ottern und Schlangen-Gezuͤcht war. Die alte Hexe aber wußte den Koͤnig doch ſo zu beſtricken und ihm die Augen zu verblenden, daß er ſie und ihre Tochter behielt und zu ſich nahm, bis daß ſie ihm ganz leidlich vorkam und er ſich wirklich mit ihr verheirathete. Einmal Abends ſaß die ſchwarze Braut dem Koͤnig auf dem Schoos, da kam eine weiße Ente zum Goſſenſtein in die Kuͤche geſchwommen und ſagte zum Kuͤchenjungen: „Juͤngelchen mach Feuer an, Daß ich meine Federn waͤrmen kann!“ Das that der Kuͤchenjunge und machte ihr ein Feuer auf dem Heerd, da kam die Ente, ſchuͤt- telte ſich und ſetzte ſich daneben und ſtrich ſich die Federn mit dem Schnabel zurecht. Waͤhrend ſie ſo ſaß und ſich wohlthat, fragte ſie: „Was macht mein Bruder Reginer?“ Der Kuͤchenjunge antwortete: „Liegt tief bei Ottern und Schlangen.“ Fragte ſie: „Was macht die ſchwarze Hex im Haus?“ Kindermärchen II. R

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/278>, abgerufen am 23.12.2024.