Reichthum käme und was sein Bruder mit dem Scheffel anfing. Da dachte er eine List aus, und bestrich den Boden mit Pech, und wie er das Maaß wieder bekam, so war ein Goldstück darin hängen geblieben. Alsbald ging er zu seinem Bruder und fragte ihn: "was hast du mit dem Scheffel ge- messen?" "Korn und Gerste," sagte der andere. Da zeigte er ihm das Goldstück und drohte ihm, wenn er nicht die Wahrheit sagte, so wollt' er ihn beim Gericht verklagen. Er erzählte ihm nun alles, wie es zugegangen war, der Reiche aber ließ gleich einen Wagen anspannen, fuhr hinaus, und dachte ganz andere Schätze mitzubringen. Wie er vor den Berg kam, rief er: "Berg Semsi! Berg Semsi! thu' dich auf!" der Berg that sich auf und er ging hinein. Da lagen die Reichthümer alle vor ihm, und er wußte lange nicht, wozu er am ersten greifen sollte, endlich lud er Edelsteine auf, so viel er tragen konnte und wollte sie hinausbringen. Er kehrte also um, weil aber Herz und Sinn ganz voll von den Schätzen waren, hatte er darüber den Namen des Bergs vergessen, und rief: "Berg Semeli! Berg Semeli! thu' dich auf!" Aber das war der rechte Name nicht und der Berg regte sich nicht und blieb verschlossen. Da ward ihm Angst, aber je länger er nachsann, desto mehr verwirrten sich seine Gedanken und halfen ihm alle Schätze nichts mehr. Am Abend that sich der Berg auf und
Reichthum kaͤme und was ſein Bruder mit dem Scheffel anfing. Da dachte er eine Liſt aus, und beſtrich den Boden mit Pech, und wie er das Maaß wieder bekam, ſo war ein Goldſtuͤck darin haͤngen geblieben. Alsbald ging er zu ſeinem Bruder und fragte ihn: „was haſt du mit dem Scheffel ge- meſſen?“ „Korn und Gerſte,“ ſagte der andere. Da zeigte er ihm das Goldſtuͤck und drohte ihm, wenn er nicht die Wahrheit ſagte, ſo wollt’ er ihn beim Gericht verklagen. Er erzaͤhlte ihm nun alles, wie es zugegangen war, der Reiche aber ließ gleich einen Wagen anſpannen, fuhr hinaus, und dachte ganz andere Schaͤtze mitzubringen. Wie er vor den Berg kam, rief er: „Berg Semſi! Berg Semſi! thu’ dich auf!“ der Berg that ſich auf und er ging hinein. Da lagen die Reichthuͤmer alle vor ihm, und er wußte lange nicht, wozu er am erſten greifen ſollte, endlich lud er Edelſteine auf, ſo viel er tragen konnte und wollte ſie hinausbringen. Er kehrte alſo um, weil aber Herz und Sinn ganz voll von den Schaͤtzen waren, hatte er daruͤber den Namen des Bergs vergeſſen, und rief: „Berg Semeli! Berg Semeli! thu’ dich auf!“ Aber das war der rechte Name nicht und der Berg regte ſich nicht und blieb verſchloſſen. Da ward ihm Angſt, aber je laͤnger er nachſann, deſto mehr verwirrten ſich ſeine Gedanken und halfen ihm alle Schaͤtze nichts mehr. Am Abend that ſich der Berg auf und
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Reichthum kaͤme und was ſein Bruder mit dem
Scheffel anfing. Da dachte er eine Liſt aus, und
beſtrich den Boden mit Pech, und wie er das Maaß
wieder bekam, ſo war ein Goldſtuͤck darin haͤngen
geblieben. Alsbald ging er zu ſeinem Bruder und
fragte ihn: „was haſt du mit dem Scheffel ge-
meſſen?“ „Korn und Gerſte,“ ſagte der andere.
Da zeigte er ihm das Goldſtuͤck und drohte ihm,
wenn er nicht die Wahrheit ſagte, ſo wollt’ er ihn
beim Gericht verklagen. Er erzaͤhlte ihm nun
alles, wie es zugegangen war, der Reiche aber
ließ gleich einen Wagen anſpannen, fuhr hinaus,
und dachte ganz andere Schaͤtze mitzubringen.
Wie er vor den Berg kam, rief er: „Berg
Semſi! Berg Semſi! thu’ dich auf!“ der
Berg that ſich auf und er ging hinein. Da lagen
die Reichthuͤmer alle vor ihm, und er wußte lange
nicht, wozu er am erſten greifen ſollte, endlich
lud er Edelſteine auf, ſo viel er tragen konnte und
wollte ſie hinausbringen. Er kehrte alſo um, weil
aber Herz und Sinn ganz voll von den Schaͤtzen
waren, hatte er daruͤber den Namen des Bergs
vergeſſen, und rief: „Berg Semeli! Berg
Semeli! thu’ dich auf!“ Aber das war der
rechte Name nicht und der Berg regte ſich nicht
und blieb verſchloſſen. Da ward ihm Angſt, aber
je laͤnger er nachſann, deſto mehr verwirrten ſich
ſeine Gedanken und halfen ihm alle Schaͤtze nichts
mehr. Am Abend that ſich der Berg auf und
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/295>, abgerufen am 23.12.2024.
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