Amtmann: bsch! bsch! und that als scheuchte er die Hühner weg. Wie nun der Großknecht fer- tig war, stieg er herauf und sagte: "seht einmal, ich hab' doch ein schön Halsband um," da waren es die Mühlensteine, die trug er um den Hals. Wie der Amtmann das sah, ward ihm wieder Angst, denn der Großknecht wollt' ihm nun seinen Lohn geben; da bat er wieder um 14 Tage Be- denkzeit und ließ die Schreiber zusammen kom- men, die gaben endlich den Rath, er sollt' ihn in die verwünschte Mühle schicken, und ihn heißen, dort in der Nacht noch Korn malen, da sey noch kein Mensch lebendig Morgens heraus- gegangen. Der Anschlag gefiel dem Amtmann; also rief er ihn noch denselben Abend, und sagte, er sollte acht Malter Korn in die Mühle fahren und in der Nacht noch malen, sie hättens nöthig. Da ging der Großknecht auf den Boden und that zwei Malter in seine rechte Tasche, zwei in die linke, vier nahm er in einem Quersack halb auf den Rücken, halb auf die Brust und ging so nach der verwünschten Mühle. Der Müller aber sagte ihm, bei Tag könnt' er recht gut da mahlen, aber nicht in der Nacht, da sey die Mühle verwünscht, und wer da noch hineingegangen, der sey am Morgen todt darin gefunden worden. Er sprach: "ich will schon durchkommen, macht euch nur fort und legt euch auf's Ohr." Darauf ging er in die Mühle und schüttete das Korn auf und wie's bald
Amtmann: bſch! bſch! und that als ſcheuchte er die Huͤhner weg. Wie nun der Großknecht fer- tig war, ſtieg er herauf und ſagte: „ſeht einmal, ich hab’ doch ein ſchoͤn Halsband um,“ da waren es die Muͤhlenſteine, die trug er um den Hals. Wie der Amtmann das ſah, ward ihm wieder Angſt, denn der Großknecht wollt’ ihm nun ſeinen Lohn geben; da bat er wieder um 14 Tage Be- denkzeit und ließ die Schreiber zuſammen kom- men, die gaben endlich den Rath, er ſollt’ ihn in die verwuͤnſchte Muͤhle ſchicken, und ihn heißen, dort in der Nacht noch Korn malen, da ſey noch kein Menſch lebendig Morgens heraus- gegangen. Der Anſchlag gefiel dem Amtmann; alſo rief er ihn noch denſelben Abend, und ſagte, er ſollte acht Malter Korn in die Muͤhle fahren und in der Nacht noch malen, ſie haͤttens noͤthig. Da ging der Großknecht auf den Boden und that zwei Malter in ſeine rechte Taſche, zwei in die linke, vier nahm er in einem Querſack halb auf den Ruͤcken, halb auf die Bruſt und ging ſo nach der verwuͤnſchten Muͤhle. Der Muͤller aber ſagte ihm, bei Tag koͤnnt’ er recht gut da mahlen, aber nicht in der Nacht, da ſey die Muͤhle verwuͤnſcht, und wer da noch hineingegangen, der ſey am Morgen todt darin gefunden worden. Er ſprach: „ich will ſchon durchkommen, macht euch nur fort und legt euch auf’s Ohr.“ Darauf ging er in die Muͤhle und ſchuͤttete das Korn auf und wie’s bald
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Amtmann: bſch! bſch! und that als ſcheuchte er
die Huͤhner weg. Wie nun der Großknecht fer-
tig war, ſtieg er herauf und ſagte: „ſeht einmal,
ich hab’ doch ein ſchoͤn Halsband um,“ da waren
es die Muͤhlenſteine, die trug er um den Hals.
Wie der Amtmann das ſah, ward ihm wieder
Angſt, denn der Großknecht wollt’ ihm nun ſeinen
Lohn geben; da bat er wieder um 14 Tage Be-
denkzeit und ließ die Schreiber zuſammen kom-
men, die gaben endlich den Rath, er ſollt’ ihn in
die verwuͤnſchte Muͤhle ſchicken, und ihn heißen,
dort in der Nacht noch Korn malen, da ſey
noch kein Menſch lebendig Morgens heraus-
gegangen. Der Anſchlag gefiel dem Amtmann;
alſo rief er ihn noch denſelben Abend, und ſagte,
er ſollte acht Malter Korn in die Muͤhle fahren
und in der Nacht noch malen, ſie haͤttens noͤthig.
Da ging der Großknecht auf den Boden und that
zwei Malter in ſeine rechte Taſche, zwei in die
linke, vier nahm er in einem Querſack halb auf
den Ruͤcken, halb auf die Bruſt und ging ſo nach
der verwuͤnſchten Muͤhle. Der Muͤller aber ſagte
ihm, bei Tag koͤnnt’ er recht gut da mahlen, aber
nicht in der Nacht, da ſey die Muͤhle verwuͤnſcht,
und wer da noch hineingegangen, der ſey am
Morgen todt darin gefunden worden. Er ſprach:
„ich will ſchon durchkommen, macht euch nur fort
und legt euch auf’s Ohr.“ Darauf ging er in die
Muͤhle und ſchuͤttete das Korn auf und wie’s bald
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/55>, abgerufen am 22.12.2024.
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