dem Kaufmann ward, so daß man ihm die Angst im Gesicht sehen konnte. Da fragte ihn der Sohn einmal, was ihm fehle; der Vater wollt' es nicht sagen, aber er hielt so lange an, bis er ihm endlich sagte, er habe ihn ohne daß er es ge- wußt, einem schwarzen Männchen versprochen für vieles Geld und habe seine Handschrift mit Siegel darüber gegeben, und nun müsse er ihn, wenn zwölf Jahre jetzt herum wären, ausliefern. Da sprach der Sohn: "o Vater, laßt euch nicht bang seyn, das soll schon gut werden, der Schwarze hat keine Macht über mich."
Da ließ sich der Sohn von dem Geistlichen segnen und als die Stunde kam, gingen sie zu- sammen hinaus auf den Acker und der Sohn machte einen Kreis und stellte sich mit seinem Va- ter hinein. Da kam das schwarze Männchen und sprach zu dem Alten: "hast du, was du mir versprochen hast?" der schwieg aber still und der Sohn sprach: "was willst du hier?" Da sagte das schwarze Männchen: "ich habe mit deinem Vater zu sprechen und nicht mit dir." -- Der Sohn sprach: "Du hast meinen Vater betrogen und verführt, gib die Handschrift heraus." -- "Nein, sagte das schwarze Männchen, mein Recht geb ich nicht auf." Da redeten sie noch lange miteinander, endlich wurden sie einig, der Sohn, weil er nicht dem Erbfeind und nicht mehr seinem Vater zugehöre, solle sich in ein Schiffchen
dem Kaufmann ward, ſo daß man ihm die Angſt im Geſicht ſehen konnte. Da fragte ihn der Sohn einmal, was ihm fehle; der Vater wollt’ es nicht ſagen, aber er hielt ſo lange an, bis er ihm endlich ſagte, er habe ihn ohne daß er es ge- wußt, einem ſchwarzen Maͤnnchen verſprochen fuͤr vieles Geld und habe ſeine Handſchrift mit Siegel daruͤber gegeben, und nun muͤſſe er ihn, wenn zwoͤlf Jahre jetzt herum waͤren, ausliefern. Da ſprach der Sohn: „o Vater, laßt euch nicht bang ſeyn, das ſoll ſchon gut werden, der Schwarze hat keine Macht uͤber mich.“
Da ließ ſich der Sohn von dem Geiſtlichen ſegnen und als die Stunde kam, gingen ſie zu- ſammen hinaus auf den Acker und der Sohn machte einen Kreis und ſtellte ſich mit ſeinem Va- ter hinein. Da kam das ſchwarze Maͤnnchen und ſprach zu dem Alten: „haſt du, was du mir verſprochen haſt?“ der ſchwieg aber ſtill und der Sohn ſprach: „was willſt du hier?“ Da ſagte das ſchwarze Maͤnnchen: „ich habe mit deinem Vater zu ſprechen und nicht mit dir.“ — Der Sohn ſprach: „Du haſt meinen Vater betrogen und verfuͤhrt, gib die Handſchrift heraus.“ — „Nein, ſagte das ſchwarze Maͤnnchen, mein Recht geb ich nicht auf.“ Da redeten ſie noch lange miteinander, endlich wurden ſie einig, der Sohn, weil er nicht dem Erbfeind und nicht mehr ſeinem Vater zugehoͤre, ſolle ſich in ein Schiffchen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0067"n="46"/>
dem Kaufmann ward, ſo daß man ihm die Angſt<lb/>
im Geſicht ſehen konnte. Da fragte ihn der<lb/>
Sohn einmal, was ihm fehle; der Vater wollt’<lb/>
es nicht ſagen, aber er hielt ſo lange an, bis er<lb/>
ihm endlich ſagte, er habe ihn ohne daß er es ge-<lb/>
wußt, einem ſchwarzen Maͤnnchen verſprochen<lb/>
fuͤr vieles Geld und habe ſeine Handſchrift mit<lb/>
Siegel daruͤber gegeben, und nun muͤſſe er ihn,<lb/>
wenn zwoͤlf Jahre jetzt herum waͤren, ausliefern.<lb/>
Da ſprach der Sohn: „o Vater, laßt euch nicht<lb/>
bang ſeyn, das ſoll ſchon gut werden, der Schwarze<lb/>
hat keine Macht uͤber mich.“</p><lb/><p>Da ließ ſich der Sohn von dem Geiſtlichen<lb/>ſegnen und als die Stunde kam, gingen ſie zu-<lb/>ſammen hinaus auf den Acker und der Sohn<lb/>
machte einen Kreis und ſtellte ſich mit ſeinem Va-<lb/>
ter hinein. Da kam das ſchwarze Maͤnnchen<lb/>
und ſprach zu dem Alten: „haſt du, was du mir<lb/>
verſprochen haſt?“ der ſchwieg aber ſtill und der<lb/>
Sohn ſprach: „was willſt du hier?“ Da ſagte<lb/>
das ſchwarze Maͤnnchen: „ich habe mit deinem<lb/>
Vater zu ſprechen und nicht mit dir.“— Der<lb/>
Sohn ſprach: „Du haſt meinen Vater betrogen<lb/>
und verfuͤhrt, gib die Handſchrift heraus.“—<lb/>„Nein, ſagte das ſchwarze Maͤnnchen, mein Recht<lb/>
geb ich nicht auf.“ Da redeten ſie noch lange<lb/>
miteinander, endlich wurden ſie einig, der Sohn,<lb/>
weil er nicht dem Erbfeind und nicht mehr<lb/>ſeinem Vater zugehoͤre, ſolle ſich in ein Schiffchen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[46/0067]
dem Kaufmann ward, ſo daß man ihm die Angſt
im Geſicht ſehen konnte. Da fragte ihn der
Sohn einmal, was ihm fehle; der Vater wollt’
es nicht ſagen, aber er hielt ſo lange an, bis er
ihm endlich ſagte, er habe ihn ohne daß er es ge-
wußt, einem ſchwarzen Maͤnnchen verſprochen
fuͤr vieles Geld und habe ſeine Handſchrift mit
Siegel daruͤber gegeben, und nun muͤſſe er ihn,
wenn zwoͤlf Jahre jetzt herum waͤren, ausliefern.
Da ſprach der Sohn: „o Vater, laßt euch nicht
bang ſeyn, das ſoll ſchon gut werden, der Schwarze
hat keine Macht uͤber mich.“
Da ließ ſich der Sohn von dem Geiſtlichen
ſegnen und als die Stunde kam, gingen ſie zu-
ſammen hinaus auf den Acker und der Sohn
machte einen Kreis und ſtellte ſich mit ſeinem Va-
ter hinein. Da kam das ſchwarze Maͤnnchen
und ſprach zu dem Alten: „haſt du, was du mir
verſprochen haſt?“ der ſchwieg aber ſtill und der
Sohn ſprach: „was willſt du hier?“ Da ſagte
das ſchwarze Maͤnnchen: „ich habe mit deinem
Vater zu ſprechen und nicht mit dir.“ — Der
Sohn ſprach: „Du haſt meinen Vater betrogen
und verfuͤhrt, gib die Handſchrift heraus.“ —
„Nein, ſagte das ſchwarze Maͤnnchen, mein Recht
geb ich nicht auf.“ Da redeten ſie noch lange
miteinander, endlich wurden ſie einig, der Sohn,
weil er nicht dem Erbfeind und nicht mehr
ſeinem Vater zugehoͤre, ſolle ſich in ein Schiffchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/67>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.