De Kinner wören unnerdes anewassen, da gink de ölleste mal mit annern Jungens herut to fisken, da wüllt ün de annern Jungens nig twis- ken sik hewen un segget: du Fündling, gaa du diner Wege," da ward he gans bedrövet un fräggt den olen Fisker, ob dat war wöre? De vertellt ün, dat he mal fisked hedde un hedde ün ut den Water troken (gezogen). Da segd he, he wulle furt un sinen Teiten (Vater) söken. De Fisker de biddet 'n, he mögde doch bliven, averst he let sik gar nig hallen, bis de Fisker et tolest to givt. Da givt he sik up den Weg un geit meere Dage hin- ner 'n anner, endlich kümmt he vor 'n graut all- mächtig Water, davor steit 'n ole Fru un fiskede. "guden Dag, Moer," segde de junge. -- "Gro- ten Dank!" -- Du süst da wol lange fisken, e du 'n Fisk fängest." -- "Un du wol lange söken, e du dinen Teiten findst: wie wust du der denn da över't Water kummen?" sehde de Fru. -- "Ja, dat mag Gott witten!" -- Da nümt de ole Fru ün up den Rüggen und drägt 'n der dörch, un he söcht lange Tiid un kann sinen Teiten nig finnen. Ase nu wol 'n Jaar voröwer is, da trekt de tweide auck ut, un will sinen Broer söken. He kümmt an dat Water un da geit et ün ewen so, ase sinen Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to Hus, de jammerde so vil na eren Broern, dat se upt lest auck den Fisker bad, he mögte se treken laten, se wulle ere Broerkes söken. Da kam se
De Kinner woͤren unnerdes anewaſſen, da gink de oͤlleſte mal mit annern Jungens herut to fiſken, da wuͤllt uͤn de annern Jungens nig twiſ- ken ſik hewen un ſegget: du Fuͤndling, gaa du diner Wege,“ da ward he gans bedroͤvet un fraͤggt den olen Fiſker, ob dat war woͤre? De vertellt uͤn, dat he mal fiſked hedde un hedde uͤn ut den Water troken (gezogen). Da ſegd he, he wulle furt un ſinen Teiten (Vater) ſoͤken. De Fiſker de biddet ’n, he moͤgde doch bliven, averſt he let ſik gar nig hallen, bis de Fiſker et toleſt to givt. Da givt he ſik up den Weg un geit meere Dage hin- ner ’n anner, endlich kuͤmmt he vor ’n graut all- maͤchtig Water, davor ſteit ’n ole Fru un fiſkede. „guden Dag, Moer,“ ſegde de junge. — „Gro- ten Dank!“ — Du ſuͤſt da wol lange fiſken, e du ’n Fiſk faͤngeſt.“ — „Un du wol lange ſoͤken, e du dinen Teiten findſt: wie wuſt du der denn da oͤver’t Water kummen?“ ſehde de Fru. — „Ja, dat mag Gott witten!“ — Da nuͤmt de ole Fru uͤn up den Ruͤggen und draͤgt ’n der doͤrch, un he ſoͤcht lange Tiid un kann ſinen Teiten nig finnen. Aſe nu wol ’n Jaar voroͤwer is, da trekt de tweide auck ut, un will ſinen Broer ſoͤken. He kuͤmmt an dat Water un da geit et uͤn ewen ſo, aſe ſinen Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to Hus, de jammerde ſo vil na eren Broern, dat ſe upt leſt auck den Fiſker bad, he moͤgte ſe treken laten, ſe wulle ere Broerkes ſoͤken. Da kam ſe
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De Kinner woͤren unnerdes anewaſſen, da
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ken ſik hewen un ſegget: du Fuͤndling, gaa du
diner Wege,“ da ward he gans bedroͤvet un fraͤggt
den olen Fiſker, ob dat war woͤre? De vertellt
uͤn, dat he mal fiſked hedde un hedde uͤn ut den
Water troken (gezogen). Da ſegd he, he wulle furt
un ſinen Teiten (Vater) ſoͤken. De Fiſker de biddet
’n, he moͤgde doch bliven, averſt he let ſik gar
nig hallen, bis de Fiſker et toleſt to givt. Da
givt he ſik up den Weg un geit meere Dage hin-
ner ’n anner, endlich kuͤmmt he vor ’n graut all-
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„guden Dag, Moer,“ ſegde de junge. — „Gro-
ten Dank!“ — Du ſuͤſt da wol lange fiſken, e du
’n Fiſk faͤngeſt.“ — „Un du wol lange ſoͤken, e
du dinen Teiten findſt: wie wuſt du der denn da
oͤver’t Water kummen?“ ſehde de Fru. — „Ja,
dat mag Gott witten!“ — Da nuͤmt de ole Fru
uͤn up den Ruͤggen und draͤgt ’n der doͤrch, un he
ſoͤcht lange Tiid un kann ſinen Teiten nig finnen.
Aſe nu wol ’n Jaar voroͤwer is, da trekt de tweide
auck ut, un will ſinen Broer ſoͤken. He kuͤmmt
an dat Water un da geit et uͤn ewen ſo, aſe ſinen
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/97>, abgerufen am 22.12.2024.
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