Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

De Kinner wören unnerdes anewassen, da
gink de ölleste mal mit annern Jungens herut to
fisken, da wüllt ün de annern Jungens nig twis-
ken sik hewen un segget: du Fündling, gaa du
diner Wege," da ward he gans bedrövet un fräggt
den olen Fisker, ob dat war wöre? De vertellt
ün, dat he mal fisked hedde un hedde ün ut den
Water troken (gezogen). Da segd he, he wulle furt
un sinen Teiten (Vater) söken. De Fisker de biddet
'n, he mögde doch bliven, averst he let sik gar
nig hallen, bis de Fisker et tolest to givt. Da
givt he sik up den Weg un geit meere Dage hin-
ner 'n anner, endlich kümmt he vor 'n graut all-
mächtig Water, davor steit 'n ole Fru un fiskede.
"guden Dag, Moer," segde de junge. -- "Gro-
ten Dank!" -- Du süst da wol lange fisken, e du
'n Fisk fängest." -- "Un du wol lange söken, e
du dinen Teiten findst: wie wust du der denn da
över't Water kummen?" sehde de Fru. -- "Ja,
dat mag Gott witten!" -- Da nümt de ole Fru
ün up den Rüggen und drägt 'n der dörch, un he
söcht lange Tiid un kann sinen Teiten nig finnen.
Ase nu wol 'n Jaar voröwer is, da trekt de tweide
auck ut, un will sinen Broer söken. He kümmt
an dat Water un da geit et ün ewen so, ase sinen
Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to
Hus, de jammerde so vil na eren Broern, dat se
upt lest auck den Fisker bad, he mögte se treken
laten, se wulle ere Broerkes söken. Da kam se

De Kinner woͤren unnerdes anewaſſen, da
gink de oͤlleſte mal mit annern Jungens herut to
fiſken, da wuͤllt uͤn de annern Jungens nig twiſ-
ken ſik hewen un ſegget: du Fuͤndling, gaa du
diner Wege,“ da ward he gans bedroͤvet un fraͤggt
den olen Fiſker, ob dat war woͤre? De vertellt
uͤn, dat he mal fiſked hedde un hedde uͤn ut den
Water troken (gezogen). Da ſegd he, he wulle furt
un ſinen Teiten (Vater) ſoͤken. De Fiſker de biddet
’n, he moͤgde doch bliven, averſt he let ſik gar
nig hallen, bis de Fiſker et toleſt to givt. Da
givt he ſik up den Weg un geit meere Dage hin-
ner ’n anner, endlich kuͤmmt he vor ’n graut all-
maͤchtig Water, davor ſteit ’n ole Fru un fiſkede.
„guden Dag, Moer,“ ſegde de junge. — „Gro-
ten Dank!“ — Du ſuͤſt da wol lange fiſken, e du
’n Fiſk faͤngeſt.“ — „Un du wol lange ſoͤken, e
du dinen Teiten findſt: wie wuſt du der denn da
oͤver’t Water kummen?“ ſehde de Fru. — „Ja,
dat mag Gott witten!“ — Da nuͤmt de ole Fru
uͤn up den Ruͤggen und draͤgt ’n der doͤrch, un he
ſoͤcht lange Tiid un kann ſinen Teiten nig finnen.
Aſe nu wol ’n Jaar voroͤwer is, da trekt de tweide
auck ut, un will ſinen Broer ſoͤken. He kuͤmmt
an dat Water un da geit et uͤn ewen ſo, aſe ſinen
Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to
Hus, de jammerde ſo vil na eren Broern, dat ſe
upt leſt auck den Fiſker bad, he moͤgte ſe treken
laten, ſe wulle ere Broerkes ſoͤken. Da kam ſe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0097" n="76"/>
        <p>De Kinner wo&#x0364;ren unnerdes anewa&#x017F;&#x017F;en, da<lb/>
gink de o&#x0364;lle&#x017F;te mal mit annern Jungens herut to<lb/>
fi&#x017F;ken, da wu&#x0364;llt u&#x0364;n de annern Jungens nig twi&#x017F;-<lb/>
ken &#x017F;ik hewen un &#x017F;egget: du Fu&#x0364;ndling, gaa du<lb/>
diner Wege,&#x201C; da ward he gans bedro&#x0364;vet un fra&#x0364;ggt<lb/>
den olen Fi&#x017F;ker, ob dat war wo&#x0364;re? De vertellt<lb/>
u&#x0364;n, dat he mal fi&#x017F;ked hedde un hedde u&#x0364;n ut den<lb/>
Water troken (gezogen). Da &#x017F;egd he, he wulle furt<lb/>
un &#x017F;inen Teiten (Vater) &#x017F;o&#x0364;ken. De Fi&#x017F;ker de biddet<lb/>
&#x2019;n, he mo&#x0364;gde doch bliven, aver&#x017F;t he let &#x017F;ik gar<lb/>
nig hallen, bis de Fi&#x017F;ker et tole&#x017F;t to givt. Da<lb/>
givt he &#x017F;ik up den Weg un geit meere Dage hin-<lb/>
ner &#x2019;n anner, endlich ku&#x0364;mmt he vor &#x2019;n graut all-<lb/>
ma&#x0364;chtig Water, davor &#x017F;teit &#x2019;n ole Fru un fi&#x017F;kede.<lb/>
&#x201E;guden Dag, Moer,&#x201C; &#x017F;egde de junge. &#x2014; &#x201E;Gro-<lb/>
ten Dank!&#x201C; &#x2014; Du &#x017F;u&#x0364;&#x017F;t da wol lange fi&#x017F;ken, e du<lb/>
&#x2019;n Fi&#x017F;k fa&#x0364;nge&#x017F;t.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Un du wol lange &#x017F;o&#x0364;ken, e<lb/>
du dinen Teiten find&#x017F;t: wie wu&#x017F;t du der denn da<lb/>
o&#x0364;ver&#x2019;t Water kummen?&#x201C; &#x017F;ehde de Fru. &#x2014; &#x201E;Ja,<lb/>
dat mag Gott witten!&#x201C; &#x2014; Da nu&#x0364;mt de ole Fru<lb/>
u&#x0364;n up den Ru&#x0364;ggen und dra&#x0364;gt &#x2019;n der do&#x0364;rch, un he<lb/>
&#x017F;o&#x0364;cht lange Tiid un kann &#x017F;inen Teiten nig finnen.<lb/>
A&#x017F;e nu wol &#x2019;n Jaar voro&#x0364;wer is, da trekt de tweide<lb/>
auck ut, un will &#x017F;inen Broer &#x017F;o&#x0364;ken. He ku&#x0364;mmt<lb/>
an dat Water un da geit et u&#x0364;n ewen &#x017F;o, a&#x017F;e &#x017F;inen<lb/>
Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to<lb/>
Hus, de jammerde &#x017F;o vil na eren Broern, dat &#x017F;e<lb/>
upt le&#x017F;t auck den Fi&#x017F;ker bad, he mo&#x0364;gte &#x017F;e treken<lb/>
laten, &#x017F;e wulle ere Broerkes &#x017F;o&#x0364;ken. Da kam &#x017F;e<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0097] De Kinner woͤren unnerdes anewaſſen, da gink de oͤlleſte mal mit annern Jungens herut to fiſken, da wuͤllt uͤn de annern Jungens nig twiſ- ken ſik hewen un ſegget: du Fuͤndling, gaa du diner Wege,“ da ward he gans bedroͤvet un fraͤggt den olen Fiſker, ob dat war woͤre? De vertellt uͤn, dat he mal fiſked hedde un hedde uͤn ut den Water troken (gezogen). Da ſegd he, he wulle furt un ſinen Teiten (Vater) ſoͤken. De Fiſker de biddet ’n, he moͤgde doch bliven, averſt he let ſik gar nig hallen, bis de Fiſker et toleſt to givt. Da givt he ſik up den Weg un geit meere Dage hin- ner ’n anner, endlich kuͤmmt he vor ’n graut all- maͤchtig Water, davor ſteit ’n ole Fru un fiſkede. „guden Dag, Moer,“ ſegde de junge. — „Gro- ten Dank!“ — Du ſuͤſt da wol lange fiſken, e du ’n Fiſk faͤngeſt.“ — „Un du wol lange ſoͤken, e du dinen Teiten findſt: wie wuſt du der denn da oͤver’t Water kummen?“ ſehde de Fru. — „Ja, dat mag Gott witten!“ — Da nuͤmt de ole Fru uͤn up den Ruͤggen und draͤgt ’n der doͤrch, un he ſoͤcht lange Tiid un kann ſinen Teiten nig finnen. Aſe nu wol ’n Jaar voroͤwer is, da trekt de tweide auck ut, un will ſinen Broer ſoͤken. He kuͤmmt an dat Water un da geit et uͤn ewen ſo, aſe ſinen Broer. Nu was nur noch de Dochter allein to Hus, de jammerde ſo vil na eren Broern, dat ſe upt leſt auck den Fiſker bad, he moͤgte ſe treken laten, ſe wulle ere Broerkes ſoͤken. Da kam ſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/97
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/97>, abgerufen am 22.12.2024.