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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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ums Leben bringen; er sollte große Mühlsteine um den Brunnen im Hof anfahren lassen und dann ihn heißen hinabsteigen und den Brunnen rein machen, und wenn er unten wäre, wollten sie ihm die Mühlsteine auf den Kopf werfen. Der Rath gefiel dem Amtmann und da ward alles eingerichtet und wurden die größten Mühlsteine herangefahren. Wie nun der Großknecht im Brunnen stand, rollten sie die Steine hinab, und die schlugen hinunter, daß das Wasser in die Höh' sprützte. Da meinten sie gewiß, der Kopf wär' ihm eingeschlagen, aber er rief: "jagt doch die Hühner vom Brunnen weg, die kratzen da oben im Sand und werfen mir die Körner in die Augen, daß ich nicht sehen kann." Da rief der Amtmann: bsch! bsch! und that als scheuchte er die Hühner weg. Wie nun der Großknecht fertig war, stieg er herauf und sagte: "seht einmal, ich hab' doch ein schön Halsband um," da waren es die Mühlensteine, die trug er um den Hals. Wie der Amtmann das sah, ward ihm wieder Angst, denn der Großknecht wollt' ihm nun seinen Lohn geben; da bat er wieder um vierzehn Tage Bedenkzeit und ließ die Schreiber zusammen kommen, die gaben endlich den Rath, er sollt' ihn in die verwünschte Mühle schicken, und ihm heißen, dort in der Nacht noch Korn malen, da sey noch kein Mensch Morgens lebendig herausgegangen. Der Anschlag gefiel dem Amtmann; also rief er ihn noch denselben Abend, und sagte, er sollte acht Malter Korn in die Mühle fahren und in der Nacht noch malen, sie hättens nöthig. Da ging der Großknecht auf den Boden und that zwei Malter in seine rechte Tasche, zwei in die linke, vier nahm er in einem

ums Leben bringen; er sollte große Muͤhlsteine um den Brunnen im Hof anfahren lassen und dann ihn heißen hinabsteigen und den Brunnen rein machen, und wenn er unten waͤre, wollten sie ihm die Muͤhlsteine auf den Kopf werfen. Der Rath gefiel dem Amtmann und da ward alles eingerichtet und wurden die groͤßten Muͤhlsteine herangefahren. Wie nun der Großknecht im Brunnen stand, rollten sie die Steine hinab, und die schlugen hinunter, daß das Wasser in die Hoͤh’ spruͤtzte. Da meinten sie gewiß, der Kopf waͤr’ ihm eingeschlagen, aber er rief: „jagt doch die Huͤhner vom Brunnen weg, die kratzen da oben im Sand und werfen mir die Koͤrner in die Augen, daß ich nicht sehen kann.“ Da rief der Amtmann: bsch! bsch! und that als scheuchte er die Huͤhner weg. Wie nun der Großknecht fertig war, stieg er herauf und sagte: „seht einmal, ich hab’ doch ein schoͤn Halsband um,“ da waren es die Muͤhlensteine, die trug er um den Hals. Wie der Amtmann das sah, ward ihm wieder Angst, denn der Großknecht wollt’ ihm nun seinen Lohn geben; da bat er wieder um vierzehn Tage Bedenkzeit und ließ die Schreiber zusammen kommen, die gaben endlich den Rath, er sollt’ ihn in die verwuͤnschte Muͤhle schicken, und ihm heißen, dort in der Nacht noch Korn malen, da sey noch kein Mensch Morgens lebendig herausgegangen. Der Anschlag gefiel dem Amtmann; also rief er ihn noch denselben Abend, und sagte, er sollte acht Malter Korn in die Muͤhle fahren und in der Nacht noch malen, sie haͤttens noͤthig. Da ging der Großknecht auf den Boden und that zwei Malter in seine rechte Tasche, zwei in die linke, vier nahm er in einem

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[29/0107] ums Leben bringen; er sollte große Muͤhlsteine um den Brunnen im Hof anfahren lassen und dann ihn heißen hinabsteigen und den Brunnen rein machen, und wenn er unten waͤre, wollten sie ihm die Muͤhlsteine auf den Kopf werfen. Der Rath gefiel dem Amtmann und da ward alles eingerichtet und wurden die groͤßten Muͤhlsteine herangefahren. Wie nun der Großknecht im Brunnen stand, rollten sie die Steine hinab, und die schlugen hinunter, daß das Wasser in die Hoͤh’ spruͤtzte. Da meinten sie gewiß, der Kopf waͤr’ ihm eingeschlagen, aber er rief: „jagt doch die Huͤhner vom Brunnen weg, die kratzen da oben im Sand und werfen mir die Koͤrner in die Augen, daß ich nicht sehen kann.“ Da rief der Amtmann: bsch! bsch! und that als scheuchte er die Huͤhner weg. Wie nun der Großknecht fertig war, stieg er herauf und sagte: „seht einmal, ich hab’ doch ein schoͤn Halsband um,“ da waren es die Muͤhlensteine, die trug er um den Hals. Wie der Amtmann das sah, ward ihm wieder Angst, denn der Großknecht wollt’ ihm nun seinen Lohn geben; da bat er wieder um vierzehn Tage Bedenkzeit und ließ die Schreiber zusammen kommen, die gaben endlich den Rath, er sollt’ ihn in die verwuͤnschte Muͤhle schicken, und ihm heißen, dort in der Nacht noch Korn malen, da sey noch kein Mensch Morgens lebendig herausgegangen. Der Anschlag gefiel dem Amtmann; also rief er ihn noch denselben Abend, und sagte, er sollte acht Malter Korn in die Muͤhle fahren und in der Nacht noch malen, sie haͤttens noͤthig. Da ging der Großknecht auf den Boden und that zwei Malter in seine rechte Tasche, zwei in die linke, vier nahm er in einem

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/107>, abgerufen am 24.11.2024.