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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Beim Abschied gab sie ihm noch einen Wünschring und sprach: "nimm diesen Ring und steck' ihn an deinen Finger, wo du dich hinwünschest, wirst du alsbald hinversetzt, nur mußt du mir versprechen, daß du ihn nicht gebrauchst, mich von hier weg zu deinem Vater zu wünschen." Da versprach er's, steckte den Ring an seinen Finger und wünschte sich heim vor die Stadt, wo sein Vater lebte. Alsbald war er auch davor, aber nicht darin; wie er nun vor's Thor kam, wollten ihn die Schildwachen nicht einlassen, weil er so seltsam und reich gekleidet war. Da ging er auf einen Berg, wo ein Schäfer hütete, mit diesem tauschte er die Kleider und zog den alten Schäferrock an und ging also ungestört in die Stadt ein. Als er zu seinem Vater kam, gab er sich zu erkennen, der aber sprach, er glaube nimmermehr, daß er sein Sohn sey, er hätte zwar einen gehabt, der sey längst todt, weil er aber sehe, daß er ein armer dürftiger Schäfer sey, so wolle er ihm einen Teller voll zu essen geben. Da sprach der Schäfer zu seinen Eltern: "ich bin wahrhaftig euer Sohn, wißt ihr kein Mal an meinem Leibe, woran ihr mich erkennen könnt?" -- "Ja, sagte die Mutter, unser Sohn hatte eine Himbeere unter dem rechten Arm." Da streifte er das Hemd von seinem Arm und da sahen sie die Himbeere und waren nun überzeugt, daß es ihr Sohn war. Darauf erzählte er ihnen, er wäre König vom goldenen Berge und eine Königstochter seine Gemahlin und sie hätten einen schönen Sohn von sieben Jahren. Da sprach der Vater: "nun und nimmermehr ist das wahr, das ist ein schöner König, der in einem zerlumpten Schäferrock hergeht." Da ward

Beim Abschied gab sie ihm noch einen Wuͤnschring und sprach: „nimm diesen Ring und steck’ ihn an deinen Finger, wo du dich hinwuͤnschest, wirst du alsbald hinversetzt, nur mußt du mir versprechen, daß du ihn nicht gebrauchst, mich von hier weg zu deinem Vater zu wuͤnschen.“ Da versprach er’s, steckte den Ring an seinen Finger und wuͤnschte sich heim vor die Stadt, wo sein Vater lebte. Alsbald war er auch davor, aber nicht darin; wie er nun vor’s Thor kam, wollten ihn die Schildwachen nicht einlassen, weil er so seltsam und reich gekleidet war. Da ging er auf einen Berg, wo ein Schaͤfer huͤtete, mit diesem tauschte er die Kleider und zog den alten Schaͤferrock an und ging also ungestoͤrt in die Stadt ein. Als er zu seinem Vater kam, gab er sich zu erkennen, der aber sprach, er glaube nimmermehr, daß er sein Sohn sey, er haͤtte zwar einen gehabt, der sey laͤngst todt, weil er aber sehe, daß er ein armer duͤrftiger Schaͤfer sey, so wolle er ihm einen Teller voll zu essen geben. Da sprach der Schaͤfer zu seinen Eltern: „ich bin wahrhaftig euer Sohn, wißt ihr kein Mal an meinem Leibe, woran ihr mich erkennen koͤnnt?“ — „Ja, sagte die Mutter, unser Sohn hatte eine Himbeere unter dem rechten Arm.“ Da streifte er das Hemd von seinem Arm und da sahen sie die Himbeere und waren nun uͤberzeugt, daß es ihr Sohn war. Darauf erzaͤhlte er ihnen, er waͤre Koͤnig vom goldenen Berge und eine Koͤnigstochter seine Gemahlin und sie haͤtten einen schoͤnen Sohn von sieben Jahren. Da sprach der Vater: „nun und nimmermehr ist das wahr, das ist ein schoͤner Koͤnig, der in einem zerlumpten Schaͤferrock hergeht.“ Da ward

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[42/0120] Beim Abschied gab sie ihm noch einen Wuͤnschring und sprach: „nimm diesen Ring und steck’ ihn an deinen Finger, wo du dich hinwuͤnschest, wirst du alsbald hinversetzt, nur mußt du mir versprechen, daß du ihn nicht gebrauchst, mich von hier weg zu deinem Vater zu wuͤnschen.“ Da versprach er’s, steckte den Ring an seinen Finger und wuͤnschte sich heim vor die Stadt, wo sein Vater lebte. Alsbald war er auch davor, aber nicht darin; wie er nun vor’s Thor kam, wollten ihn die Schildwachen nicht einlassen, weil er so seltsam und reich gekleidet war. Da ging er auf einen Berg, wo ein Schaͤfer huͤtete, mit diesem tauschte er die Kleider und zog den alten Schaͤferrock an und ging also ungestoͤrt in die Stadt ein. Als er zu seinem Vater kam, gab er sich zu erkennen, der aber sprach, er glaube nimmermehr, daß er sein Sohn sey, er haͤtte zwar einen gehabt, der sey laͤngst todt, weil er aber sehe, daß er ein armer duͤrftiger Schaͤfer sey, so wolle er ihm einen Teller voll zu essen geben. Da sprach der Schaͤfer zu seinen Eltern: „ich bin wahrhaftig euer Sohn, wißt ihr kein Mal an meinem Leibe, woran ihr mich erkennen koͤnnt?“ — „Ja, sagte die Mutter, unser Sohn hatte eine Himbeere unter dem rechten Arm.“ Da streifte er das Hemd von seinem Arm und da sahen sie die Himbeere und waren nun uͤberzeugt, daß es ihr Sohn war. Darauf erzaͤhlte er ihnen, er waͤre Koͤnig vom goldenen Berge und eine Koͤnigstochter seine Gemahlin und sie haͤtten einen schoͤnen Sohn von sieben Jahren. Da sprach der Vater: „nun und nimmermehr ist das wahr, das ist ein schoͤner Koͤnig, der in einem zerlumpten Schaͤferrock hergeht.“ Da ward

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/120>, abgerufen am 24.11.2024.