Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.und wie sie Abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gänseställchen kriechen und sich auf ein wenig Stroh hineinlegen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei! die glänzten, daß es schön war und ein Bedienter der brachte noch ein siebentes, das war für den armen Müllerbursch, aus der Kutsche aber stieg eine prächtige Königstochter und ging in die Mühle hinein, und die Königstochter war das kleine bunte Kätzchen, dem der arme Hans sieben Jahre gedient hatte. Sie fragte den Müller, wo der dritte Mahlbursch, der Kleinknecht, wäre? Da sagte der Müller: "den können wir nicht in die Mühle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gänsestall." Da sagte die Königstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken; da schnallte der Bediente prächtige Kleider aus und mußte ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte kein König schöner aussehen. Darnach wollte die Jungfrau die Pferde sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war blind, das andere lahm. Da ließ sie den Bedienten das siebente Pferd bringen; wie der Müller das sah, sprach er, so eins wär ihm noch nicht auf den Hof gekommen; "und das ist für den dritten Mahlbursch" sprach sie. "Da muß er die Mühle haben," sagte der Müller; die Königstochter aber sprach, da wär' sein Pferd, er solle die Mühle auch behalten; und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in die Kutsche und fährt mit ihm fort. Sie fahren erst nach dem und wie sie Abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gaͤnsestaͤllchen kriechen und sich auf ein wenig Stroh hineinlegen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei! die glaͤnzten, daß es schoͤn war und ein Bedienter der brachte noch ein siebentes, das war fuͤr den armen Muͤllerbursch, aus der Kutsche aber stieg eine praͤchtige Koͤnigstochter und ging in die Muͤhle hinein, und die Koͤnigstochter war das kleine bunte Kaͤtzchen, dem der arme Hans sieben Jahre gedient hatte. Sie fragte den Muͤller, wo der dritte Mahlbursch, der Kleinknecht, waͤre? Da sagte der Muͤller: „den koͤnnen wir nicht in die Muͤhle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gaͤnsestall.“ Da sagte die Koͤnigstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken; da schnallte der Bediente praͤchtige Kleider aus und mußte ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte kein Koͤnig schoͤner aussehen. Darnach wollte die Jungfrau die Pferde sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war blind, das andere lahm. Da ließ sie den Bedienten das siebente Pferd bringen; wie der Muͤller das sah, sprach er, so eins waͤr ihm noch nicht auf den Hof gekommen; „und das ist fuͤr den dritten Mahlbursch“ sprach sie. „Da muß er die Muͤhle haben,“ sagte der Muͤller; die Koͤnigstochter aber sprach, da waͤr’ sein Pferd, er solle die Muͤhle auch behalten; und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in die Kutsche und faͤhrt mit ihm fort. Sie fahren erst nach dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="106"/> und wie sie Abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gaͤnsestaͤllchen kriechen und sich auf ein wenig Stroh hineinlegen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei! die glaͤnzten, daß es schoͤn war und ein Bedienter der brachte noch ein siebentes, das war fuͤr den armen Muͤllerbursch, aus der Kutsche aber stieg eine praͤchtige Koͤnigstochter und ging in die Muͤhle hinein, und die Koͤnigstochter war das kleine bunte Kaͤtzchen, dem der arme Hans sieben Jahre gedient hatte. Sie fragte den Muͤller, wo der dritte Mahlbursch, der Kleinknecht, waͤre? Da sagte der Muͤller: „den koͤnnen wir nicht in die Muͤhle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gaͤnsestall.“ Da sagte die Koͤnigstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken; da schnallte der Bediente praͤchtige Kleider aus und mußte ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte kein Koͤnig schoͤner aussehen. Darnach wollte die Jungfrau die Pferde sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war blind, das andere lahm. Da ließ sie den Bedienten das siebente Pferd bringen; wie der Muͤller das sah, sprach er, so eins waͤr ihm noch nicht auf den Hof gekommen; „und das ist fuͤr den dritten Mahlbursch“ sprach sie. „Da muß er die Muͤhle haben,“ sagte der Muͤller; die Koͤnigstochter aber sprach, da waͤr’ sein Pferd, er solle die Muͤhle auch behalten; und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in die Kutsche und faͤhrt mit ihm fort. Sie fahren erst nach dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0184]
und wie sie Abends schlafen gingen, wollten ihm die zwei andern kein Bett geben, und er mußte endlich ins Gaͤnsestaͤllchen kriechen und sich auf ein wenig Stroh hineinlegen. Am Morgen, wie er aufwacht, sind schon die drei Tage herum, und es kommt eine Kutsche mit sechs Pferden, ei! die glaͤnzten, daß es schoͤn war und ein Bedienter der brachte noch ein siebentes, das war fuͤr den armen Muͤllerbursch, aus der Kutsche aber stieg eine praͤchtige Koͤnigstochter und ging in die Muͤhle hinein, und die Koͤnigstochter war das kleine bunte Kaͤtzchen, dem der arme Hans sieben Jahre gedient hatte. Sie fragte den Muͤller, wo der dritte Mahlbursch, der Kleinknecht, waͤre? Da sagte der Muͤller: „den koͤnnen wir nicht in die Muͤhle nehmen, der ist so verrissen und liegt im Gaͤnsestall.“ Da sagte die Koͤnigstochter, sie sollten ihn gleich holen. Also holten sie ihn heraus, und er mußte sein Kittelchen zusammenpacken, um sich zu bedecken; da schnallte der Bediente praͤchtige Kleider aus und mußte ihn waschen und anziehen, und wie er fertig war, konnte kein Koͤnig schoͤner aussehen. Darnach wollte die Jungfrau die Pferde sehen, welche die andern Mahlburschen mitgebracht hatten, eins war blind, das andere lahm. Da ließ sie den Bedienten das siebente Pferd bringen; wie der Muͤller das sah, sprach er, so eins waͤr ihm noch nicht auf den Hof gekommen; „und das ist fuͤr den dritten Mahlbursch“ sprach sie. „Da muß er die Muͤhle haben,“ sagte der Muͤller; die Koͤnigstochter aber sprach, da waͤr’ sein Pferd, er solle die Muͤhle auch behalten; und nimmt ihren treuen Hans und setzt ihn in die Kutsche und faͤhrt mit ihm fort. Sie fahren erst nach dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |