Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Pferden und herrliche Bedienten, Geld und Gut; sie setzte sich ein und Hans mein Jgel mit seinem Hahn und Dudelsack neben sie, dann nahmen sie Abschied und zogen fort und der König dachte, er kriegte sie nicht wieder zu sehen. Es ging aber anders als er dachte, denn als sie ein Stück Wegs von der Stadt waren, da zog sie Hans mein Jgel aus und stach sie mit seiner Jgelhaut bis sie ganz blutig war, sagte: "das ist der Lohn für eure Falschheit, geh' hin, ich will dich nicht," und jagte sie damit nach Haus und war sie beschimpft ihr Lebtag. Hans mein Jgel aber ritt weiter auf seinem Göckelhahn und mit seinem Dudelsack nach dem zweiten Königreich, wo er dem König auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte bestellt, wenn einer käm', wie Hans mein Jgel, sollten sie das Gewehr vor ihm präsentiren, ihn frei hereinführen, Vivat rufen und ihn ins königliche Schloß bringen. Wie ihn nun die Prinzessin sah, war sie erschrocken, weil er doch gar so wunderlich aussah, sie dachte aber, es wäre nicht anders, sie hätte es ihrem Vater versprochen. Da ward Hans mein Jgel von ihr bewillkommt, mußte mit an die königliche Tafel gehen und sie setzte sich zu seiner Seite und sie aßen und tranken. Wie's nun Abend ward, daß sie wollten schlafen gehen, da fürchtete sie sich sehr vor seinen Stacheln, er aber sprach, sie sollte sich nicht fürchten, es geschäh ihr kein Leid, und sagte zu dem alten König, er sollte vier Mann bestellen, die sollten wachen vor der Kammerthüre und ein großes Feuer anmachen, und wann er in die Kammer eingehe und sich ins Bett legen wolle, würde er aus seiner Jgelshaut herauskriechen und sie Pferden und herrliche Bedienten, Geld und Gut; sie setzte sich ein und Hans mein Jgel mit seinem Hahn und Dudelsack neben sie, dann nahmen sie Abschied und zogen fort und der Koͤnig dachte, er kriegte sie nicht wieder zu sehen. Es ging aber anders als er dachte, denn als sie ein Stuͤck Wegs von der Stadt waren, da zog sie Hans mein Jgel aus und stach sie mit seiner Jgelhaut bis sie ganz blutig war, sagte: „das ist der Lohn fuͤr eure Falschheit, geh’ hin, ich will dich nicht,“ und jagte sie damit nach Haus und war sie beschimpft ihr Lebtag. Hans mein Jgel aber ritt weiter auf seinem Goͤckelhahn und mit seinem Dudelsack nach dem zweiten Koͤnigreich, wo er dem Koͤnig auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte bestellt, wenn einer kaͤm’, wie Hans mein Jgel, sollten sie das Gewehr vor ihm praͤsentiren, ihn frei hereinfuͤhren, Vivat rufen und ihn ins koͤnigliche Schloß bringen. Wie ihn nun die Prinzessin sah, war sie erschrocken, weil er doch gar so wunderlich aussah, sie dachte aber, es waͤre nicht anders, sie haͤtte es ihrem Vater versprochen. Da ward Hans mein Jgel von ihr bewillkommt, mußte mit an die koͤnigliche Tafel gehen und sie setzte sich zu seiner Seite und sie aßen und tranken. Wie’s nun Abend ward, daß sie wollten schlafen gehen, da fuͤrchtete sie sich sehr vor seinen Stacheln, er aber sprach, sie sollte sich nicht fuͤrchten, es geschaͤh ihr kein Leid, und sagte zu dem alten Koͤnig, er sollte vier Mann bestellen, die sollten wachen vor der Kammerthuͤre und ein großes Feuer anmachen, und wann er in die Kammer eingehe und sich ins Bett legen wolle, wuͤrde er aus seiner Jgelshaut herauskriechen und sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0194" n="116"/> Pferden und herrliche Bedienten, Geld und Gut; sie setzte sich ein und Hans mein Jgel mit seinem Hahn und Dudelsack neben sie, dann nahmen sie Abschied und zogen fort und der Koͤnig dachte, er kriegte sie nicht wieder zu sehen. Es ging aber anders als er dachte, denn als sie ein Stuͤck Wegs von der Stadt waren, da zog sie Hans mein Jgel aus und stach sie mit seiner Jgelhaut bis sie ganz blutig war, sagte: „das ist der Lohn fuͤr eure Falschheit, geh’ hin, ich will dich nicht,“ und jagte sie damit nach Haus und war sie beschimpft ihr Lebtag.</p><lb/> <p>Hans mein Jgel aber ritt weiter auf seinem Goͤckelhahn und mit seinem Dudelsack nach dem zweiten Koͤnigreich, wo er dem Koͤnig auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte bestellt, wenn einer kaͤm’, wie Hans mein Jgel, sollten sie das Gewehr vor ihm praͤsentiren, ihn frei hereinfuͤhren, Vivat rufen und ihn ins koͤnigliche Schloß bringen. Wie ihn nun die Prinzessin sah, war sie erschrocken, weil er doch gar so wunderlich aussah, sie dachte aber, es waͤre nicht anders, sie haͤtte es ihrem Vater versprochen. Da ward Hans mein Jgel von ihr bewillkommt, mußte mit an die koͤnigliche Tafel gehen und sie setzte sich zu seiner Seite und sie aßen und tranken. Wie’s nun Abend ward, daß sie wollten schlafen gehen, da fuͤrchtete sie sich sehr vor seinen Stacheln, er aber sprach, sie sollte sich nicht fuͤrchten, es geschaͤh ihr kein Leid, und sagte zu dem alten Koͤnig, er sollte vier Mann bestellen, die sollten wachen vor der Kammerthuͤre und ein großes Feuer anmachen, und wann er in die Kammer eingehe und sich ins Bett legen wolle, wuͤrde er aus seiner Jgelshaut herauskriechen und sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0194]
Pferden und herrliche Bedienten, Geld und Gut; sie setzte sich ein und Hans mein Jgel mit seinem Hahn und Dudelsack neben sie, dann nahmen sie Abschied und zogen fort und der Koͤnig dachte, er kriegte sie nicht wieder zu sehen. Es ging aber anders als er dachte, denn als sie ein Stuͤck Wegs von der Stadt waren, da zog sie Hans mein Jgel aus und stach sie mit seiner Jgelhaut bis sie ganz blutig war, sagte: „das ist der Lohn fuͤr eure Falschheit, geh’ hin, ich will dich nicht,“ und jagte sie damit nach Haus und war sie beschimpft ihr Lebtag.
Hans mein Jgel aber ritt weiter auf seinem Goͤckelhahn und mit seinem Dudelsack nach dem zweiten Koͤnigreich, wo er dem Koͤnig auch den Weg gezeigt hatte. Der aber hatte bestellt, wenn einer kaͤm’, wie Hans mein Jgel, sollten sie das Gewehr vor ihm praͤsentiren, ihn frei hereinfuͤhren, Vivat rufen und ihn ins koͤnigliche Schloß bringen. Wie ihn nun die Prinzessin sah, war sie erschrocken, weil er doch gar so wunderlich aussah, sie dachte aber, es waͤre nicht anders, sie haͤtte es ihrem Vater versprochen. Da ward Hans mein Jgel von ihr bewillkommt, mußte mit an die koͤnigliche Tafel gehen und sie setzte sich zu seiner Seite und sie aßen und tranken. Wie’s nun Abend ward, daß sie wollten schlafen gehen, da fuͤrchtete sie sich sehr vor seinen Stacheln, er aber sprach, sie sollte sich nicht fuͤrchten, es geschaͤh ihr kein Leid, und sagte zu dem alten Koͤnig, er sollte vier Mann bestellen, die sollten wachen vor der Kammerthuͤre und ein großes Feuer anmachen, und wann er in die Kammer eingehe und sich ins Bett legen wolle, wuͤrde er aus seiner Jgelshaut herauskriechen und sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |