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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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du reines Herzens bist, sollen dir drei Wünsche erlaubt seyn, für jeden Pfennig einer, so hast du was dein Sinn begehrt." Das war der Knecht wohl zufrieden, dachte, Sachen sind mir lieber als Geld und sprach: "erstens wünsche ich mir ein Vogelrohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine Fiedel, wenn ich die streiche, muß alles tanzen, was sie hört; drittens, warum ich die Leute bitte, daß sie es mir nicht abschlagen dürfen." Das Männchen sagte: alles sey dir gewährt und stellte ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es seiner Wege.

Mein Knecht aber, war er vorher froh gewesen, dünkte er sich jetzt noch zehnmal froher, und ging nicht lange zu, so begegnete ihm ein alter Jude. Da stand ein Baum und oben drauf auf dem höchsten Zweig saß eine kleine Lerche und sang und sang. "Gotts Wunder! was so ein Thierlein kann, hätt' ich's, gäb' viel darum." " Wenn es weiter nichts ist, die soll bald herunter," sagte der Knecht, setzte sein Rohr an und schoß die Lerche auf das Haar, daß sie den Baum herabfiel, "geht hin und leset sie auf," sie war aber ganz tief in die Dornen unten am Baum hineingefallen. Da kroch der Jude in den Busch und wie er mitten drin stack, zog mein Knecht seine Fiedel und geigte, fing der Jude an zu tanzen und hatte keine Ruh, sondern sprang immer stärker und höher; der Dorn aber zerstach seine Kleider, daß die Fetzen herum hingen und ritzte und wundete ihn, daß er am ganzen Leibe blutete. "Gotts willen! schrie der Jude, laß der Herr sein Geigen seyn, was hab' ich verbrochen?" Die Leute hast du genug geschunden, dachte der lustige Knecht, so geschieht dir kein

du reines Herzens bist, sollen dir drei Wuͤnsche erlaubt seyn, fuͤr jeden Pfennig einer, so hast du was dein Sinn begehrt.“ Das war der Knecht wohl zufrieden, dachte, Sachen sind mir lieber als Geld und sprach: „erstens wuͤnsche ich mir ein Vogelrohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine Fiedel, wenn ich die streiche, muß alles tanzen, was sie hoͤrt; drittens, warum ich die Leute bitte, daß sie es mir nicht abschlagen duͤrfen.“ Das Maͤnnchen sagte: alles sey dir gewaͤhrt und stellte ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es seiner Wege.

Mein Knecht aber, war er vorher froh gewesen, duͤnkte er sich jetzt noch zehnmal froher, und ging nicht lange zu, so begegnete ihm ein alter Jude. Da stand ein Baum und oben drauf auf dem hoͤchsten Zweig saß eine kleine Lerche und sang und sang. „Gotts Wunder! was so ein Thierlein kann, haͤtt’ ich’s, gaͤb’ viel darum.“ „ Wenn es weiter nichts ist, die soll bald herunter,“ sagte der Knecht, setzte sein Rohr an und schoß die Lerche auf das Haar, daß sie den Baum herabfiel, „geht hin und leset sie auf,“ sie war aber ganz tief in die Dornen unten am Baum hineingefallen. Da kroch der Jude in den Busch und wie er mitten drin stack, zog mein Knecht seine Fiedel und geigte, fing der Jude an zu tanzen und hatte keine Ruh, sondern sprang immer staͤrker und hoͤher; der Dorn aber zerstach seine Kleider, daß die Fetzen herum hingen und ritzte und wundete ihn, daß er am ganzen Leibe blutete. „Gotts willen! schrie der Jude, laß der Herr sein Geigen seyn, was hab’ ich verbrochen?“ Die Leute hast du genug geschunden, dachte der lustige Knecht, so geschieht dir kein

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[120/0198] du reines Herzens bist, sollen dir drei Wuͤnsche erlaubt seyn, fuͤr jeden Pfennig einer, so hast du was dein Sinn begehrt.“ Das war der Knecht wohl zufrieden, dachte, Sachen sind mir lieber als Geld und sprach: „erstens wuͤnsche ich mir ein Vogelrohr, das alles trifft, was ich ziele, zweitens eine Fiedel, wenn ich die streiche, muß alles tanzen, was sie hoͤrt; drittens, warum ich die Leute bitte, daß sie es mir nicht abschlagen duͤrfen.“ Das Maͤnnchen sagte: alles sey dir gewaͤhrt und stellte ihm Fiedel und Vogelrohr zu; darauf ging es seiner Wege. Mein Knecht aber, war er vorher froh gewesen, duͤnkte er sich jetzt noch zehnmal froher, und ging nicht lange zu, so begegnete ihm ein alter Jude. Da stand ein Baum und oben drauf auf dem hoͤchsten Zweig saß eine kleine Lerche und sang und sang. „Gotts Wunder! was so ein Thierlein kann, haͤtt’ ich’s, gaͤb’ viel darum.“ „ Wenn es weiter nichts ist, die soll bald herunter,“ sagte der Knecht, setzte sein Rohr an und schoß die Lerche auf das Haar, daß sie den Baum herabfiel, „geht hin und leset sie auf,“ sie war aber ganz tief in die Dornen unten am Baum hineingefallen. Da kroch der Jude in den Busch und wie er mitten drin stack, zog mein Knecht seine Fiedel und geigte, fing der Jude an zu tanzen und hatte keine Ruh, sondern sprang immer staͤrker und hoͤher; der Dorn aber zerstach seine Kleider, daß die Fetzen herum hingen und ritzte und wundete ihn, daß er am ganzen Leibe blutete. „Gotts willen! schrie der Jude, laß der Herr sein Geigen seyn, was hab’ ich verbrochen?“ Die Leute hast du genug geschunden, dachte der lustige Knecht, so geschieht dir kein

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/198>, abgerufen am 21.11.2024.