Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

was die Engel da droben machen und ihnen einmal unter die Augen gucken." Also stieg er hinauf und sah, daß die Engel oben Hafer droschen und schaute das mit an; wie er so schaute, merkte er, daß der Baum, worauf er stand, anfing zu wackeln und guckte hinunter und sah, daß ihn eben einer umhauen wollte. "Wenn du da herab stürzest, das wär' ein böses Ding!" dachte er, und in der Noth wußt' er sich nicht besser zu helfen, als daß er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweis da lag und daraus einen Strick drehte, auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da herum im Himmel lagen und ließ sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes, tiefes Loch, und da war es ein rechtes Glück, daß er die Hacke hatte, denn die nahm er und hackte sich eine Treppe und brachte den Dreschflegel zum Wahrzeichen mit.

113.
De beiden Künnigeskinner.

Et was mol en Künig west, de hadde en kleinen Jungen kregen, in den sin Teiken (Zeichen) hadde stahn, he sull von einen Hirsch ümmebracht weren, wenn he sestein Johr alt wäre. Ase he nu so wit anewassen was, do gingen de Jägers mol mit ünne up de Jagd. Jn den Holte, da kümmt de Künigssohn bie de anneren denne (von den andern weg), up ein mol süht he da ein grooten Hirsch, den wull he scheiten, he kunn en awerst nig dreppen; up't lest is de Hirsch so lange für ünne herut laupen, bis

was die Engel da droben machen und ihnen einmal unter die Augen gucken.“ Also stieg er hinauf und sah, daß die Engel oben Hafer droschen und schaute das mit an; wie er so schaute, merkte er, daß der Baum, worauf er stand, anfing zu wackeln und guckte hinunter und sah, daß ihn eben einer umhauen wollte. „Wenn du da herab stuͤrzest, das waͤr’ ein boͤses Ding!“ dachte er, und in der Noth wußt’ er sich nicht besser zu helfen, als daß er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweis da lag und daraus einen Strick drehte, auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da herum im Himmel lagen und ließ sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes, tiefes Loch, und da war es ein rechtes Gluͤck, daß er die Hacke hatte, denn die nahm er und hackte sich eine Treppe und brachte den Dreschflegel zum Wahrzeichen mit.

113.
De beiden Kuͤnnigeskinner.

Et was mol en Kuͤnig west, de hadde en kleinen Jungen kregen, in den sin Teiken (Zeichen) hadde stahn, he sull von einen Hirsch uͤmmebracht weren, wenn he sestein Johr alt waͤre. Ase he nu so wit anewassen was, do gingen de Jaͤgers mol mit uͤnne up de Jagd. Jn den Holte, da kuͤmmt de Kuͤnigssohn bie de anneren denne (von den andern weg), up ein mol suͤht he da ein grooten Hirsch, den wull he scheiten, he kunn en awerst nig dreppen; up’t lest is de Hirsch so lange fuͤr uͤnne herut laupen, bis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0209" n="131"/>
was die Engel da droben machen und ihnen einmal unter die Augen gucken.&#x201C; Also stieg er hinauf und sah, daß die Engel oben Hafer droschen und schaute das mit an; wie er so schaute, merkte er, daß der Baum, worauf er stand, anfing zu wackeln und guckte hinunter und sah, daß ihn eben einer umhauen wollte. &#x201E;Wenn du da herab stu&#x0364;rzest, das wa&#x0364;r&#x2019; ein bo&#x0364;ses Ding!&#x201C; dachte er, und in der Noth wußt&#x2019; er sich nicht besser zu helfen, als daß er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweis da lag und daraus einen Strick drehte, auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da herum im Himmel lagen und ließ sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes, tiefes Loch, und da war es ein rechtes Glu&#x0364;ck, daß er die Hacke hatte, denn die nahm er und hackte sich eine Treppe und brachte den Dreschflegel zum Wahrzeichen mit.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">113.<lb/>
De beiden Ku&#x0364;nnigeskinner.</hi> </head><lb/>
        <p>Et was mol en Ku&#x0364;nig west, de hadde en kleinen Jungen kregen, in den sin Teiken (Zeichen) hadde stahn, he sull von einen Hirsch u&#x0364;mmebracht weren, wenn he sestein Johr alt wa&#x0364;re. Ase he nu so wit anewassen was, do gingen de Ja&#x0364;gers mol mit u&#x0364;nne up de Jagd. Jn den Holte, da ku&#x0364;mmt de Ku&#x0364;nigssohn bie de anneren denne (von den andern weg), up ein mol su&#x0364;ht he da ein grooten Hirsch, den wull he scheiten, he kunn en awerst nig dreppen; up&#x2019;t lest is de Hirsch so lange fu&#x0364;r u&#x0364;nne herut laupen, bis
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0209] was die Engel da droben machen und ihnen einmal unter die Augen gucken.“ Also stieg er hinauf und sah, daß die Engel oben Hafer droschen und schaute das mit an; wie er so schaute, merkte er, daß der Baum, worauf er stand, anfing zu wackeln und guckte hinunter und sah, daß ihn eben einer umhauen wollte. „Wenn du da herab stuͤrzest, das waͤr’ ein boͤses Ding!“ dachte er, und in der Noth wußt’ er sich nicht besser zu helfen, als daß er die Spreu vom Hafer nahm, die haufenweis da lag und daraus einen Strick drehte, auch griff er nach einer Hacke und einem Dreschflegel, die da herum im Himmel lagen und ließ sich an dem Seil herunter. Er kam aber unten auf der Erde gerade in ein tiefes, tiefes Loch, und da war es ein rechtes Gluͤck, daß er die Hacke hatte, denn die nahm er und hackte sich eine Treppe und brachte den Dreschflegel zum Wahrzeichen mit. 113. De beiden Kuͤnnigeskinner. Et was mol en Kuͤnig west, de hadde en kleinen Jungen kregen, in den sin Teiken (Zeichen) hadde stahn, he sull von einen Hirsch uͤmmebracht weren, wenn he sestein Johr alt waͤre. Ase he nu so wit anewassen was, do gingen de Jaͤgers mol mit uͤnne up de Jagd. Jn den Holte, da kuͤmmt de Kuͤnigssohn bie de anneren denne (von den andern weg), up ein mol suͤht he da ein grooten Hirsch, den wull he scheiten, he kunn en awerst nig dreppen; up’t lest is de Hirsch so lange fuͤr uͤnne herut laupen, bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/209
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/209>, abgerufen am 21.11.2024.