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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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de dridde Wallnutt up, do is nau en viel wacker Kleid inne, dat trecket se an un fört mit ehren Brumen nah de Kerke, un do keimen so viele Kinner, de geiwen ünne Blomen, un hellen ünne bunte Bänner fur de Föte, un se leiten sik insegenen un hellen ene lustige Hochtied; awerst de falske Moder un Brut mosten weg. Un we dat lest vertellt het, den is de Mund noch wärm.

114.
Vom klugen Schneiderlein.

Es war einmal eine Prinzessin gewaltig stolz; kam ein Freier, so gab sie ihm etwas zu rathen auf, und wenn er's nicht errathen konnte, so ward er mit Spott fortgeschickt. Sie ließ auch bekannt machen, wer's erriethe, sollte sich mit ihr vermählen und möchte kommen, wer da wollte. Nun fanden sich auch drei Schneider zusammen, davon meinten die zwei ältesten, sie hätten so manchen feinen Stich gethan, und hätten's getroffen, da könnt's ihnen nicht fehlen, sie müßten's wohl auch hier treffen; der dritte aber war ein kleines unnützes Ding, das nicht einmal sein Handwerk verstand. Da sprachen die zwei zu ihm: "bleib nur zu Haus, du wirst mit deinem Bischen Verstand auch nicht weit kommen;" das Schneiderlein ließ sich aber nicht irre machen und sagte, es hätte einmal seinen Kopf darauf gesetzt und wollte sich schon helfen, und ging dahin, als wär' die ganze Welt sein.

Da meldeten sie sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihr Räthsel vorlegen; es wären die rechten Leute

de dridde Wallnutt up, do is nau en viel wacker Kleid inne, dat trecket se an un foͤrt mit ehren Brumen nah de Kerke, un do keimen so viele Kinner, de geiwen uͤnne Blomen, un hellen uͤnne bunte Baͤnner fur de Foͤte, un se leiten sik insegenen un hellen ene lustige Hochtied; awerst de falske Moder un Brut mosten weg. Un we dat lest vertellt het, den is de Mund noch waͤrm.

114.
Vom klugen Schneiderlein.

Es war einmal eine Prinzessin gewaltig stolz; kam ein Freier, so gab sie ihm etwas zu rathen auf, und wenn er’s nicht errathen konnte, so ward er mit Spott fortgeschickt. Sie ließ auch bekannt machen, wer’s erriethe, sollte sich mit ihr vermaͤhlen und moͤchte kommen, wer da wollte. Nun fanden sich auch drei Schneider zusammen, davon meinten die zwei aͤltesten, sie haͤtten so manchen feinen Stich gethan, und haͤtten’s getroffen, da koͤnnt’s ihnen nicht fehlen, sie muͤßten’s wohl auch hier treffen; der dritte aber war ein kleines unnuͤtzes Ding, das nicht einmal sein Handwerk verstand. Da sprachen die zwei zu ihm: „bleib nur zu Haus, du wirst mit deinem Bischen Verstand auch nicht weit kommen;“ das Schneiderlein ließ sich aber nicht irre machen und sagte, es haͤtte einmal seinen Kopf darauf gesetzt und wollte sich schon helfen, und ging dahin, als waͤr’ die ganze Welt sein.

Da meldeten sie sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihr Raͤthsel vorlegen; es waͤren die rechten Leute

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[142/0220] de dridde Wallnutt up, do is nau en viel wacker Kleid inne, dat trecket se an un foͤrt mit ehren Brumen nah de Kerke, un do keimen so viele Kinner, de geiwen uͤnne Blomen, un hellen uͤnne bunte Baͤnner fur de Foͤte, un se leiten sik insegenen un hellen ene lustige Hochtied; awerst de falske Moder un Brut mosten weg. Un we dat lest vertellt het, den is de Mund noch waͤrm. 114. Vom klugen Schneiderlein. Es war einmal eine Prinzessin gewaltig stolz; kam ein Freier, so gab sie ihm etwas zu rathen auf, und wenn er’s nicht errathen konnte, so ward er mit Spott fortgeschickt. Sie ließ auch bekannt machen, wer’s erriethe, sollte sich mit ihr vermaͤhlen und moͤchte kommen, wer da wollte. Nun fanden sich auch drei Schneider zusammen, davon meinten die zwei aͤltesten, sie haͤtten so manchen feinen Stich gethan, und haͤtten’s getroffen, da koͤnnt’s ihnen nicht fehlen, sie muͤßten’s wohl auch hier treffen; der dritte aber war ein kleines unnuͤtzes Ding, das nicht einmal sein Handwerk verstand. Da sprachen die zwei zu ihm: „bleib nur zu Haus, du wirst mit deinem Bischen Verstand auch nicht weit kommen;“ das Schneiderlein ließ sich aber nicht irre machen und sagte, es haͤtte einmal seinen Kopf darauf gesetzt und wollte sich schon helfen, und ging dahin, als waͤr’ die ganze Welt sein. Da meldeten sie sich alle drei bei der Prinzessin und sagten, sie sollte ihnen ihr Raͤthsel vorlegen; es waͤren die rechten Leute

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/220>, abgerufen am 21.11.2024.