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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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such einen schlichten heraus, der auch darunter seyn muß und bring ihn zu mir her so geschwind du kannst." Da ging das Mädchen hin zu dem Häuschen und öffnete es, da saß eine Alte, die machte große Augen, wie sie es sah, und sprach: "guten Tag mein Kind." Es gab ihr keine Antwort und ging auf die Thüre zu; "ei! wo hinaus?" rief sie und faßt es beim Rock und wollt es festhalten; "das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ich's nicht haben will." Aber es schwieg immer still, machte sich von ihr los und ging gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine übergroße Menge von Ringen, die glitzten und glimmerten ihm vor den Augen, es warf sie herum und suchte nach dem schlichten, konnt' ihn aber nicht finden. Wie es so suchte, sah es die Alte, wie sie daher schlich und einen Vogelkäfig in der Hand hatte und damit fort wollte; da ging es auf sie zu und nahm ihr den Käfig aus der Hand und wie es ihn aufhob und hinein sah, saß ein Vogel darin, der hatte den schlichten Ring im Schnabel. Da war es froh und lief damit zum Haus hinaus und dachte, daß weiße Täubchen würde kommen und den Ring holen, aber es kam nicht. Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf es warten, und wie es so stand, da däuchte ihm, der Baum würde weich und biegsam und senkte seine Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige um es herum und waren zwei Arme und wie es sich umsah, war der Baum ein schöner Mann, der es umfaßte und herzlich küßte und sagte: "du hast mich erlöst, die Alte ist eine Hexe, die mich in einen Baum verwandelt hatte, und alle Tage ein paar Stunden war ich

such einen schlichten heraus, der auch darunter seyn muß und bring ihn zu mir her so geschwind du kannst.“ Da ging das Maͤdchen hin zu dem Haͤuschen und oͤffnete es, da saß eine Alte, die machte große Augen, wie sie es sah, und sprach: „guten Tag mein Kind.“ Es gab ihr keine Antwort und ging auf die Thuͤre zu; „ei! wo hinaus?“ rief sie und faßt es beim Rock und wollt es festhalten; „das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ich’s nicht haben will.“ Aber es schwieg immer still, machte sich von ihr los und ging gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine uͤbergroße Menge von Ringen, die glitzten und glimmerten ihm vor den Augen, es warf sie herum und suchte nach dem schlichten, konnt’ ihn aber nicht finden. Wie es so suchte, sah es die Alte, wie sie daher schlich und einen Vogelkaͤfig in der Hand hatte und damit fort wollte; da ging es auf sie zu und nahm ihr den Kaͤfig aus der Hand und wie es ihn aufhob und hinein sah, saß ein Vogel darin, der hatte den schlichten Ring im Schnabel. Da war es froh und lief damit zum Haus hinaus und dachte, daß weiße Taͤubchen wuͤrde kommen und den Ring holen, aber es kam nicht. Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf es warten, und wie es so stand, da daͤuchte ihm, der Baum wuͤrde weich und biegsam und senkte seine Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige um es herum und waren zwei Arme und wie es sich umsah, war der Baum ein schoͤner Mann, der es umfaßte und herzlich kuͤßte und sagte: „du hast mich erloͤst, die Alte ist eine Hexe, die mich in einen Baum verwandelt hatte, und alle Tage ein paar Stunden war ich

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[183/0261] such einen schlichten heraus, der auch darunter seyn muß und bring ihn zu mir her so geschwind du kannst.“ Da ging das Maͤdchen hin zu dem Haͤuschen und oͤffnete es, da saß eine Alte, die machte große Augen, wie sie es sah, und sprach: „guten Tag mein Kind.“ Es gab ihr keine Antwort und ging auf die Thuͤre zu; „ei! wo hinaus?“ rief sie und faßt es beim Rock und wollt es festhalten; „das ist mein Haus, da darf niemand herein, wenn ich’s nicht haben will.“ Aber es schwieg immer still, machte sich von ihr los und ging gerade in die Stube hinein. Da lag nun auf dem Tisch eine uͤbergroße Menge von Ringen, die glitzten und glimmerten ihm vor den Augen, es warf sie herum und suchte nach dem schlichten, konnt’ ihn aber nicht finden. Wie es so suchte, sah es die Alte, wie sie daher schlich und einen Vogelkaͤfig in der Hand hatte und damit fort wollte; da ging es auf sie zu und nahm ihr den Kaͤfig aus der Hand und wie es ihn aufhob und hinein sah, saß ein Vogel darin, der hatte den schlichten Ring im Schnabel. Da war es froh und lief damit zum Haus hinaus und dachte, daß weiße Taͤubchen wuͤrde kommen und den Ring holen, aber es kam nicht. Da lehnte es sich an einen Baum und wollte auf es warten, und wie es so stand, da daͤuchte ihm, der Baum wuͤrde weich und biegsam und senkte seine Zweige herab. Und auf einmal schlangen sich die Zweige um es herum und waren zwei Arme und wie es sich umsah, war der Baum ein schoͤner Mann, der es umfaßte und herzlich kuͤßte und sagte: „du hast mich erloͤst, die Alte ist eine Hexe, die mich in einen Baum verwandelt hatte, und alle Tage ein paar Stunden war ich

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/261>, abgerufen am 22.11.2024.