Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.durften nicht heraus. Da sprachen sie: "was hilft uns unser Ausreißen, wir müssen elendig im Korn sterben." Jndem kam ein feuriger Drache über das Kornfeld durch die Luft geflogen, der sah sie liegen und fragte: "was thut ihr drei da im Korn?" Sie antworteten: "wir sind drei ausgerissene Soldaten, wir konnten von unserem Sold nicht länger im Heer leben, nun müssen wir hier Hungers sterben, weil das Heer rund herum liegt, und wir nicht entrinnen können." "Wollt ihr mir sieben Jahre dienen, sagte der Drache, so will ich euch mitten durchs Heer führen, daß euch niemand kriegen soll?" "Wir haben keine Wahl und sinds zufrieden," antworteten sie. Da nahm sie der Drache in seine Klauen und unter seine Fittiche und brachte sie durch die Luft über das Heer weg in Sicherheit. Darnach ließ er sie wieder zur Erde, er war aber der Teufel und gab ihnen ein kleines Peitschchen, womit sie sich Geld peitschen konnten, so viel sie wollten. "Damit, sprach er, könnt ihr große Herren werden und im Wagen fahren; nach Verlauf der sieben Jahre aber seyd ihr mein eigen" und hielt ihnen ein Buch vor, in das mußten sie alle drei unterschreiben. "Doch will ich euch, sagte er, dann erst noch ein Räthsel geben, könnt ihr das rathen, sollt ihr frei und aus meiner Gewalt seyn." Da ging der Drache von ihnen ab und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fülle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken und die sieben Jahre strichen in kurzer Zeit um. Als es nun bald ans Ende kam, durften nicht heraus. Da sprachen sie: „was hilft uns unser Ausreißen, wir muͤssen elendig im Korn sterben.“ Jndem kam ein feuriger Drache uͤber das Kornfeld durch die Luft geflogen, der sah sie liegen und fragte: „was thut ihr drei da im Korn?“ Sie antworteten: „wir sind drei ausgerissene Soldaten, wir konnten von unserem Sold nicht laͤnger im Heer leben, nun muͤssen wir hier Hungers sterben, weil das Heer rund herum liegt, und wir nicht entrinnen koͤnnen.“ „Wollt ihr mir sieben Jahre dienen, sagte der Drache, so will ich euch mitten durchs Heer fuͤhren, daß euch niemand kriegen soll?“ „Wir haben keine Wahl und sinds zufrieden,“ antworteten sie. Da nahm sie der Drache in seine Klauen und unter seine Fittiche und brachte sie durch die Luft uͤber das Heer weg in Sicherheit. Darnach ließ er sie wieder zur Erde, er war aber der Teufel und gab ihnen ein kleines Peitschchen, womit sie sich Geld peitschen konnten, so viel sie wollten. „Damit, sprach er, koͤnnt ihr große Herren werden und im Wagen fahren; nach Verlauf der sieben Jahre aber seyd ihr mein eigen“ und hielt ihnen ein Buch vor, in das mußten sie alle drei unterschreiben. „Doch will ich euch, sagte er, dann erst noch ein Raͤthsel geben, koͤnnt ihr das rathen, sollt ihr frei und aus meiner Gewalt seyn.“ Da ging der Drache von ihnen ab und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fuͤlle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken und die sieben Jahre strichen in kurzer Zeit um. Als es nun bald ans Ende kam, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0265" n="187"/> durften nicht heraus. Da sprachen sie: „was hilft uns unser Ausreißen, wir muͤssen elendig im Korn sterben.“ Jndem kam ein feuriger Drache uͤber das Kornfeld durch die Luft geflogen, der sah sie liegen und fragte: „was thut ihr drei da im Korn?“ Sie antworteten: „wir sind drei ausgerissene Soldaten, wir konnten von unserem Sold nicht laͤnger im Heer leben, nun muͤssen wir hier Hungers sterben, weil das Heer rund herum liegt, und wir nicht entrinnen koͤnnen.“ „Wollt ihr mir sieben Jahre dienen, sagte der Drache, so will ich euch mitten durchs Heer fuͤhren, daß euch niemand kriegen soll?“ „Wir haben keine Wahl und sinds zufrieden,“ antworteten sie. Da nahm sie der Drache in seine Klauen und unter seine Fittiche und brachte sie durch die Luft uͤber das Heer weg in Sicherheit. Darnach ließ er sie wieder zur Erde, er war aber der Teufel und gab ihnen ein kleines Peitschchen, womit sie sich Geld peitschen konnten, so viel sie wollten. „Damit, sprach er, koͤnnt ihr große Herren werden und im Wagen fahren; nach Verlauf der sieben Jahre aber seyd ihr mein eigen“ und hielt ihnen ein Buch vor, in das mußten sie alle drei unterschreiben. „Doch will ich euch, sagte er, dann erst noch ein Raͤthsel geben, koͤnnt ihr das rathen, sollt ihr frei und aus meiner Gewalt seyn.“ Da ging der Drache von ihnen ab und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fuͤlle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken und die sieben Jahre strichen in kurzer Zeit um. Als es nun bald ans Ende kam, </p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0265]
durften nicht heraus. Da sprachen sie: „was hilft uns unser Ausreißen, wir muͤssen elendig im Korn sterben.“ Jndem kam ein feuriger Drache uͤber das Kornfeld durch die Luft geflogen, der sah sie liegen und fragte: „was thut ihr drei da im Korn?“ Sie antworteten: „wir sind drei ausgerissene Soldaten, wir konnten von unserem Sold nicht laͤnger im Heer leben, nun muͤssen wir hier Hungers sterben, weil das Heer rund herum liegt, und wir nicht entrinnen koͤnnen.“ „Wollt ihr mir sieben Jahre dienen, sagte der Drache, so will ich euch mitten durchs Heer fuͤhren, daß euch niemand kriegen soll?“ „Wir haben keine Wahl und sinds zufrieden,“ antworteten sie. Da nahm sie der Drache in seine Klauen und unter seine Fittiche und brachte sie durch die Luft uͤber das Heer weg in Sicherheit. Darnach ließ er sie wieder zur Erde, er war aber der Teufel und gab ihnen ein kleines Peitschchen, womit sie sich Geld peitschen konnten, so viel sie wollten. „Damit, sprach er, koͤnnt ihr große Herren werden und im Wagen fahren; nach Verlauf der sieben Jahre aber seyd ihr mein eigen“ und hielt ihnen ein Buch vor, in das mußten sie alle drei unterschreiben. „Doch will ich euch, sagte er, dann erst noch ein Raͤthsel geben, koͤnnt ihr das rathen, sollt ihr frei und aus meiner Gewalt seyn.“ Da ging der Drache von ihnen ab und sie reisten fort mit ihren Peitschchen, hatten Geld die Fuͤlle, ließen sich Herrenkleider machen und zogen in der Welt herum. Wo sie waren, lebten sie in Freuden und Herrlichkeit, fuhren mit Pferden und Wagen, aßen und tranken und die sieben Jahre strichen in kurzer Zeit um. Als es nun bald ans Ende kam,
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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