Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite
wi si toben!
swenne er den bal werfen soll, sost in wol,
wan er welt, wem er den bal dur die lüfte sende,
si biutent im ir hende,

hernach:

swelhiu den bal kan bejagen,
diu sol lop ze vorderst tragen.

Und einer ruft: "wirf mir her, ich wirfe dir wider." Walter sagt auch gleicherweise, Maness I. 126 b.

swer mich ufhebt in balles wis.

Jm Westerwald theilt sich eine Anzahl Knaben in zwei Theile, welche auf einer Ebene von wenigstens 150 Schritten auf beiden Seiten Endpuncte annehmen. Jeder Theil sucht nun einen gemeinschaftlichen runden Baumknorren mit einem sogenannten Saustecken, (der von Dorn oder Hasel, unten krumm seyn und einen Knopf haben muß), über den Endpunct der andern Partei zu schleudern. (Schmidt wästerwäld. Jdiot.)*). Jm Märchen vom Froschkönig (Nr. I.) spielt die Königstochter mit einer goldnen Kugel.

13. Viel stätige Sitte ist noch in andern Vergnügungen der Kinder. Da schöne, bunt punctirte Marienwürmchen setzen sie auf die Fingerspitzen und lassen es auf und abkriechen, bis es fort fliegt. Dabei singen sie:

Marienwürmchen, fliege weg! fliege weg!
dein Häuschen brennt! die Kinder schrein!
*) Aehnlich ist das schottische Golfspiel, nur ausgebildeter. Ausführlich beschrieben in einer Reise durch Schottland, übers. von Soltau I. 90. ff.
wi si toben!
swenne er den bal werfen soll, sost in wol,
wan er welt, wem er den bal dur die luͤfte sende,
si biutent im ir hende,

hernach:

swelhiu den bal kan bejagen,
diu sol lop ze vorderst tragen.

Und einer ruft: „wirf mir her, ich wirfe dir wider.“ Walter sagt auch gleicherweise, Maness I. 126 b.

swer mich ufhebt in balles wis.

Jm Westerwald theilt sich eine Anzahl Knaben in zwei Theile, welche auf einer Ebene von wenigstens 150 Schritten auf beiden Seiten Endpuncte annehmen. Jeder Theil sucht nun einen gemeinschaftlichen runden Baumknorren mit einem sogenannten Saustecken, (der von Dorn oder Hasel, unten krumm seyn und einen Knopf haben muß), uͤber den Endpunct der andern Partei zu schleudern. (Schmidt waͤsterwaͤld. Jdiot.)*). Jm Maͤrchen vom Froschkoͤnig (Nr. I.) spielt die Koͤnigstochter mit einer goldnen Kugel.

13. Viel staͤtige Sitte ist noch in andern Vergnuͤgungen der Kinder. Da schoͤne, bunt punctirte Marienwuͤrmchen setzen sie auf die Fingerspitzen und lassen es auf und abkriechen, bis es fort fliegt. Dabei singen sie:

Marienwuͤrmchen, fliege weg! fliege weg!
dein Haͤuschen brennt! die Kinder schrein!
*) Aehnlich ist das schottische Golfspiel, nur ausgebildeter. Ausfuͤhrlich beschrieben in einer Reise durch Schottland, uͤbers. von Soltau I. 90. ff.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <pb facs="#f0029" n="XXIII"/>
        <lg type="poem">
          <l>wi si toben!</l><lb/>
          <l>swenne er den bal werfen soll, sost in wol,</l><lb/>
          <l>wan er welt, wem er den bal dur die lu&#x0364;fte sende,</l><lb/>
          <l>si biutent im ir hende,</l><lb/>
        </lg>
        <p>hernach:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>swelhiu den bal kan bejagen,</l><lb/>
          <l>diu sol lop ze vorderst tragen.</l><lb/>
        </lg>
        <p>Und einer ruft: &#x201E;wirf mir her, ich wirfe dir wider.&#x201C; Walter sagt auch gleicherweise, Maness <hi rendition="#aq">I.</hi> 126 <hi rendition="#aq">b</hi>.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>swer mich ufhebt in balles wis.</l><lb/>
        </lg>
        <p>Jm Westerwald theilt sich eine Anzahl Knaben in zwei Theile, welche auf einer Ebene von wenigstens 150 Schritten auf beiden Seiten Endpuncte annehmen. Jeder Theil sucht nun einen gemeinschaftlichen runden Baumknorren mit einem sogenannten Saustecken, (der von Dorn oder Hasel, unten krumm seyn und einen Knopf haben muß), u&#x0364;ber den Endpunct der andern Partei zu schleudern. (Schmidt wa&#x0364;sterwa&#x0364;ld. Jdiot.)<note place="foot" n="*)">Aehnlich ist das schottische <hi rendition="#g">Golfspiel</hi>, nur ausgebildeter. Ausfu&#x0364;hrlich beschrieben in einer Reise durch Schottland, u&#x0364;bers. von Soltau <hi rendition="#aq">I.</hi> 90. ff.</note>. Jm Ma&#x0364;rchen vom Froschko&#x0364;nig (Nr. <hi rendition="#aq">I.</hi>) spielt die Ko&#x0364;nigstochter mit einer goldnen Kugel.</p><lb/>
        <p>13. Viel sta&#x0364;tige Sitte ist noch in andern Vergnu&#x0364;gungen der Kinder. Da scho&#x0364;ne, bunt punctirte <hi rendition="#g">Marienwu&#x0364;rmchen</hi> setzen sie auf die Fingerspitzen und lassen es auf und abkriechen, bis es fort fliegt. Dabei singen sie:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Marienwu&#x0364;rmchen, fliege weg! fliege weg!</l><lb/>
          <l>dein Ha&#x0364;uschen brennt! die Kinder schrein!</l><lb/>
        </lg>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXIII/0029] wi si toben! swenne er den bal werfen soll, sost in wol, wan er welt, wem er den bal dur die luͤfte sende, si biutent im ir hende, hernach: swelhiu den bal kan bejagen, diu sol lop ze vorderst tragen. Und einer ruft: „wirf mir her, ich wirfe dir wider.“ Walter sagt auch gleicherweise, Maness I. 126 b. swer mich ufhebt in balles wis. Jm Westerwald theilt sich eine Anzahl Knaben in zwei Theile, welche auf einer Ebene von wenigstens 150 Schritten auf beiden Seiten Endpuncte annehmen. Jeder Theil sucht nun einen gemeinschaftlichen runden Baumknorren mit einem sogenannten Saustecken, (der von Dorn oder Hasel, unten krumm seyn und einen Knopf haben muß), uͤber den Endpunct der andern Partei zu schleudern. (Schmidt waͤsterwaͤld. Jdiot.) *). Jm Maͤrchen vom Froschkoͤnig (Nr. I.) spielt die Koͤnigstochter mit einer goldnen Kugel. 13. Viel staͤtige Sitte ist noch in andern Vergnuͤgungen der Kinder. Da schoͤne, bunt punctirte Marienwuͤrmchen setzen sie auf die Fingerspitzen und lassen es auf und abkriechen, bis es fort fliegt. Dabei singen sie: Marienwuͤrmchen, fliege weg! fliege weg! dein Haͤuschen brennt! die Kinder schrein! *) Aehnlich ist das schottische Golfspiel, nur ausgebildeter. Ausfuͤhrlich beschrieben in einer Reise durch Schottland, uͤbers. von Soltau I. 90. ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/29
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/29>, abgerufen am 21.11.2024.