Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Kittel. So fuhren sie weiter, über ein Weilchen rief der Bruder abermals: "deck dich zu, mein Schwesterlein,
daß Regen dich nicht näßt, daß Wind dich nicht bestäubt und du fein schön zum König kommst!" Die Braut fragte: "was sagt mein lieber Bruder?" "Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest deine güldene Haube abthun und deiner Schwester geben." Da that sie die Haube ab und der Schwarzen auf, und saß im bloßen Haar. So fuhren sie weiter; wiederum über ein Weilchen rief der Bruder: "deck dich zu, mein Schwesterlein,
daß Regen dich nicht näßt, daß Wind dich nicht bestäubt und du fein schön zum König kommst!" Die Braut fragte: "was sagt mein lieber Bruder?" "Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du mögtest einmal aus dem Wagen sehen." Sie fuhren aber gerade über ein tiefes Wasser, wie nun die Braut aufstand und aus dem Fenster sah, da stießen sie die beiden andern hinaus, daß sie gerad' ins Wasser fiel, sie versank auch, aber in demselben Augenblick stieg eine schneeweiße Ente hervor und schwamm den Fluß hinab. Der Bruder hatte gar nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie an den Hof kamen, da brachte er dem König die Schwarze als seine Schwester, und meinte auch, sie wär's, weil es ihm trüb vor den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der Kittel. So fuhren sie weiter, uͤber ein Weilchen rief der Bruder abermals: „deck dich zu, mein Schwesterlein,
daß Regen dich nicht naͤßt, daß Wind dich nicht bestaͤubt und du fein schoͤn zum Koͤnig kommst!“ Die Braut fragte: „was sagt mein lieber Bruder?“ „Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest deine guͤldene Haube abthun und deiner Schwester geben.“ Da that sie die Haube ab und der Schwarzen auf, und saß im bloßen Haar. So fuhren sie weiter; wiederum uͤber ein Weilchen rief der Bruder: „deck dich zu, mein Schwesterlein,
daß Regen dich nicht naͤßt, daß Wind dich nicht bestaͤubt und du fein schoͤn zum Koͤnig kommst!“ Die Braut fragte: „was sagt mein lieber Bruder?“ „Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du moͤgtest einmal aus dem Wagen sehen.“ Sie fuhren aber gerade uͤber ein tiefes Wasser, wie nun die Braut aufstand und aus dem Fenster sah, da stießen sie die beiden andern hinaus, daß sie gerad’ ins Wasser fiel, sie versank auch, aber in demselben Augenblick stieg eine schneeweiße Ente hervor und schwamm den Fluß hinab. Der Bruder hatte gar nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie an den Hof kamen, da brachte er dem Koͤnig die Schwarze als seine Schwester, und meinte auch, sie waͤr’s, weil es ihm truͤb vor den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0320" n="242"/> Kittel. So fuhren sie weiter, uͤber ein Weilchen rief der Bruder abermals:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„deck dich zu, mein Schwesterlein,</l><lb/> <l>daß Regen dich nicht naͤßt,</l><lb/> <l>daß Wind dich nicht bestaͤubt</l><lb/> <l>und du fein schoͤn zum Koͤnig kommst!“</l><lb/> </lg> <p>Die Braut fragte: „was sagt mein lieber Bruder?“ „Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest deine guͤldene Haube abthun und deiner Schwester geben.“ Da that sie die Haube ab und der Schwarzen auf, und saß im bloßen Haar. So fuhren sie weiter; wiederum uͤber ein Weilchen rief der Bruder:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„deck dich zu, mein Schwesterlein,</l><lb/> <l>daß Regen dich nicht naͤßt,</l><lb/> <l>daß Wind dich nicht bestaͤubt</l><lb/> <l>und du fein schoͤn zum Koͤnig kommst!“</l><lb/> </lg> <p>Die Braut fragte: „was sagt mein lieber Bruder?“ „Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du moͤgtest einmal aus dem Wagen sehen.“ Sie fuhren aber gerade uͤber ein tiefes Wasser, wie nun die Braut aufstand und aus dem Fenster sah, da stießen sie die beiden andern hinaus, daß sie gerad’ ins Wasser fiel, sie versank auch, aber in demselben Augenblick stieg eine schneeweiße Ente hervor und schwamm den Fluß hinab. Der Bruder hatte gar nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie an den Hof kamen, da brachte er dem Koͤnig die Schwarze als seine Schwester, und meinte auch, sie waͤr’s, weil es ihm truͤb vor den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der </p> </div> </body> </text> </TEI> [242/0320]
Kittel. So fuhren sie weiter, uͤber ein Weilchen rief der Bruder abermals:
„deck dich zu, mein Schwesterlein,
daß Regen dich nicht naͤßt,
daß Wind dich nicht bestaͤubt
und du fein schoͤn zum Koͤnig kommst!“
Die Braut fragte: „was sagt mein lieber Bruder?“ „Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du solltest deine guͤldene Haube abthun und deiner Schwester geben.“ Da that sie die Haube ab und der Schwarzen auf, und saß im bloßen Haar. So fuhren sie weiter; wiederum uͤber ein Weilchen rief der Bruder:
„deck dich zu, mein Schwesterlein,
daß Regen dich nicht naͤßt,
daß Wind dich nicht bestaͤubt
und du fein schoͤn zum Koͤnig kommst!“
Die Braut fragte: „was sagt mein lieber Bruder?“ „Ach, sprach die Alte, er hat gesagt, du moͤgtest einmal aus dem Wagen sehen.“ Sie fuhren aber gerade uͤber ein tiefes Wasser, wie nun die Braut aufstand und aus dem Fenster sah, da stießen sie die beiden andern hinaus, daß sie gerad’ ins Wasser fiel, sie versank auch, aber in demselben Augenblick stieg eine schneeweiße Ente hervor und schwamm den Fluß hinab. Der Bruder hatte gar nichts davon gemerkt und fuhr den Wagen weiter, bis sie an den Hof kamen, da brachte er dem Koͤnig die Schwarze als seine Schwester, und meinte auch, sie waͤr’s, weil es ihm truͤb vor den Augen war und er doch die Goldkleider schimmern sah. Der
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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