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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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dachte er, verkaufst du sie, was wirst du großes dafür bekommen, und willst du sie selber essen, so thun die kleinen Rüben denselben Dienst, am besten ist, du bringst sie dem König und machst ihm eine Verehrung damit. Also lud er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an den Hof und schenkte sie dem König. "Ei! sagte der König, was ist das für ein seltsam Ding? mir ist viel Wunderliches vor die Augen gekommen, aber so ein Ungethüm noch nicht; aus was für Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geräth's allein, und du bist ein Glückskind." "Ach nein, sagte der Bauer, ein Glückskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr nähren konnte, darum den Soldatenrock an den Nagel hing und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich und Euch, Herr König, auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen." Da empfand der König Mitleid mit ihm und sprach: "deiner Armuth sollst du überhoben und so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst." Da schenkte er ihm eine Menge Gold, Acker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hörte, was sein Brnder mit einer einzigen Rübe erworben hatte, beneidete er ihn und sann hin und her, wie er sich auch ein solches Glück zuwenden könnte. Er wollt's aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde und brachte sie dem König, und meinte nicht anders, der würde ihm ein viel größeres Gegengeschenk machen, denn hätte sein Bruder so viel für eine Rübe bekommen,

dachte er, verkaufst du sie, was wirst du großes dafuͤr bekommen, und willst du sie selber essen, so thun die kleinen Ruͤben denselben Dienst, am besten ist, du bringst sie dem Koͤnig und machst ihm eine Verehrung damit. Also lud er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an den Hof und schenkte sie dem Koͤnig. „Ei! sagte der Koͤnig, was ist das fuͤr ein seltsam Ding? mir ist viel Wunderliches vor die Augen gekommen, aber so ein Ungethuͤm noch nicht; aus was fuͤr Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geraͤth’s allein, und du bist ein Gluͤckskind.“ „Ach nein, sagte der Bauer, ein Gluͤckskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr naͤhren konnte, darum den Soldatenrock an den Nagel hing und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich und Euch, Herr Koͤnig, auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen.“ Da empfand der Koͤnig Mitleid mit ihm und sprach: „deiner Armuth sollst du uͤberhoben und so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.“ Da schenkte er ihm eine Menge Gold, Acker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hoͤrte, was sein Brnder mit einer einzigen Ruͤbe erworben hatte, beneidete er ihn und sann hin und her, wie er sich auch ein solches Gluͤck zuwenden koͤnnte. Er wollt’s aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde und brachte sie dem Koͤnig, und meinte nicht anders, der wuͤrde ihm ein viel groͤßeres Gegengeschenk machen, denn haͤtte sein Bruder so viel fuͤr eine Ruͤbe bekommen,

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[266/0344] dachte er, verkaufst du sie, was wirst du großes dafuͤr bekommen, und willst du sie selber essen, so thun die kleinen Ruͤben denselben Dienst, am besten ist, du bringst sie dem Koͤnig und machst ihm eine Verehrung damit. Also lud er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an den Hof und schenkte sie dem Koͤnig. „Ei! sagte der Koͤnig, was ist das fuͤr ein seltsam Ding? mir ist viel Wunderliches vor die Augen gekommen, aber so ein Ungethuͤm noch nicht; aus was fuͤr Samen mag die gewachsen seyn? oder dir geraͤth’s allein, und du bist ein Gluͤckskind.“ „Ach nein, sagte der Bauer, ein Gluͤckskind bin ich nicht, ich bin ein armer Soldat, der sich nicht mehr naͤhren konnte, darum den Soldatenrock an den Nagel hing und das Land baute; ich habe noch einen Bruder, der ist reich und Euch, Herr Koͤnig, auch wohl bekannt, ich aber, weil ich nichts habe, bin von aller Welt vergessen.“ Da empfand der Koͤnig Mitleid mit ihm und sprach: „deiner Armuth sollst du uͤberhoben und so von mir beschenkt werden, daß du wohl deinem reichen Bruder gleich kommst.“ Da schenkte er ihm eine Menge Gold, Acker, Wiesen und Heerden, und machte ihn steinreich, so daß des andern Bruders Reichthum gar nicht konnte damit verglichen werden. Als dieser hoͤrte, was sein Brnder mit einer einzigen Ruͤbe erworben hatte, beneidete er ihn und sann hin und her, wie er sich auch ein solches Gluͤck zuwenden koͤnnte. Er wollt’s aber noch viel gescheidter anfangen, nahm Gold und Pferde und brachte sie dem Koͤnig, und meinte nicht anders, der wuͤrde ihm ein viel groͤßeres Gegengeschenk machen, denn haͤtte sein Bruder so viel fuͤr eine Ruͤbe bekommen,

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/344>, abgerufen am 22.11.2024.