Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.159.
Das Dietmarsische Lügen-Märchen. Jch will euch etwas erzählen: ich sah zwei gebratene Hühner fliegen, flogen schnell und hatten die Bäuche gen Himmel gekehrt, die Rücken nach der Hölle, und ein Amboß und ein Mühlstein die schwammen über den Rhein, fein langsam und leise, und ein Frosch saß und fraß eine Pflugschaar zu Pfingsten auf dem Eis; da waren drei Kerls, wollten einen Hasen fangen, gingen auf Krücken und Stelzen, der eine war taub, der zweite blind, der dritte stumm und der vierte konnte keinen Fuß rühren. Wollt ihr wissen, wie das geschah? Der Blinde der sah zuerst den Hasen über Feld traben, der Stumme der rief dem Lahmen zu, und der Lahme faßte ihn beim Kragen. Etliche die wollten zu Land segeln und spannten die Segel im Wind, und schifften über große Aecker hin, da segelten sie über einen hohen Berg, da mußten sie elendig versaufen. Ein Krebs jagte einen Hasen in die Flucht, und hoch auf dem Dach lag eine Kuh, die war hinauf gestiegen; in dem Land sind die Fliegen so groß, als hier zu Land die Ziegen. 160.
Räthsel-Märchen. Drei Frauen waren verwandelt in Blumen, die auf dem Felde standen, doch deren eine durft' des Nachts in ihrem Hause seyn. Da sprach sie auf eine Zeit zu ihrem Mann, als sich der Tag nahete und 159.
Das Dietmarsische Luͤgen-Maͤrchen. Jch will euch etwas erzaͤhlen: ich sah zwei gebratene Huͤhner fliegen, flogen schnell und hatten die Baͤuche gen Himmel gekehrt, die Ruͤcken nach der Hoͤlle, und ein Amboß und ein Muͤhlstein die schwammen uͤber den Rhein, fein langsam und leise, und ein Frosch saß und fraß eine Pflugschaar zu Pfingsten auf dem Eis; da waren drei Kerls, wollten einen Hasen fangen, gingen auf Kruͤcken und Stelzen, der eine war taub, der zweite blind, der dritte stumm und der vierte konnte keinen Fuß ruͤhren. Wollt ihr wissen, wie das geschah? Der Blinde der sah zuerst den Hasen uͤber Feld traben, der Stumme der rief dem Lahmen zu, und der Lahme faßte ihn beim Kragen. Etliche die wollten zu Land segeln und spannten die Segel im Wind, und schifften uͤber große Aecker hin, da segelten sie uͤber einen hohen Berg, da mußten sie elendig versaufen. Ein Krebs jagte einen Hasen in die Flucht, und hoch auf dem Dach lag eine Kuh, die war hinauf gestiegen; in dem Land sind die Fliegen so groß, als hier zu Land die Ziegen. 160.
Raͤthsel-Maͤrchen. Drei Frauen waren verwandelt in Blumen, die auf dem Felde standen, doch deren eine durft’ des Nachts in ihrem Hause seyn. Da sprach sie auf eine Zeit zu ihrem Mann, als sich der Tag nahete und <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0363" n="285"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">159.<lb/> Das Dietmarsische Luͤgen-Maͤrchen.</hi> </head><lb/> <p>Jch will euch etwas erzaͤhlen: ich sah zwei gebratene Huͤhner fliegen, flogen schnell und hatten die Baͤuche gen Himmel gekehrt, die Ruͤcken nach der Hoͤlle, und ein Amboß und ein Muͤhlstein die schwammen uͤber den Rhein, fein langsam und leise, und ein Frosch saß und fraß eine Pflugschaar zu Pfingsten auf dem Eis; da waren drei Kerls, wollten einen Hasen fangen, gingen auf Kruͤcken und Stelzen, der eine war taub, der zweite blind, der dritte stumm und der vierte konnte keinen Fuß ruͤhren. Wollt ihr wissen, wie das geschah? Der Blinde der sah zuerst den Hasen uͤber Feld traben, der Stumme der rief dem Lahmen zu, und der Lahme faßte ihn beim Kragen. Etliche die wollten zu Land segeln und spannten die Segel im Wind, und schifften uͤber große Aecker hin, da segelten sie uͤber einen hohen Berg, da mußten sie elendig versaufen. Ein Krebs jagte einen Hasen in die Flucht, und hoch auf dem Dach lag eine Kuh, die war hinauf gestiegen; in dem Land sind die Fliegen so groß, als hier zu Land die Ziegen.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">160.<lb/> Raͤthsel-Maͤrchen.</hi> </head><lb/> <p>Drei Frauen waren verwandelt in Blumen, die auf dem Felde standen, doch deren eine durft’ des Nachts in ihrem Hause seyn. Da sprach sie auf eine Zeit zu ihrem Mann, als sich der Tag nahete und </p> </div> </body> </text> </TEI> [285/0363]
159.
Das Dietmarsische Luͤgen-Maͤrchen.
Jch will euch etwas erzaͤhlen: ich sah zwei gebratene Huͤhner fliegen, flogen schnell und hatten die Baͤuche gen Himmel gekehrt, die Ruͤcken nach der Hoͤlle, und ein Amboß und ein Muͤhlstein die schwammen uͤber den Rhein, fein langsam und leise, und ein Frosch saß und fraß eine Pflugschaar zu Pfingsten auf dem Eis; da waren drei Kerls, wollten einen Hasen fangen, gingen auf Kruͤcken und Stelzen, der eine war taub, der zweite blind, der dritte stumm und der vierte konnte keinen Fuß ruͤhren. Wollt ihr wissen, wie das geschah? Der Blinde der sah zuerst den Hasen uͤber Feld traben, der Stumme der rief dem Lahmen zu, und der Lahme faßte ihn beim Kragen. Etliche die wollten zu Land segeln und spannten die Segel im Wind, und schifften uͤber große Aecker hin, da segelten sie uͤber einen hohen Berg, da mußten sie elendig versaufen. Ein Krebs jagte einen Hasen in die Flucht, und hoch auf dem Dach lag eine Kuh, die war hinauf gestiegen; in dem Land sind die Fliegen so groß, als hier zu Land die Ziegen.
160.
Raͤthsel-Maͤrchen.
Drei Frauen waren verwandelt in Blumen, die auf dem Felde standen, doch deren eine durft’ des Nachts in ihrem Hause seyn. Da sprach sie auf eine Zeit zu ihrem Mann, als sich der Tag nahete und
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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