Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Anz. der Deutschen 1803. Nr. 250.) Jn den Nürnberger Vorstädten ziehen die Knaben vor die Häuser und betteln Holz, indem sie ein eigenes Lied dazu singen: I, o, heu o,
zündt der Madt ihrn Rockn o! geht zsamm, ihr leibn Boube, Scheidla wolln mer zsamma souchn. Wollt er as ka Scheidla gebn, wolln mers Jauhr nimmer derlebn. I, o, heu o, zündt der Madt ihrn Rockn o! Die zusammengebrachten Scheiter fahren sie auf einem Schubkarrn an den Bleicherweiher beim Spittelthore, zünden sie an, und wenn das Holz brennt, springen sie darüber, wie aller Orten beim Sonnenwendefeuer geschieht. Man erhält dadurch Gesundheit aufs ganze Jahr. Sie laden die Vorübergehenden zu diesem Sprunge ein, die einige Kreuzer für diese Erlaubniß geben. Auch im Oestreichischen ist es Sitte der Knaben (Denis Lesefrüchte I. 130.). Der heilige Nicolaus, (Klas, Klobes, Sinter). Er kommt den 6. December Abends. Doch schon einige Tage vorher poltert sein Knecht Barthel an der Thüre, rasselt mit Ketten, macht auch wohl die Thüre auf und wirft, ohne sich sehen zu lassen, den guten Kindern Nüsse, gedörrtes Obst, Rosinen hinein, man spricht dann: "der heil Niklaus meldet sich!" Endlich erscheint er selbst als Bischof (der heilige Nikolaus war Bischof zu Anz. der Deutschen 1803. Nr. 250.) Jn den Nuͤrnberger Vorstaͤdten ziehen die Knaben vor die Haͤuser und betteln Holz, indem sie ein eigenes Lied dazu singen: I, o, heu o,
zuͤndt der Madt ihrn Rockn o! geht zsamm, ihr leibn Boube, Scheidla wolln mer zsamma souchn. Wollt er as ka Scheidla gebn, wolln mers Jauhr nimmer derlebn. I, o, heu o, zuͤndt der Madt ihrn Rockn o! Die zusammengebrachten Scheiter fahren sie auf einem Schubkarrn an den Bleicherweiher beim Spittelthore, zuͤnden sie an, und wenn das Holz brennt, springen sie daruͤber, wie aller Orten beim Sonnenwendefeuer geschieht. Man erhaͤlt dadurch Gesundheit aufs ganze Jahr. Sie laden die Voruͤbergehenden zu diesem Sprunge ein, die einige Kreuzer fuͤr diese Erlaubniß geben. Auch im Oestreichischen ist es Sitte der Knaben (Denis Lesefruͤchte I. 130.). Der heilige Nicolaus, (Klas, Klobes, Sinter). Er kommt den 6. December Abends. Doch schon einige Tage vorher poltert sein Knecht Barthel an der Thuͤre, rasselt mit Ketten, macht auch wohl die Thuͤre auf und wirft, ohne sich sehen zu lassen, den guten Kindern Nuͤsse, gedoͤrrtes Obst, Rosinen hinein, man spricht dann: „der heil Niklaus meldet sich!“ Endlich erscheint er selbst als Bischof (der heilige Nikolaus war Bischof zu <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0048" n="XLII"/> Anz. der Deutschen 1803. Nr. 250.) Jn den Nuͤrnberger Vorstaͤdten ziehen die Knaben vor die Haͤuser und betteln Holz, indem sie ein eigenes Lied dazu singen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#aq">I</hi>, o, heu o,</l><lb/> <l>zuͤndt der Madt ihrn Rockn o!</l><lb/> <l>geht zsamm, ihr leibn Boube,</l><lb/> <l>Scheidla wolln mer zsamma souchn.</l><lb/> <l>Wollt er as ka Scheidla gebn,</l><lb/> <l>wolln mers Jauhr nimmer derlebn.</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">I</hi>, o, heu o,</l><lb/> <l>zuͤndt der Madt ihrn Rockn o!</l><lb/> </lg> <p>Die zusammengebrachten Scheiter fahren sie auf einem Schubkarrn an den Bleicherweiher beim Spittelthore, zuͤnden sie an, und wenn das Holz brennt, <hi rendition="#g">springen sie daruͤber</hi>, wie aller Orten beim Sonnenwendefeuer geschieht. Man erhaͤlt dadurch Gesundheit aufs ganze Jahr. Sie laden die Voruͤbergehenden zu diesem Sprunge ein, die einige Kreuzer fuͤr diese Erlaubniß geben. Auch im Oestreichischen ist es Sitte der Knaben (Denis Lesefruͤchte <hi rendition="#aq">I.</hi> 130.).</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Der heilige Nicolaus</hi>, (Klas, Klobes, Sinter). Er kommt den 6. December Abends. Doch schon einige Tage vorher poltert sein Knecht Barthel an der Thuͤre, rasselt mit Ketten, macht auch wohl die Thuͤre auf und wirft, ohne sich sehen zu lassen, den guten Kindern Nuͤsse, gedoͤrrtes Obst, Rosinen hinein, man spricht dann: „der heil Niklaus meldet sich!“ Endlich erscheint er selbst als Bischof (der heilige Nikolaus war Bischof zu </p> </div> </front> </text> </TEI> [XLII/0048]
Anz. der Deutschen 1803. Nr. 250.) Jn den Nuͤrnberger Vorstaͤdten ziehen die Knaben vor die Haͤuser und betteln Holz, indem sie ein eigenes Lied dazu singen:
I, o, heu o,
zuͤndt der Madt ihrn Rockn o!
geht zsamm, ihr leibn Boube,
Scheidla wolln mer zsamma souchn.
Wollt er as ka Scheidla gebn,
wolln mers Jauhr nimmer derlebn.
I, o, heu o,
zuͤndt der Madt ihrn Rockn o!
Die zusammengebrachten Scheiter fahren sie auf einem Schubkarrn an den Bleicherweiher beim Spittelthore, zuͤnden sie an, und wenn das Holz brennt, springen sie daruͤber, wie aller Orten beim Sonnenwendefeuer geschieht. Man erhaͤlt dadurch Gesundheit aufs ganze Jahr. Sie laden die Voruͤbergehenden zu diesem Sprunge ein, die einige Kreuzer fuͤr diese Erlaubniß geben. Auch im Oestreichischen ist es Sitte der Knaben (Denis Lesefruͤchte I. 130.).
Der heilige Nicolaus, (Klas, Klobes, Sinter). Er kommt den 6. December Abends. Doch schon einige Tage vorher poltert sein Knecht Barthel an der Thuͤre, rasselt mit Ketten, macht auch wohl die Thuͤre auf und wirft, ohne sich sehen zu lassen, den guten Kindern Nuͤsse, gedoͤrrtes Obst, Rosinen hinein, man spricht dann: „der heil Niklaus meldet sich!“ Endlich erscheint er selbst als Bischof (der heilige Nikolaus war Bischof zu
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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