Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.das Leben ihm nehmen kann. Er stößt sein Schwert ein und führt es zu dem Rand eines Brunnen, auf dessen Wasser Rosen liegen. Er zeigt ihm diese und denkt, es würde sich darnach bücken*) und so sich selbst hineinstürzen, aber das Kind achtet der Rosen nicht, sondern legt sich nieder ins Gras und wälzt sich darin. Puntung versteckt sich eine Ackerslänge weit und hat acht, was geschieht. Als es Nacht werden will, kommen viele Thiere, die gern beim Wasser sind, Eber, Hirsche, Bären; auch die hungrigen Wölfe laufen daher, sie sehen das Kind, aber die göttliche Gnade waltet, daß sie es nicht anrühren. Puntung, als er das Wunder schaut, erstaunt und spricht. "du bist kein Teufelskind! doch will ich dich noch versuchen." Er machte ein Kreuz von Holz und stellte es ihm hin. So wie das Kind das Kreuz erblickt, greift es darnach, betrachtet es und nimmts in den Arm. Puntung sprach: "bist du worden getauft, du bleibst gesund,
kein Thier thät dich nicht morden." Er küßt es an den Mund: Vers 43."Weib und Kind will ich wagen, will sie eh verderben lan." Das Kind thät er hintragen, saß auf sein Roß wonnesam. Er sprach: "du bist genesen vor den Wölfen wunderlich, darum dein Nam' soll wesen hinfür: Wolfdieterich!" 21. Rudolf von Montfort hat in seinem noch ungedruckten Gedicht von Wilhelm von Orlenz, sehr natürlich und lieblich das *) Kriemhild sagt, im ungedruckten Rosengarten 253,2: "sie sollen wie ein kint spielen in den rosen rot."
das Leben ihm nehmen kann. Er stoͤßt sein Schwert ein und fuͤhrt es zu dem Rand eines Brunnen, auf dessen Wasser Rosen liegen. Er zeigt ihm diese und denkt, es wuͤrde sich darnach buͤcken*) und so sich selbst hineinstuͤrzen, aber das Kind achtet der Rosen nicht, sondern legt sich nieder ins Gras und waͤlzt sich darin. Puntung versteckt sich eine Ackerslaͤnge weit und hat acht, was geschieht. Als es Nacht werden will, kommen viele Thiere, die gern beim Wasser sind, Eber, Hirsche, Baͤren; auch die hungrigen Woͤlfe laufen daher, sie sehen das Kind, aber die goͤttliche Gnade waltet, daß sie es nicht anruͤhren. Puntung, als er das Wunder schaut, erstaunt und spricht. „du bist kein Teufelskind! doch will ich dich noch versuchen.“ Er machte ein Kreuz von Holz und stellte es ihm hin. So wie das Kind das Kreuz erblickt, greift es darnach, betrachtet es und nimmts in den Arm. Puntung sprach: „bist du worden getauft, du bleibst gesund,
kein Thier thaͤt dich nicht morden.“ Er kuͤßt es an den Mund: Vers 43.„Weib und Kind will ich wagen, will sie eh verderben lan.“ Das Kind thaͤt er hintragen, saß auf sein Roß wonnesam. Er sprach: „du bist genesen vor den Woͤlfen wunderlich, darum dein Nam’ soll wesen hinfuͤr: Wolfdieterich!“ 21. Rudolf von Montfort hat in seinem noch ungedruckten Gedicht von Wilhelm von Orlenz, sehr natuͤrlich und lieblich das *) Kriemhild sagt, im ungedruckten Rosengarten 253,2: „sie sollen wie ein kint spielen in den rosen rot.“
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das Leben ihm nehmen kann. Er stoͤßt sein Schwert ein und fuͤhrt es zu dem Rand eines Brunnen, auf dessen Wasser Rosen liegen. Er zeigt ihm diese und denkt, es wuͤrde sich darnach buͤcken *) und so sich selbst hineinstuͤrzen, aber das Kind achtet der Rosen nicht, sondern legt sich nieder ins Gras und waͤlzt sich darin. Puntung versteckt sich eine Ackerslaͤnge weit und hat acht, was geschieht. Als es Nacht werden will, kommen viele Thiere, die gern beim Wasser sind, Eber, Hirsche, Baͤren; auch die hungrigen Woͤlfe laufen daher, sie sehen das Kind, aber die goͤttliche Gnade waltet, daß sie es nicht anruͤhren. Puntung, als er das Wunder schaut, erstaunt und spricht. „du bist kein Teufelskind! doch will ich dich noch versuchen.“ Er machte ein Kreuz von Holz und stellte es ihm hin. So wie das Kind das Kreuz erblickt, greift es darnach, betrachtet es und nimmts in den Arm.
Puntung sprach: „bist du worden getauft, du bleibst gesund,
kein Thier thaͤt dich nicht morden.“ Er kuͤßt es an den Mund:
„Weib und Kind will ich wagen, will sie eh verderben lan.“
Das Kind thaͤt er hintragen, saß auf sein Roß wonnesam.
Er sprach: „du bist genesen vor den Woͤlfen wunderlich,
darum dein Nam’ soll wesen hinfuͤr: Wolfdieterich!“
21. Rudolf von Montfort hat in seinem noch ungedruckten Gedicht von Wilhelm von Orlenz, sehr natuͤrlich und lieblich das
*) Kriemhild sagt, im ungedruckten Rosengarten 253,2: „sie sollen wie ein kint spielen in den rosen rot.“
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
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