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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Rücken, ging hinüber zu dem kleinen Haus und klopfte an. Kaum hatte er angeklopft, klinkte der Arme schon sein Thürchen auf und bat den Wandersmann einzutreten und bei ihm die Nacht über zu bleiben: "es ist schon finster, sagte er, und heute könnt ihr doch nicht weiter kommen." Da gefiel es dem lieben Gott und er trat zu ihm ein; die Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen und sagte, er möchte sichs bequem machen und vorlieb nehmen, sie hätten nicht viel, aber was es wäre, gäben sie von Herzen gern. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein Bischen Milch dazu hätten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der liebe Gott zu ihnen und aß mit und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnügte Gesichter dabei. Wie sie gegessen hatten und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren Mann und sprach: "hör', lieber Mann, wir wollen uns heut' Nacht eine Streu dahin machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen kann, er ist den ganzen Tag über gegangen, da wird einer müd." "Von Herzen gern, antwortete er, ich wills ihm anbieten," ging zu dem lieben Gott und bat ihn, wenns ihm recht wäre, möcht' er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott aber wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, doch ließen sie nicht ab, bis er es endlich that und sich in ihr Bett legte; sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen

Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Ruͤcken, ging hinuͤber zu dem kleinen Haus und klopfte an. Kaum hatte er angeklopft, klinkte der Arme schon sein Thuͤrchen auf und bat den Wandersmann einzutreten und bei ihm die Nacht uͤber zu bleiben: „es ist schon finster, sagte er, und heute koͤnnt ihr doch nicht weiter kommen.“ Da gefiel es dem lieben Gott und er trat zu ihm ein; die Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen und sagte, er moͤchte sichs bequem machen und vorlieb nehmen, sie haͤtten nicht viel, aber was es waͤre, gaͤben sie von Herzen gern. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein Bischen Milch dazu haͤtten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der liebe Gott zu ihnen und aß mit und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnuͤgte Gesichter dabei. Wie sie gegessen hatten und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren Mann und sprach: „hoͤr’, lieber Mann, wir wollen uns heut’ Nacht eine Streu dahin machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen kann, er ist den ganzen Tag uͤber gegangen, da wird einer muͤd.“ „Von Herzen gern, antwortete er, ich wills ihm anbieten,“ ging zu dem lieben Gott und bat ihn, wenns ihm recht waͤre, moͤcht’ er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott aber wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, doch ließen sie nicht ab, bis er es endlich that und sich in ihr Bett legte; sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen

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[2/0080] Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Ruͤcken, ging hinuͤber zu dem kleinen Haus und klopfte an. Kaum hatte er angeklopft, klinkte der Arme schon sein Thuͤrchen auf und bat den Wandersmann einzutreten und bei ihm die Nacht uͤber zu bleiben: „es ist schon finster, sagte er, und heute koͤnnt ihr doch nicht weiter kommen.“ Da gefiel es dem lieben Gott und er trat zu ihm ein; die Frau des Armen reichte ihm die Hand, hieß ihn willkommen und sagte, er moͤchte sichs bequem machen und vorlieb nehmen, sie haͤtten nicht viel, aber was es waͤre, gaͤben sie von Herzen gern. Dann setzte sie Kartoffeln ans Feuer und derweil sie kochten, melkte sie ihre Ziege, damit sie ein Bischen Milch dazu haͤtten. Und als der Tisch gedeckt war, setzte sich der liebe Gott zu ihnen und aß mit und schmeckte ihm die schlechte Kost gut, denn es waren vergnuͤgte Gesichter dabei. Wie sie gegessen hatten und Schlafenszeit war, rief die Frau heimlich ihren Mann und sprach: „hoͤr’, lieber Mann, wir wollen uns heut’ Nacht eine Streu dahin machen, damit der arme Wanderer sich in unser Bett legen und ausruhen kann, er ist den ganzen Tag uͤber gegangen, da wird einer muͤd.“ „Von Herzen gern, antwortete er, ich wills ihm anbieten,“ ging zu dem lieben Gott und bat ihn, wenns ihm recht waͤre, moͤcht’ er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott aber wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, doch ließen sie nicht ab, bis er es endlich that und sich in ihr Bett legte; sich selbst aber machten sie eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen standen

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/80>, abgerufen am 24.11.2024.