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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.

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Als sie nun wieder auf ihr Pferd steigen wollte, das da hieß Falada, sagte die Kammerfrau: "auf Falada gehör' ich und auf meinen Gaul gehörst du," und das mußte sie sich gefallen lassen, dann hieß sie die Kammerfrau auch noch die königlichen Kleider ausziehen und ihre schlechten anlegen, und endlich mußte sie sich unter freiem Himmel verschwören, daß sie am königlichen Hof keinem Menschen nichts davon sprechen wollte, und wenn sie diesen Eid nicht abgelegt hätte, wäre sie auf der Stelle umgebracht worden. Aber Falada sah das alles an und nahm's wohl in Acht.

Die Kammerfrau stieg nun auf Falada und die wahre Braut auf das schlechte Roß, und so zogen sie weiter, bis sie endlich in dem königlichen Schloß eintrafen. Da war große Freude über ihre Ankunft, und der Königssohn sprang ihnen entgegen, hob die Kammerfrau vom Pferde und meinte, sie wäre seine Gemahlin und sie wurde die Treppe hinaufgeführt, die wahre Königstochter aber mußte unten stehen bleiben. Da schaute der alte König am Fenster und sah sie im Hofe halten, nun war sie fein und zart und sehr schön, ging hin ins königliche Gemach und fragte die Braut nach der, die sie bei sich hätte und da unten im Hofe stände, und wer sie wäre? "ei, die hab' ich mir unterwegs mitgenommen zur Gesellschaft, gebt der Magd was zu arbeiten, daß sie nicht müßig steht." Aber der alte König hatte keine Arbeit für sie und wußte nichts, als daß er sagte: "da hab' ich so einen kleinen Jungen, der hütet die Gänse, dem mag sie helfen! Der Junge hieß Kürdchen (Conrädchen), dem mußte die wahre Braut helfen Gänse hüten.


Als sie nun wieder auf ihr Pferd steigen wollte, das da hieß Falada, sagte die Kammerfrau: „auf Falada gehoͤr’ ich und auf meinen Gaul gehoͤrst du,“ und das mußte sie sich gefallen lassen, dann hieß sie die Kammerfrau auch noch die koͤniglichen Kleider ausziehen und ihre schlechten anlegen, und endlich mußte sie sich unter freiem Himmel verschwoͤren, daß sie am koͤniglichen Hof keinem Menschen nichts davon sprechen wollte, und wenn sie diesen Eid nicht abgelegt haͤtte, waͤre sie auf der Stelle umgebracht worden. Aber Falada sah das alles an und nahm’s wohl in Acht.

Die Kammerfrau stieg nun auf Falada und die wahre Braut auf das schlechte Roß, und so zogen sie weiter, bis sie endlich in dem koͤniglichen Schloß eintrafen. Da war große Freude uͤber ihre Ankunft, und der Koͤnigssohn sprang ihnen entgegen, hob die Kammerfrau vom Pferde und meinte, sie waͤre seine Gemahlin und sie wurde die Treppe hinaufgefuͤhrt, die wahre Koͤnigstochter aber mußte unten stehen bleiben. Da schaute der alte Koͤnig am Fenster und sah sie im Hofe halten, nun war sie fein und zart und sehr schoͤn, ging hin ins koͤnigliche Gemach und fragte die Braut nach der, die sie bei sich haͤtte und da unten im Hofe staͤnde, und wer sie waͤre? „ei, die hab’ ich mir unterwegs mitgenommen zur Gesellschaft, gebt der Magd was zu arbeiten, daß sie nicht muͤßig steht.“ Aber der alte Koͤnig hatte keine Arbeit fuͤr sie und wußte nichts, als daß er sagte: „da hab’ ich so einen kleinen Jungen, der huͤtet die Gaͤnse, dem mag sie helfen! Der Junge hieß Kuͤrdchen (Conraͤdchen), dem mußte die wahre Braut helfen Gaͤnse huͤten.


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[16/0094] Als sie nun wieder auf ihr Pferd steigen wollte, das da hieß Falada, sagte die Kammerfrau: „auf Falada gehoͤr’ ich und auf meinen Gaul gehoͤrst du,“ und das mußte sie sich gefallen lassen, dann hieß sie die Kammerfrau auch noch die koͤniglichen Kleider ausziehen und ihre schlechten anlegen, und endlich mußte sie sich unter freiem Himmel verschwoͤren, daß sie am koͤniglichen Hof keinem Menschen nichts davon sprechen wollte, und wenn sie diesen Eid nicht abgelegt haͤtte, waͤre sie auf der Stelle umgebracht worden. Aber Falada sah das alles an und nahm’s wohl in Acht. Die Kammerfrau stieg nun auf Falada und die wahre Braut auf das schlechte Roß, und so zogen sie weiter, bis sie endlich in dem koͤniglichen Schloß eintrafen. Da war große Freude uͤber ihre Ankunft, und der Koͤnigssohn sprang ihnen entgegen, hob die Kammerfrau vom Pferde und meinte, sie waͤre seine Gemahlin und sie wurde die Treppe hinaufgefuͤhrt, die wahre Koͤnigstochter aber mußte unten stehen bleiben. Da schaute der alte Koͤnig am Fenster und sah sie im Hofe halten, nun war sie fein und zart und sehr schoͤn, ging hin ins koͤnigliche Gemach und fragte die Braut nach der, die sie bei sich haͤtte und da unten im Hofe staͤnde, und wer sie waͤre? „ei, die hab’ ich mir unterwegs mitgenommen zur Gesellschaft, gebt der Magd was zu arbeiten, daß sie nicht muͤßig steht.“ Aber der alte Koͤnig hatte keine Arbeit fuͤr sie und wußte nichts, als daß er sagte: „da hab’ ich so einen kleinen Jungen, der huͤtet die Gaͤnse, dem mag sie helfen! Der Junge hieß Kuͤrdchen (Conraͤdchen), dem mußte die wahre Braut helfen Gaͤnse huͤten.

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/94>, abgerufen am 24.11.2024.