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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

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heim packen.' 'Vater, ich bin zum erstenmal hier in dem Wald, ich weiß den Weg nicht allein, geht nur mit mir.' Weil sich der Zorn gelegt hatte, so ließ der Vater sich endlich bereden, und gieng mit ihm heim. Da sprach er zum Sohn 'geh und verkauf die verschändete Axt, und sieh zu was du dafür kriegst; das übrige muß ich verdienen, um sie dem Nachbar zu bezahlen.' Der Sohn nahm die Axt, und trug sie in die Stadt zu einem Goldschmied, der probierte sie, legte sie auf die Wage, und sprach 'sie ist vierhundert Thaler werth, so viel habe ich nicht baar.' Der Schüler sprach 'gebt mir was ihr habt, das übrige will ich euch borgen.' Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler, und blieb einhundert schuldig. Darauf gieng der Schüler heim, und sprach 'Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar für die Axt haben will.' 'Das weiß ich schon,' antwortete der Alte, 'einen Thaler, sechs Groschen.' 'So gebt ihm zwei Thaler zwölf Groschen, das ist das Doppelte, und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;' und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach 'es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit.' 'Mein Gott,' sprach der Alte, 'wie bist du zu dem Reichthum gekommen?' Da erzählte er ihm wie alles zugegangen wäre, und wie er im Vertrauen auf sein Glück einen so reichen Fang gethan hätte. Mit dem übrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule, und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der berühmteste Doctor auf der ganzen Welt.



heim packen.’ ‘Vater, ich bin zum erstenmal hier in dem Wald, ich weiß den Weg nicht allein, geht nur mit mir.’ Weil sich der Zorn gelegt hatte, so ließ der Vater sich endlich bereden, und gieng mit ihm heim. Da sprach er zum Sohn ‘geh und verkauf die verschaͤndete Axt, und sieh zu was du dafuͤr kriegst; das uͤbrige muß ich verdienen, um sie dem Nachbar zu bezahlen.’ Der Sohn nahm die Axt, und trug sie in die Stadt zu einem Goldschmied, der probierte sie, legte sie auf die Wage, und sprach ‘sie ist vierhundert Thaler werth, so viel habe ich nicht baar.’ Der Schuͤler sprach ‘gebt mir was ihr habt, das uͤbrige will ich euch borgen.’ Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler, und blieb einhundert schuldig. Darauf gieng der Schuͤler heim, und sprach ‘Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar fuͤr die Axt haben will.’ ‘Das weiß ich schon,’ antwortete der Alte, ‘einen Thaler, sechs Groschen.’ ‘So gebt ihm zwei Thaler zwoͤlf Groschen, das ist das Doppelte, und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;’ und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach ‘es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit.’ ‘Mein Gott,’ sprach der Alte, ‘wie bist du zu dem Reichthum gekommen?’ Da erzaͤhlte er ihm wie alles zugegangen waͤre, und wie er im Vertrauen auf sein Gluͤck einen so reichen Fang gethan haͤtte. Mit dem uͤbrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule, und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der beruͤhmteste Doctor auf der ganzen Welt.



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[89/0105] heim packen.’ ‘Vater, ich bin zum erstenmal hier in dem Wald, ich weiß den Weg nicht allein, geht nur mit mir.’ Weil sich der Zorn gelegt hatte, so ließ der Vater sich endlich bereden, und gieng mit ihm heim. Da sprach er zum Sohn ‘geh und verkauf die verschaͤndete Axt, und sieh zu was du dafuͤr kriegst; das uͤbrige muß ich verdienen, um sie dem Nachbar zu bezahlen.’ Der Sohn nahm die Axt, und trug sie in die Stadt zu einem Goldschmied, der probierte sie, legte sie auf die Wage, und sprach ‘sie ist vierhundert Thaler werth, so viel habe ich nicht baar.’ Der Schuͤler sprach ‘gebt mir was ihr habt, das uͤbrige will ich euch borgen.’ Der Goldschmied gab ihm dreihundert Thaler, und blieb einhundert schuldig. Darauf gieng der Schuͤler heim, und sprach ‘Vater, ich habe Geld, geht und fragt, was der Nachbar fuͤr die Axt haben will.’ ‘Das weiß ich schon,’ antwortete der Alte, ‘einen Thaler, sechs Groschen.’ ‘So gebt ihm zwei Thaler zwoͤlf Groschen, das ist das Doppelte, und ist genug; seht ihr, ich habe Geld in Ueberfluß;’ und gab dem Vater einhundert Thaler und sprach ‘es soll euch niemals fehlen, lebt nach eurer Bequemlichkeit.’ ‘Mein Gott,’ sprach der Alte, ‘wie bist du zu dem Reichthum gekommen?’ Da erzaͤhlte er ihm wie alles zugegangen waͤre, und wie er im Vertrauen auf sein Gluͤck einen so reichen Fang gethan haͤtte. Mit dem uͤbrigen Geld aber zog er wieder hin auf die hohe Schule, und lernte weiter, und weil er mit seinem Pflaster alle Wunden heilen konnte, ward er der beruͤhmteste Doctor auf der ganzen Welt.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/105>, abgerufen am 23.11.2024.