Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

ich geh ins Wasser und schwimme; Affe, setz du dich auf meinen Rücken, halt dich aber mit deinen Händen fest, und nimm den Stein ins Maul; Mäuschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.' Also thaten sie, und schwammen den Fluß hinab. Nach einer Zeit wars dem Bären so still, fieng an zu schwatzen, und sagte 'hör, Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst du?' Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. 'Jst das Manier?' sagte der Bär, 'willst du deinem Cameraden keine Antwort geben? ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!' Da konnte sich der Affe nicht länger zurückhalten, er ließ den Stein ins Wasser fallen, und machte dem Bären Vorwürfe, 'wie konnt ich mit dem Stein im Mund antworten? jetzt ist er verloren, und daran bist du Schuld.' 'Zank nur nicht,' sagte der Bär, 'wir wollen schon etwas erdenken.' Da berathschlagten sie sich, und riefen die Laubfrösche, Unken und alles Gethier, das im Wasser lebt, zusammen, und sagten 'es wird ein gewaltiger Feind über euch kommen, macht daß ihr Steine zusammenschafft, so viel ihr könnt, so wollen wir euch eine Mauer bauen, die euch schützt.' Da erschracken die Thiere, und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter dicker Quackfrosch aus dem Grund herauf gerudert, und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Da war der Bär froh, nahm dem Frosch seine Last ab, sagte es wäre alles gut, sie könnten wieder nach Hause gehen, und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Hülfe des Steins, und kamen

ich geh ins Wasser und schwimme; Affe, setz du dich auf meinen Ruͤcken, halt dich aber mit deinen Haͤnden fest, und nimm den Stein ins Maul; Maͤuschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.’ Also thaten sie, und schwammen den Fluß hinab. Nach einer Zeit wars dem Baͤren so still, fieng an zu schwatzen, und sagte ‘hoͤr, Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst du?’ Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. ‘Jst das Manier?’ sagte der Baͤr, ‘willst du deinem Cameraden keine Antwort geben? ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!’ Da konnte sich der Affe nicht laͤnger zuruͤckhalten, er ließ den Stein ins Wasser fallen, und machte dem Baͤren Vorwuͤrfe, ‘wie konnt ich mit dem Stein im Mund antworten? jetzt ist er verloren, und daran bist du Schuld.’ ‘Zank nur nicht,’ sagte der Baͤr, ‘wir wollen schon etwas erdenken.’ Da berathschlagten sie sich, und riefen die Laubfroͤsche, Unken und alles Gethier, das im Wasser lebt, zusammen, und sagten ‘es wird ein gewaltiger Feind uͤber euch kommen, macht daß ihr Steine zusammenschafft, so viel ihr koͤnnt, so wollen wir euch eine Mauer bauen, die euch schuͤtzt.’ Da erschracken die Thiere, und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter dicker Quackfrosch aus dem Grund herauf gerudert, und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Da war der Baͤr froh, nahm dem Frosch seine Last ab, sagte es waͤre alles gut, sie koͤnnten wieder nach Hause gehen, und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Huͤlfe des Steins, und kamen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0124" n="108"/>
ich geh ins Wasser und schwimme; Affe, setz du dich auf meinen Ru&#x0364;cken, halt dich aber mit deinen Ha&#x0364;nden fest, und nimm den Stein ins Maul; Ma&#x0364;uschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.&#x2019; Also thaten sie, und schwammen den Fluß hinab. Nach einer Zeit wars dem Ba&#x0364;ren so still, fieng an zu schwatzen, und sagte &#x2018;ho&#x0364;r, Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst du?&#x2019; Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. &#x2018;Jst das Manier?&#x2019; sagte der Ba&#x0364;r, &#x2018;willst du deinem Cameraden keine Antwort geben? ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!&#x2019; Da konnte sich der Affe nicht la&#x0364;nger zuru&#x0364;ckhalten, er ließ den Stein ins Wasser fallen, und machte dem Ba&#x0364;ren Vorwu&#x0364;rfe, &#x2018;wie konnt ich mit dem Stein im Mund antworten? jetzt ist er verloren, und daran bist du Schuld.&#x2019; &#x2018;Zank nur nicht,&#x2019; sagte der Ba&#x0364;r, &#x2018;wir wollen schon etwas erdenken.&#x2019; Da berathschlagten sie sich, und riefen die Laubfro&#x0364;sche, Unken und alles Gethier, das im Wasser lebt, zusammen, und sagten &#x2018;es wird ein gewaltiger Feind u&#x0364;ber euch kommen, macht daß ihr Steine zusammenschafft, so viel ihr ko&#x0364;nnt, so wollen wir euch eine Mauer bauen, die euch schu&#x0364;tzt.&#x2019; Da erschracken die Thiere, und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter dicker Quackfrosch aus dem Grund herauf gerudert, und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Da war der Ba&#x0364;r froh, nahm dem Frosch seine Last ab, sagte es wa&#x0364;re alles gut, sie ko&#x0364;nnten wieder nach Hause gehen, und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Hu&#x0364;lfe des Steins, und kamen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0124] ich geh ins Wasser und schwimme; Affe, setz du dich auf meinen Ruͤcken, halt dich aber mit deinen Haͤnden fest, und nimm den Stein ins Maul; Maͤuschen, du kannst dich in mein rechtes Ohr setzen.’ Also thaten sie, und schwammen den Fluß hinab. Nach einer Zeit wars dem Baͤren so still, fieng an zu schwatzen, und sagte ‘hoͤr, Affe, wir sind doch brave Cameraden, was meinst du?’ Der Affe aber antwortete nicht und schwieg still. ‘Jst das Manier?’ sagte der Baͤr, ‘willst du deinem Cameraden keine Antwort geben? ein schlechter Kerl, der nicht antwortet!’ Da konnte sich der Affe nicht laͤnger zuruͤckhalten, er ließ den Stein ins Wasser fallen, und machte dem Baͤren Vorwuͤrfe, ‘wie konnt ich mit dem Stein im Mund antworten? jetzt ist er verloren, und daran bist du Schuld.’ ‘Zank nur nicht,’ sagte der Baͤr, ‘wir wollen schon etwas erdenken.’ Da berathschlagten sie sich, und riefen die Laubfroͤsche, Unken und alles Gethier, das im Wasser lebt, zusammen, und sagten ‘es wird ein gewaltiger Feind uͤber euch kommen, macht daß ihr Steine zusammenschafft, so viel ihr koͤnnt, so wollen wir euch eine Mauer bauen, die euch schuͤtzt.’ Da erschracken die Thiere, und brachten Steine von allen Seiten herbeigeschleppt, endlich kam auch ein alter dicker Quackfrosch aus dem Grund herauf gerudert, und hatte das rothe Band mit dem Wunderstein im Mund. Da war der Baͤr froh, nahm dem Frosch seine Last ab, sagte es waͤre alles gut, sie koͤnnten wieder nach Hause gehen, und machte einen kurzen Abschied. Darauf fuhren die drei hinab zu dem Mann im Kasten, sprengten den Deckel mit Huͤlfe des Steins, und kamen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/124
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1837/124>, abgerufen am 23.11.2024.